“Jede Ehe hat ihre Phasen. Man könnte fast sagen, jede Ehe besteht aus mehreren Leben. Du kannst eine gute Ehe oder eine schlechte Ehe führen, und beide Male ist es dieselbe, nur zu unterschiedlichen Zeiten.” (S.105)
Ganz klar ist dieses Buch optisch ein Blickfang und dabei auch noch so passend
zum Inhalt. Mit dem Äußeren des Romans assoziiere ich eine Patchworkdecke, eine bunte, nach und nach…mehr“Jede Ehe hat ihre Phasen. Man könnte fast sagen, jede Ehe besteht aus mehreren Leben. Du kannst eine gute Ehe oder eine schlechte Ehe führen, und beide Male ist es dieselbe, nur zu unterschiedlichen Zeiten.” (S.105)
Ganz klar ist dieses Buch optisch ein Blickfang und dabei auch noch so passend zum Inhalt. Mit dem Äußeren des Romans assoziiere ich eine Patchworkdecke, eine bunte, nach und nach zusammengenähte Fläche aus vielen Einzelteilen. die am Ende ein Ganzes ergeben, ob sie nun wollen oder nicht….und dieses spiegelt für mich für den Roman perfekt. Ich muss also tatsächlich bei diesem Roman etwas machen, was ich sonst nicht tue….die Hülle lobend erwähnen….im Übrigen ist die Originalausgabe optisch das komplette Gegenteil.
Aber nun schlag ich das Buch mal auf und konzentriere mich auf das Wesentliche.
Ich lande im März 2010 und stehe mit dem jungen Pärchen Serena und James am Bahnhof von Philadelphia und warte mit ihnen auf den Zug nach Baltimore, wo die beiden leben. In Philly leben James’ Eltern und heute war also das erste Kennenlernen. Am Bahnhof glaubt Serena ihren Cousin in einem Mann zu erkennen, der ebenfalls auf seinen Zug warte. Für James völlig unverständlich, wie man seine eigene Familie nicht erkennen kann, denn in seiner großen Familie kennt jede*r jede*n, ist ja schließlich Familie, ein großes Ganzes.
“Das Problem mit großen, offenen Familien war ihre Beschränktheit in Bezug auf weniger offene Familien” (S.23)
Ausgehend von diesen beiden Personen und ihrem Dialog über Familie wirft mich Anne Tyler nun ins Jahr 1959 und ich lerne die Chronik der Familie Garrett kennen mit Stopps in den Jahren 1990, 1997, 2014 und schließlich 2020. Serena’s Wurzeln und was es heißt, wenn sie meint “Selbst wenn alle Garrets zusammenkamen - der Funke sprang gewissermaßen nie über.” (S.30)
““Genau so funktioniert es in einer Familie” sagte sie. “Man erweist sich gegenseitig kleine Gefälligkeiten - verbirgt die eine oder andere unangenehme Wahrheit, sieht über diese oder jene Selbsttäuschung hinweg. Kleine Freundlichkeiten.”
“Und kleine Grausamkeiten.”
“Und kleine Grausamkeiten.” bestätigte sie….” (S. 347)
Bis ich dieses Buch aufschlug, dachte ich wirklich ich sei kaputt, habe an mir gezweifelt, denn irgendwo haben mich viele Bücher in den letzten Monat sehr begeistert, aber so der vom-Hocker-Hauer und mich in Begeisterungsstürme versetzende Roman war nicht dabei. Heute weiß ich, ich bin nicht kaputt, gefehlt hat nur ein Roman wie dieser. Hierbei ist nicht das “was” entscheidet, also nicht die Story an sich, sondern das “wie” und die Antwort ist klar : so und nicht anders. Ich feiere dieses Buch, ich feiere diese Sprache, ich feiere diese feine Beobachtungsgabe von Alltäglichem, ich feiere diesen subtilen und präzisen Stil und ich feiere mein lesendes Nichtkaputtsein dank dieser 352 Seiten.
Ich habe für mich hier gerade eine ganz tolle Erzählerin dazugewonnen und bin so gespannt, was noch alles von ihr in meinen Händen landet, aber fürs Erste genieße ich diesen Flug und das wohlige Gefühl.
PS: aus den Händen zu legen war mir fast unmöglich.