Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Technische Universität Dresden (Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Als im Jahr 1989 die Massen nicht mehr „Wir sind das Volk!“ riefen, sondern „Wir sind ein Volk!“ war das nicht nur ein Grund für die führende Politikerriege sich in der Einheit Deutschlands zu profilieren, sondern auch ein Grund um nachdenklich zu werden und diese Gedanken in Form von Literatur auf Papier zu bringen. Nicht nur dass viele DDR- Intellektuelle und Teile der damaligen Opposition sich gegen eine Einheit Deutschlands aussprachen, es gab diese Stimmen auch im Westen. Allerdings gingen diese im Getöse des Einheitsjubels unter oder sie wurden sogar als Vaterlandsverräter gestempelt. Viel allerdings scheint an ihren Bedenken wahr zu sein; die Korruption in der in Eile hervorgestampften Treuhand, die Schwärme westdeutscher Politiker, Beamter oder Geschäftsleute im Osten, der auch bald die neuen Länder, Neufünfland und anders gerufen wurde. Es wurden blühende Landschaften und gesunder Wohlstand versprochen, die dann doch etwas auf sich warten ließen. Natürlich war der politische Wille damals dann doch die Einheit Deutschlands, nicht zuletzt unter den sich abzeichnenden politischen Unruhen in der damaligen Sowjetunion. Schien doch Gorbatschow als mächtigster Mann und Erfinder von Perestroika die Garantie für diese Einheit zu sein, mehr noch als der Wille der anderen Siegermächte, so eben Washington neben London und Paris. Deshalb und natürlich politisches Kalkül der CDU, welcher die Wende gerade zur rechten Zeit kam, ließ man sich nicht auf eine Verzögerung der Verhandlungen ein. Die D-Mark musste her und damit auch die politische Einheit Deutschlands. Günther Grass ist mit dem Anspruch angetreten, einen Wenderoman zu schreiben, aber auch einen Roman über sich und über seine Neigung zu Fontanes Texten, vielleicht aber auch „Literatur über Literatur“, wie sich Herbert Glossner im Sonntagsblatt ausdrückt, oder mehr noch Literatur über den Umgang mit Literatur, in Ost und West gleichermaßen, die den Utopieverlust nach der deutschen Einheit schildert, das Problem sich zurechtzufinden in der neuen Welt und die Identitätskrise ostdeutscher Schriftsteller, denen das Thema abhanden gekommen zu sein schien. Insofern will der Roman auch Wenderoman sein, und die Frage lautet ob er das auch wirklich ist. Ungefähr sieben Jahre nach Erscheinen des Romans scheint es nun wichtig diese Kontroverse und die Stellung des Romans darin zu beleuchten.