Ein gesichtsloser Mann – und sein Porträtist. Allein reist der namenlose Erzähler und Maler ziellos durch Japan. Schließlich zieht er sich in ein abgelegenes Haus, das einem berühmten Künstler gehört, zurück. Eines Tages erhält er ein äußerst lukratives Angebot. Er soll das Porträt eines reichen Mannes anfertigen. Nach einigem Zögern nimmt er an, und Wataru Menshiki sitzt ihm fortan Modell. Doch der Ich-Erzähler findet nicht zu seiner alten Fertigkeit zurück. Das, was Menshiki ausmacht, kann er nicht erfassen. Wer ist dieser Mann, dessen Bildnis er keine Tiefe verleihen kann? Durch einen Zufall entdeckt der junge Maler auf dem Dachboden ein meisterhaftes Gemälde. Es trägt den Titel ›Die Ermordung des Commendatore‹. Er ist wie besessen von dem Bild, mit dessen Auffinden zunehmend merkwürdige Dinge um ihn herum geschehen, so als würde sich eine andere Welt öffnen. Mit wem könnte er darüber reden? Da ist keiner außer Menshiki, den er kennt. Soll er sich ihm wirklich anvertrauen? Als er es tut, erkennt der Ich-Erzähler, dass Menshiki einen ungeahnten Einfluss auf sein Leben hat. »Einer der genialsten Erzähler der Welt!« DENIS SCHECK
buecher-magazin.deEr ist ein bescheidener Mann Mitte 30, malt Porträts in Öl, die in Chefetagen hängen, und hat sich damit einen Ruf erarbeitet. Ein Leben in beschaulicher Ausgewogenheit, bis ihn überraschend seine Frau verlässt. Ziellos begibt er sich auf eine Reise, an deren Ende er ein kleines Haus in den Bergen bezieht, das ihm ein Freund zur Verfügung stellt. Hier war auch das Domizil eines Malers, der es mit traditionell japanischer Technik zu Ruhm gebracht hatte. Und hier tritt das Unsichtbare auf, das in keinem Murakami-Roman fehlen darf. Nachts schlägt jemand unter der Erde ein Glöckchen, ein beunruhigender Mann mit weißem Haar lässt sich porträtieren und ein Bild mit einem grausamen Motiv liegt versteckt auf dem Dachboden. Murakami zu lesen, ist, als würde man in einem klaren Fluss schwimmen, dessen Wasser eine höchst angenehme Temperatur hat. Alles scheint, wie uns der Erzähler berichtet. Doch wer unter offenem Himmel schwimmt, kennt dieses Gefühl, das man nicht allein im Wasser ist. Unter der Oberfläche walten Strömungen und unbekannte Wesen. Murakamis literarischer Fluss mündet in ein offenes Meer voller Untiefen und Wunder. Diese Reise geht in Teil II im Mai weiter.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2018Japans Unterwelt hat westliche Wurzeln
Er interessiert sich nicht sehr für Philosophie, aber Kino, Kunst, Musik und Bücher inspirieren Haruki Murakami. Nun erscheint der Abschluss seines neuen Romans "Die Ermordung des Commendatore".
Es hat nicht lange gedauert, bis der zweite Band von Haruki Murakamis Roman "Die Ermordung des Commendatore" auf Deutsch erschienen ist: Nicht einmal drei Monate sind seit dem ersten Teil (F.A.Z. vom 23. Januar) vergangen. Da stellt sich die Frage, warum der Verlag den Text überhaupt geteilt hat, der in Japan im Vorjahr noch als Ganzes publiziert wurde. Scheu vor dem Umfang von dann fast tausend Seiten wird es nicht gewesen sein; sonst hätte man Murakamis bislang umfangreichsten Roman, "1Q84", vor acht Jahren auch auf Deutsch in den drei Bänden erscheinen lassen können, die er in Japan einnahm; stattdessen aber fasste der DuMont Verlag die ersten beiden zu einem monumentalen Tausendseitenwerk zusammen, das sich sehr gut verkauft hat, besser als der damalige Abschlussband mit dann nur noch fünfhundert Seiten. Bleibt also der Verdacht, dass dieses Mal kühl ökonomisch gedacht wurde: Für ein einziges Buch, und sei es noch so dick, hätte man keine 52 Euro verlangen können, die die beiden Einzelteile nun zusammen kosten.
Man könnte sich allerdings auch fragen, ob durch das etwas spätere Erscheinen des zweiten Bandes die bewährte Murakami-Übersetzerin Ursula Gräfe entlastet werden sollte, zumal sie für den Tropen-Verlag parallel noch Keigo Higashinos immerhin auch mehr als siebenhundertseitigen Thriller "Unter der Mitternachtssonne" auf dem Schreibtisch liegen hatte. Wenn dem so gewesen wäre, hat diese zusätzliche Frist allerdings keine Wunder bewirkt. Schon früh, noch im ersten Kapitel des zweiten Bandes (dem dreiunddreißigsten in der fortlaufenden Zählung), macht jemand ein "angstvolles Gesicht", und man fragt sich, wieso Frau Gräfe Angst vor "ängstlich" hatte. Generell ist der vielgerühmte lakonische Ton Murakamis hier oftmals ungewohnt unbeholfen, bisweilen fast mechanisch in seiner betonten Unvirtuosität. Das muss nicht der Übersetzerin anzulasten sein, aber wenn es Murakamis Original entspräche, würde sein Ich-Erzähler, ein Maler von gewissen Fertigkeiten, ungebührlich banal gemacht.
Nun hat Murakami immer schon gewöhnliche Helden in den Mittelpunkt durchaus ungewöhnlicher Stoffe gestellt, und auch bei seinem neuen namenlosen Ich-Erzähler, einem Mann von 36 Jahren, handelt es sich nicht um einen berühmten Meister seiner Zunft, sondern um einen Berufsporträtisten, der aber in einer Ehekrise steckt und deshalb sein Leben neu ordnet, darunter auch die Profession. Ein Freund bietet ihm das Haus seines ins Altersheim gelangten Vaters als Quartier an, und da es sich bei dem Greis auch um einen Maler handelt, und zwar diesmal um einen sehr berühmten, wird das Angebot gerne angenommen. Tatsächlich stellt sich beim Ich-Erzähler in der inspirierenden Umgebung neue Freude an der Kunst ein, nicht zuletzt durch den Fund eines vom Hauseigentümer irgendwann versteckten eigenhändigen Gemäldes, das eine Szene aus der Mozart-Oper "Don Giovanni" zeigt: die Ermordung des Commendatore durch den Titelhelden, allerdings gemalt in traditionell japanischem Stil. Murakami hat mit diesem Hybridkunstwerk - westliches Thema und fernöstliche Umsetzung - einen subtilen Kommentar zu den eigenen Schaffensprinzipien angelegt.
Denn er wird ja nicht nur deshalb als permanenter Literaturnobelpreiskandidat gehandelt, weil er in aller Welt begeistert gelesen wird - da gäbe es noch ganz andere Kandidaten -, sondern vor allem, weil er zwischen den Welten schreibt, geographisch wie metaphorisch. Kafka ist der wichtigste Einfluss auf seine Geschichten, und von diesem Autor hat Murakami auch das Unbestimmbare übernommen, das Changieren seiner Protagonisten zwischen Wachen und Träumen, zwischen realer und Phantasiewelt. In Band 1 der "Ermordung des Commendatore" entdeckte der Ich-Erzähler ein geheimnisvolles Erdloch, aus dem, wie sich bald herausstellt, ein Wiedergänger entwichen ist, der genauso aussieht wie der auf dem Gemälde erstochene Commendatore. Es ist jedoch, wie sich bald erweist, kein Geist, sondern eine Idee, was dem ersten Band seinen Untertitel "Eine Idee erscheint" verschafft. Der zweite nun heißt "Eine Metapher wandelt sich". Und so lauten natürlich auch die Titel der beiden Teile des Romans in Japan. Die symmetrische Anlage des Buchs bis hin zur Kapitelzahl (jeweils zweiunddreißig pro Teil) erleichterte dem deutschen Verlag die Aufsplittung.
Wer ist nun die Metapher? Eine andere Figur des geheimnisvollen Don-Giovanni-Bildes, nämlich ein Beobachter, der den Mord aus einem Erdloch verfolgt, vom Ich-Erzähler seiner Physiognomie wegen "Langgesicht" getauft. Als schließlich auch diese Gestalt real - was immer das bei Murakami heißen soll - auftritt, erklärt sie sich selbst als "bescheidenes Sinnbild, ein Wesen, das Dinge mit Bildern verknüpft". Wer bei Murakami tiefstapelt, hat meistens den Schlüssel zum Geschehen in der Hand, und tatsächlich ermöglicht Langgesicht dem Ich-Erzähler eine Unterweltreise (oder besser: Unterbewusstseinsfahrt), die ihm ermöglichen soll, ein in der wahren Welt verschwundenes Mädchen wiederzufinden.
Hat bis zum Beginn dieser Reise ins Innere seiner selbst der Ich-Erzähler nur weiter verstrickt, was der erste Band an Handlungsfäden schon bereitgestellt hatte (darunter leider auch eine ungehörige Portion peinlicher Altmänner-Erotik), so setzt mit dem neuen phantastischen Schauplatz auch ein ganz neues Erzählen ein. Nicht stilistisch; selten wurde in der Weltliteratur so unaufgeregt aus einem Jenseits reportiert. Aber die ganze Psychologie der Geschichte wird so kondensiert, wie es bald auch dem Ich-Erzähler körperlich widerfährt. Hier transferiert Murakami westliche Vorbilder, vor allem Dante und Freud, zu Landschaftsbeschreibungen, die ans japanische Kino denken lassen, etwa an Nobuo Nakagawas Höllenphantasie "Jigoku" von 1960 oder Akira Kurosawas Nachtmahrepisoden aus seinen "Träumen" von 1990. Zugleich erkennt man hier, wie geschickt "Die Ermordung des Commendatore" konzipiert ist, denn das zentrale Motiv der Bedrängung ist von Beginn an vielfach präsent.
Das Spiel mit den philosophisch besetzten Begriffen "Idee" und "Metapher" trägt dagegen weniger weit, als man Murakami zugetraut hätte. Für Reminiszenzen an Platon hat es gereicht, für Donald Davidson etwa hat sich der Schriftsteller offenbar nicht interessiert. Dafür ist faszinierend zu sehen, welche Einflüsse in der Figur des verschwundenen Mädchens Marie wirksam werden: Goethes "Wahlverwandtschaften" etwa, aber auch - bei diesem Namen naheliegend - der christliche Topos der Jungfrauengeburt. Murakami erweist sich einmal mehr als großer Eklektiker. Dass die Geschichte weitgehend offen endet, daran hat man sich bei ihm gewöhnt. Wer sich daran stört, ist für einen Großen der Gegenwart eh nicht zu haben.
ANDREAS PLATTHAUS
Haruki Murakami: "Die Ermordung des Commendatore". Band 2: Eine Metapher wandelt sich. Roman.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont Buchverlag, Köln 2018. 491 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er interessiert sich nicht sehr für Philosophie, aber Kino, Kunst, Musik und Bücher inspirieren Haruki Murakami. Nun erscheint der Abschluss seines neuen Romans "Die Ermordung des Commendatore".
