Neapel im Jahr 1946. Das Land ist zu tiefst gebeutelt vom Krieg, im Süden herrscht eine große Armut. Der siebenjährige Amerigo wohnt alleine mit seiner Mutter, welche sehr verbittert ist und von Amerigos Erzeuger im Stich gelassen wurde. Das Viertel hilft zusammen, so gut es geht. Aber anstatt, dass
der Junge in die Schule geschickt wird, muss er Lumpen sammeln, damit zumindest ein kärglicher Lohn…mehrNeapel im Jahr 1946. Das Land ist zu tiefst gebeutelt vom Krieg, im Süden herrscht eine große Armut. Der siebenjährige Amerigo wohnt alleine mit seiner Mutter, welche sehr verbittert ist und von Amerigos Erzeuger im Stich gelassen wurde. Das Viertel hilft zusammen, so gut es geht. Aber anstatt, dass der Junge in die Schule geschickt wird, muss er Lumpen sammeln, damit zumindest ein kärglicher Lohn nach Hause kommt.
Auf Initiative einer wohltätigen Gemeinschaft bietet sich die Möglichkeit, die Kinder für ein Jahr in den Norden des Landes zu schicken. Dort gibt es Familien, welche genug haben, um ein weiteres Kind aufzunehmen. Trotz aller Zweifel und Ängste entpuppt sich die Zugfahrt nach Bologna für das weitere Schicksal Amerigos als ein Segen. Mehr zu erzählen wäre gespoilert – ich kann nur sagen: Lest dieses fantastische und zu tiefst ergreifende Buch.
Die ersten drei Abschnitte erzählt uns Amerigo sein Leben aus der Sicht des Siebenjährigen. Die Sprache ist dementsprechend gehalten. Im vierten Abschnitt kommt, 48 Jahre später, abermals Amerigo zu Wort, und erzählt uns aus der Sicht eines 55-jährigen. Die Autorin wechselt nicht nur die Zeit, auch der Erzählstil ändert sich von der kindlich naiven Weise zu einem etwas kühlen Sprachstil eines Mannes, der viel erlebt hat, der dankbar ist für sein jetziges Leben, aber mit der Vergangenheit seiner kleinen Familie sehr hadert.
Diesen Sprung der beiden Stile finde ich als besonders gelungen, und zeigt uns mehr als deutlich, wie sich jene dunkle (und durchaus unbekannte) Zeit aus Italiens Geschichte in den Köpfen festgesetzt hat. Es ist ein sehr gelungenes Portrait jener Epoche, in welcher Kinder, wenn auch vorübergehend, weg gegeben wurden, damit es ihnen zumindest für eine kurze Zeit besser geht.
Ganz große Leseempfehlung.