In der folgenden Arbeit soll am Text "Schlechtes Gewissen" von Thomas Bernhard eine Erzählanalyse vorgenommen werden. Grundlage für diese Analyse werden Gérard Genettes theoretische Überlegungen zur literarischen Erzählung sein, die 1972 unter dem Titel "Discours du récit" erschienen sind . Genette, der in den 1960er Jahren stark vom Strukturalismus beeinflußt wurde, entwickelte auf dieser Basis ein neues System der formalen Textanalyse. In seinem Werk "Figures I" aus dem Jahre 1966 anonymisiert er die Rolle des Autors und lehnt eine Psychologisierung des literarischen Textes durch einen Rückgriff auf die Erfahrung des historischen Autors ab. In "Figures II" (1969), "Figures III" (1972) und "Nouveau discours du récit" (1983) behandelt Genette Fragen der narratologischen Textanalyse. Dabei nimmt er eine Funktions- und Strukturanalyse der Erzählung vor . Die Terminologie, die er dabei entfaltet hat, ist inzwischen zur ,lingua franca' der Erzähltheorien geworden. Genettes strukturalistischer Taxonomie verdanken Erzähltheorien und Erzähltextanalyse entscheidende Fortschritte an terminologischer Präzisierung und Systematisierung, besonders im Hinblick auf die Beschreibung der Formen der erzählerischen Wiedergabe und zeitlichen Anordnung von Ereignissen . Bezüglich der Zeitstruktur unterscheidet Genette zwischen den Kategorien der erzählerischen Anordnung des Geschehens (Ordnung), sowie der Geschwindigkeit (Dauer) und der Häufigkeit (Frequenz) des Erzählens. Außerdem differenziert er zwischen dem Erzählen (Stimme) und der Fokalisierung (Modus) . Bernhards "Schlechtes Gewissen" ist vor allem in Hinblick auf die Ordnung und die Dauer interessant und soll unter diesen Gesichtspunkten, nachdem eine Einteilung der Erzählung in Sequenzen erfolgt ist, näher betrachtet werden.
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