Die wahre Geschichte von Hänsel und Gretel. Blutig, grausam, und nicht kindgerecht, wenn es nach den Erwachsenen geht. Aber die haben doch keine Ahnung! Es war einmal eine Zeit, in der waren Märchen richtig toll. Dann kamen die Erwachsenen und waren der Meinung "daß nicht alle Märchen passend für
das Kindesalter wären und nicht jedes hat sittlichen Wert hätte" und finden an die Märchen…mehrDie wahre Geschichte von Hänsel und Gretel. Blutig, grausam, und nicht kindgerecht, wenn es nach den Erwachsenen geht. Aber die haben doch keine Ahnung! Es war einmal eine Zeit, in der waren Märchen richtig toll. Dann kamen die Erwachsenen und waren der Meinung "daß nicht alle Märchen passend für das Kindesalter wären und nicht jedes hat sittlichen Wert hätte" und finden an die Märchen auszuwählen, die ihrer Meinung nach für Kinder geeignet wären. "Für das Kindesalter Ungeeignete wurden beiseitegelassen und vor allem das aufgenommen, was zum kindlichen Gemüt spricht. Märchen, die den lieben Gott auf der Erde im Verkehr mit den Menschen schildern und ihrer ehrerbietigen und sinnigen Weise das religiöse Empfinden der Kinder nur fördern können." (Agnes Sapper - Grimms Märchen). Um 1900 und den Jahrzehnten darauf und noch heute, findet man die Grimm'schen Märchen für Kinder meist nur in verstümmelter, entschärfter, als kindgerecht eingestufter Form.
Jetzt nun, endlich über 100 Jahre später, nachdem das Entschärfen um sich gegriffen hatte, hat ein Grundschullehrer erkannt, was Kinder wirklich wollen: Blut! Literweise, Eimerweise ja, je grässlicher und gruseliger, desto besser. Adam Gidwitz ist Grundschullehrer und er kann sich genau wie ich noch daran erinnern, was ein Märchen toll macht: Die gruseligen Stellen, genau diese, die die Erwachsenen als "nicht Kindgerecht" einfach weglassen. Kinder sind härter im Nehmen als ihr Erwachsenen glaubt.
Da es die Grimm'schen Märchen jedoch bereits gibt und man sie einfach nicht besser machen kann, hat Gidwitz beschlossen, Hänsel und Gretels wahre Geschichte zu erzählen, die sich durch viele Märchen der Gebrüder Grimm zieht, diese Abenteuer aber anderen Figuren zuschreibt und nicht den wahren Helden, diesen beiden Kindern. Gidwitz erzählt, basierend auf Motiven Grimm'scher Märchen, die eher zu den unbekannteren ihrer Art gehören, die Geschichte zweier Kinder, die ein Ziel verfolgen und scheitern, aber am Ende doch einen Weg finden. Eine Geschichte von zwei Kindern, die versuchen, die Welt zu verstehen. Da werden Hänsel und Gretel beinahe von einer kannibalischen Bäckersfrau fast gegessen, der kinderfressende Mond will sie verschlingen, Gretel schneidet sich ihren Finger ab, Hänsel wird zu einem wilden Tier und geht in die Hölle und doch geben die Beiden nie auf, auch wenn man ihnen nichts zutraut, weil sie nur Kinder sind.
So wie der Trend dazu ging die Märchen zu entschärfen, so nahm man im letzten Jahrhundert den Kindern immer mehr die Eigenverantwortung weg. Dieses Buch ist ein Aufruf Kinder ernst zu nehmen, ihnen Verantwortung zu geben, ihnen Aufgaben zu geben, und endlich aufzuhören sie in Watte zu packen, und in den Schrank zu stellen, um sie vor der bösen, bösen Welt abzuschirmen. Als Kind liebte ich Horrorfilme, je mehr Blut, desto besser, meine Eltern haben mir die unzensierten Märchen zu lesen gegeben, und ich bin auch erwachsen geworden. Ein Film war besser, je mehr Blut floss, so liebte ich es als Kind. Kinder sind direkt, und grausam, das ist ihre Welt, die Welt der Märchen der Brüder Grimm.
Ein wenig störte mich an diesem Buch, dass der Erzähler immer wieder witzig ironisch eingreift. Teilweise ist das sehr gelungen und sehr passend, aber der Scherz mit Ende... doch nicht... Ende... doch nicht... nervt irgendwann und wird bald schal. Auch hat der Übersetzer mal wieder "macht Sinn" statt "ergibt Sinn" übersetzt, was mich jedes Mal wieder ärgert, wenn es mir unter kommt.
Fazit: Gelungene, blutige, grausame und kindgerechte Erzählung nach Motiven der Grimm'schen Märchen.