Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Goethes "Wahlverwandtschaften", Sprache: Deutsch, Abstract: In dem durchkomponierten Werk "Die Wahlverwandtschaften" spielen mystische Systeme eine Rolle für die Art und Weise wie sich die Romanhandlung abspielt. Hier soll ein Versuch gemacht werden zu untersuchen, inwiefern dies tableaux vivants zugleich ein System oder einen Teil dieses Systems ausmachen. In der neueren Forschung wird betont, dass Medialität durch die tableaux vivants doppelt akzentuiert wird und dass somit ein Darstellungsprinzip in einer schriftlichen Form entsteht, bei dem die unterschiedlichen Medien der bildenden Kunst, Bühne und Schrift wechselseitig verhandelt werden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist allerdings nicht eine semiotische Analyse der Medialität, sondern in erster Linie eine Untersuchung intertextueller Bezüge zur Handlungsebene der Wahlverwandtschaften. Anhand etlicher Forschungstexten sollen zudem die ästhetischen Implikationen der tableaux vivants in Bezug auf der Formebene des Romans betrachtet werden. Welche Sujets werden gewählt und wie spiegeln und verdichten sie die Romanhandlung? Welche Bedeutung hat die relativ späte Situierung im Roman? Wie werden diese Bühnenauftritte vom Erzähler präsentiert und bewertet? Tableaux vivants heißt so viel wie "lebende Bilder". Bei diesen lebenden Bildern handelt es sich um körperliche, szenische Bilddarstellungen, die durch lebende Personen stumm und still innerhalb eines kurzen Zeitraums ausgeführt werden. Der Begriff hat sich im Laufe des Jahrhunderts zum festen Ausdruck entwickelt und bezeichnet ein besonderes kulturgeschichtliches Phänomen, das sich in der Goethezeit zu einer Mode entwickelte. Die Komposition von lebenden Bildern ist eine Praxis, die seit der Antike existiert, aber die genaue Nachahmung von vorhandenen Kunstwerken kennt man erst seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Zunächst dienten die lebenden Bilder sowohl zur Verbreitung der kirchlichen Lehre, als auch zur Verherrlichung des Fürsten. Gemeinsam war dieses Genres allerdings, dass sie stets Teil einer Veranstaltung waren, d.h. eines Theaterstücks, einer Prozession oder ähnlicher Gelegenheiten. Sie wurden aber zum Ende des Jahrhundert vom Adel und dem bürgerlichen Stand übernommen und zu einer eigenständigen Kunstform gemacht, die sich nun mit der Nachahmung vorhandener Kunstwerke befasste. In dieser Zeit entwickelt sich "ein kunsthistorisches Bewußtsein" und Diskussionen über das Verhältnis zwischen Kunst und Leben, Subjekt und Objekt sowie zwischen Illusion und Wirklichkeit werden geführt.
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