Ein wirklich richtig guter Roman über das Erwachsenwerden und die Bedeutung von Vorurteilen
Jessup ist 17 und stammt aus schwierigen Verhältnissen, aber das tun die meisten dort, wo er herkommt. Football ist seine Welt und er hofft, dass ihm sein Sport helfen wird, Mississippi hinter sich zu
lassen und damit auch die schwierigen Verhältnisse.
Gerade wurde sein Stiefvater aus dem Gefängnis…mehrEin wirklich richtig guter Roman über das Erwachsenwerden und die Bedeutung von Vorurteilen
Jessup ist 17 und stammt aus schwierigen Verhältnissen, aber das tun die meisten dort, wo er herkommt. Football ist seine Welt und er hofft, dass ihm sein Sport helfen wird, Mississippi hinter sich zu lassen und damit auch die schwierigen Verhältnisse.
Gerade wurde sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen. Er ist ein White Supremacist – ein Rassist – und saß im Gefängnis, weil er dabei war als sein anderer Stiefsohn, Ricky, zwei schwarze Studenten zu Tode geprügelt hat.
Jessup hält sich selbst nicht für einen Rassisten, immerhin ist seine Freundin schwarz! Dann kann er ja kein Rassist sein. Und er findet es ungerecht, dass er angefeindet wird für das, was sein Bruder und sein Stiefvater getan haben.
Ein Unfall verändert Jessups Leben für immer. Er muss sich jetzt entscheiden, woran er selbst glauben will und was für ein Mensch er sein möchte.
Alexi Zentner hat in diesem Buch ein tolles Bild vom immer noch offen gelebten Rassismus und der Instrumentalisierung von Geschehnissen und Menschen in den USA gezeichnet. Damit trifft er den Zeitgeist auch bei uns, da durch die AfD das Thema wieder deutlich präsenter geworden ist, allein schon, weil sich immer mehr Menschen trauen, ihren Rassismus offen zu zeigen.
Durch Jessup erkennt man sehr gut die Abstufungen, die es gibt. Sein Stiefvater ist zum Beispiel ein Rassist und lebt das ganz offen, er gehört zur „Heiligen Kirche des weißen Amerika“. Sein Bruder Ricky ist ebenfalls Rassist, er hat den Oberkörper voller entsprechender Tattoos und sitzt 16 Jahre im Gefängnis für den Mord an zwei schwarzen Studenten.
Jessup glaubt, er sei kein Rassist. Doch schon sehr früh im Buch wird deutlich, dass es Graustufen gibt. Jessup hat eine farbige Freundin, also kann er kein Rassist sein, so seine Meinung. Doch gleichzeitig ist er sich sicher, dass er nur deswegen nicht Captain des Football Teams ist, weil er weiß ist und sein Trainer, der Vater seiner Freundin, schwarz und als Schwarzer würde er ihn niemals zum Captain machen, obwohl er der beste Spieler ist. Doch er ist eben auch der Sohn eines Rassisten und weiß. Jessup erkennt nicht, dass allein schon in diesen Gedankengängen Rassismus steckt.
Es ist auch faszinierend, wie das Thema unterschwellig immer wieder aufflackert und man oft erst in letzter Sekunde merkt, auf welcher Seite jemand steht. Manche Charaktere sind richtig gehende Fanatiker, andere „nur“ Mitläufer.
Eines ist auf jeden Fall klar bei diesem Buch: es gibt nicht nur schwarz oder weiß. Vorurteile gibt es in jeder Gesellschaft und gegenüber jedem Menschen. Es geht nicht nur um die Rasse, sondern auch um die Familienzugehörigkeit, oder die Kirchenzugehörigkeit. Es gibt so viele Gründe, aus denen Menschen ein vorgefertigtes Urteil über andere Menschen ins Feld führen. Dieses Buch macht das sehr deutlich. Es zeigt aber auch, dass kaum ein Mensch wirklich frei von Vorurteilen oder auch Rassismus ist. Klar gibt es auch solche Menschen, die ihre Vorurteile kultivieren und so lange mit Verschwörungstheorien und gefühlten Ungerechtigkeiten nähren, bis daraus Hass entsteht.
Fazit: Mir hat das Buch wirklich richtig gut gefallen. Ich finde es so toll, wie es nicht den Zeigefinger erhebt, sondern den Leser selbst Misstöne hören lässt. Man wird gefordert sich selbst eine Meinung zu bilden, zu hinterfragen.
Jessup ist als Protagonist wirklich sehr interessant. Er wuchs auf in einer Welt, in der Rassismus gepredigt wurde. Er selbst weiß nicht genau wo er steht. Er ist 17 Jahre alt und ein Unfall zwingt ihn erwachsen zu werden. Er muss sich entscheiden was für ein Leben er führen will und ob die erlernten Vorurteile ein Teil davon sein sollen.
Ich fand es wirklich richtig gut, wie das Buch die Thematik eingefangen hat. Man erfährt alles aus Jessups Sicht und muss sich selbst ein Urteil bilden.
Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne.