1911, auf dem Höhepunkt der deutschen Kolonialzeit, unternahm die Familie Duderstadt aus Lübeck eine Reise rund um Afrika. Größere Etappen bewältigten sie mit den Postdampfern der Deutschen Ost-Afrika-Linie. Dort genossen sie alle Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt. Auch an Land reisten sie, stets adrett gekleidet, mal mit den neuesten Autos und Eisenbahnlinien, mal im Einbaum oder auf dem Rücken eines Esels zu Zielen wie den Slums von Windhuk, den Victoriafällen, nach Sansibar oder zu den Pyramiden von Gizeh. Von ihrer Reise brachten sie 100 Objekte und 833 Fotografien mit nach Lübeck, die sie 1960 der Völkerkundesammlung vermachten. Dieser noch nie gezeigte Bilderschatz eröffnet amüsante bis bizarre Einblicke in die luxuriöse Lebenswelt früher Tourist:innen. Die Fotos zeigen die Naturschönheit und die kulturelle Vielfalt Afrikas ebenso, wie die vermeintlichen Errungenschaften der Kolonialherren. Aber auch der beginnende Raubbau an der Natur und die Unterdrückung der Einheimischen deuten sich in einigen Bildern an. Unübersehbar sind die Ähnlichkeiten zwischen diesen alten Aufnahmen und den Bildern heutiger Reiseblogs. So soll diese Publikation dazu anregen, über das Verhältnis von Tourismus und Kolonialismus nachzudenken und die heutigen Afrikabilder in unseren Köpfen auf "koloniale Filterblasen" hin kritisch zu hinterfragen.
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