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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Le théâtre de Koltès, Sprache: Deutsch, Abstract: Der vorliegende Essay fragt nach den Konfigurationen der absoluten Andersartigkeit in Bernard-Marie Koltès Theaterstück Roberto Zucco aus dem Jahre 1989, welches posthum an der Berliner Schaubühne in einer Inszenierung von Peter Stein seine Premiere feiert und bis heute das meistgespielte Stück aus dem Repertoire des Autors ist. Grundlage des Stücks ist ein ‚fait…mehr

Produktbeschreibung
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Le théâtre de Koltès, Sprache: Deutsch, Abstract: Der vorliegende Essay fragt nach den Konfigurationen der absoluten Andersartigkeit in Bernard-Marie Koltès Theaterstück Roberto Zucco aus dem Jahre 1989, welches posthum an der Berliner Schaubühne in einer Inszenierung von Peter Stein seine Premiere feiert und bis heute das meistgespielte Stück aus dem Repertoire des Autors ist. Grundlage des Stücks ist ein ‚fait divers’, nämlich die Geschichte des italienischen Serienkillers Roberto Succo, der Ende der 1980er Jahren auch im Süden Frankreichs gemordet und vergewaltigt hat. Dieses Faktum dient jedoch nur als Schablone und ist der ausdrücklichste u. a. zahlreichen intertextuellen Verweisen der künstlerischen Perspektivierung. Auf diese Weise wird jedoch die ästhetische Dimension mit einer politischen verklammert, so dass die Interaktion zwischen Text/Theater und Gesellschaft/Geschichte (Julia Kristeva) akzentuiert ist. Entgegen der skandal tragenden Behauptung Koltès verkläre und glorifiziere mit seinem Zucco die Gewalt des historischen Succo, da ihn der Text weder beurteilt noch verurteilt, handelt es sich im Theaterstück explizit um eine ‚dramatis personae’. Zwar ist diese différance (Jacques Derrida) phonetisch kaum hörbar, sie wird aber an einem einzelnen Graphem lesbar und sichtbar. Aufgrund des historischen Hintergrunds lädt der mythische Held des Textes den Zuschauer nicht zu einer Identifizierung ein, wodurch schon eines der Hauptmerkmale des Textes benannt ist. Dementsprechend fragt das Stück nicht nach den Motiven der Person, da Koltès nicht versucht sie psychologisch erklärbar oder nachvollziehbar zu machen. Vielmehr mordet der rätselhafte Zucco ‚sans raison’, d. h. im doppelten Sinne des Begriffs: ohne Grund und ohne Verstand, so dass es weder eine sinnhafte, vernünftige Letztbegründung für seine Taten gibt, noch können diese mit Hilfe eines rationalen Ordnungssystems erfasst werden. Er und seine Taten sind ein Geheimnis und infolgedessen ist die mediatisierte Legende Roberto S/Zucco bedeutsam für die Gesellschaft. Als Outlaw ist er nicht nur mit einer allgemeinen Faszinations-Ablehnungsbewegung versehn, interessant für Koltès ist die Figur des Serienkillers, weil sie sich außerhalb der etablierten Ordnungsraster und Konventionen bewegt und insofern als anarchisches Moment etwas absolut Anderes, wie z. B. den Wahnsinn oder den Tod, verkörpert, etwas Unvorstellbares und Undarstellbares...