Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, , Veranstaltung: Wolframs 'Parzival', Sprache: Deutsch, Abstract: Dominante Herrscherin, egoistische Mutter und selbstbestimmte Ehefrau oder doch Muttergottes-Allegorie und trauernde Witwe? Die Frauenfigur der Herzeloyde in Wolframs von Eschenbach Parzival wird in der Forschung bis heute kontrovers diskutiert. Sie spielt eine zentrale Rolle in Wolframs archaischem Versepos und obwohl sie lediglich in ihrer Rolle als Ehefrau, Witwe und Mutter des Neugeborenen als Protagonistin in den Vordergrund tritt , wird der Figur der Herzeloyde ebenso als Königin dreier Länder und Mutter des heranwachsenden Parzivals eine große Bedeutung beigemessen. Wolfram von Eschenbach verweist schon im Prolog darauf, dass sich die Darstellung seiner Frauenfiguren an der Realität orientiert und er vor allem das Ziel hat, von wîplîchez wîbes reht (4,11) zu erzählen, also mit seinem Werk Frauenfiguren zu erschaffen, "die der rechten fraulichen Wesensart entsprechen". Nicht selten findet sich im höfischen Roman eher eine "Objekthaftigkeit der Frau" , die dem Leser eine "permanent fremdbestimmt[e]" höfische Dame präsentiert, deren "große Passivität" im Gedächtnis bleibt. So wird die Frau objektiviert, ihrer Stimme beraubt und ohne Anrecht auf Selbstbestimmung "verheiratet, als Preis verliehen und herumgereicht". Von diesem gängigen Darstellungsmuster der höfischen Epik distanziert sich Wolfram mit seiner eigenwilligen Charakterzeichnung der Herzeloyde. So ist es beispielsweise nicht etwa ein männliches Familienmitglied Herzeloydes, von dem sie zum Preis eines Turniers ausgeschrieben wird, sondern sie selbst entscheidet eigenmächtig, als Preis zur Gemahlin des Gewinners im Turnier von Kanvoleis gemacht zu werden. Sie fällt durch "unwomanly forwardness" , die für eine Frau untypische Direktheit auf, indem sie von Beginn ihrer Einführung an selbstbestimmt handelt und ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Wolframs zentrale Mutterfigur sprengt durch ihr Handeln den "traditionell engen Verhaltenskodex einer höfischen Dame" und wird als eine Frau mit verschiedenen Gesichtern sehr unterschiedlich rezipiert. ...
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