Es hat nicht lange gedauert, bis der zweite Band von Haruki Murakamis Roman "Die Ermordung des Commendatore" auf Deutsch erschienen ist: Nicht einmal drei Monate sind seit dem ersten Teil (F.A.Z. vom 23. Januar) vergangen. Da stellt sich die Frage, warum der Verlag den Text überhaupt geteilt hat, der in Japan im Vorjahr noch als Ganzes publiziert wurde. Scheu vor dem Umfang von dann fast tausend Seiten wird es nicht gewesen sein; sonst hätte man Murakamis bislang umfangreichsten Roman, "1Q84", vor acht Jahren auch auf Deutsch in den drei Bänden erscheinen lassen können, die er in Japan einnahm; stattdessen aber fasste der DuMont Verlag die ersten beiden zu einem monumentalen Tausendseitenwerk zusammen, das sich sehr gut verkauft hat, besser als der damalige Abschlussband mit dann nur noch fünfhundert Seiten. Bleibt also der Verdacht, dass dieses Mal kühl ökonomisch gedacht wurde: Für ein einziges Buch, und sei es noch so dick, hätte man keine 52 Euro verlangen können, die die beiden Einzelteile nun zusammen kosten.
Man könnte sich allerdings auch fragen, ob durch das etwas spätere Erscheinen des zweiten Bandes die bewährte Murakami-Übersetzerin Ursula Gräfe entlastet werden sollte, zumal sie für den Tropen-Verlag parallel noch Keigo Higashinos immerhin auch mehr als siebenhundertseitigen Thriller "Unter der Mitternachtssonne" auf dem Schreibtisch liegen hatte. Wenn dem so gewesen wäre, hat diese zusätzliche Frist allerdings keine Wunder bewirkt. Schon früh, noch im ersten Kapitel des zweiten Bandes (dem dreiunddreißigsten in der fortlaufenden Zählung), macht jemand ein "angstvolles Gesicht", und man fragt sich, wieso Frau Gräfe Angst vor "ängstlich" hatte. Generell ist der vielgerühmte lakonische Ton Murakamis hier oftmals ungewohnt unbeholfen, bisweilen fast mechanisch in seiner betonten Unvirtuosität. Das muss nicht der Übersetzerin anzulasten sein, aber wenn es Murakamis Original entspräche, würde sein Ich-Erzähler, ein Maler von gewissen Fertigkeiten, ungebührlich banal gemacht.
Nun hat Murakami immer schon gewöhnliche Helden in den Mittelpunkt durchaus ungewöhnlicher Stoffe gestellt, und auch bei seinem neuen namenlosen Ich-Erzähler, einem Mann von 36 Jahren, handelt es sich nicht um einen berühmten Meister seiner Zunft, sondern um einen Berufsporträtisten, der aber in einer Ehekrise steckt und deshalb sein Leben neu ordnet, darunter auch die Profession. Ein Freund bietet ihm das Haus seines ins Altersheim gelangten Vaters als Quartier an, und da es sich bei dem Greis auch um einen Maler handelt, und zwar diesmal um einen sehr berühmten, wird das Angebot gerne angenommen. Tatsächlich stellt sich beim Ich-Erzähler in der inspirierenden Umgebung neue Freude an der Kunst ein, nicht zuletzt durch den Fund eines vom Hauseigentümer irgendwann versteckten eigenhändigen Gemäldes, das eine Szene aus der Mozart-Oper "Don Giovanni" zeigt: die Ermordung des Commendatore durch den Titelhelden, allerdings gemalt in traditionell japanischem Stil. Murakami hat mit diesem Hybridkunstwerk - westliches Thema und fernöstliche Umsetzung - einen subtilen Kommentar zu den eigenen Schaffensprinzipien angelegt.
Denn er wird ja nicht nur deshalb als permanenter Literaturnobelpreiskandidat gehandelt, weil er in aller Welt begeistert gelesen wird - da gäbe es noch ganz andere Kandidaten -, sondern vor allem, weil er zwischen den Welten schreibt, geographisch wie metaphorisch. Kafka ist der wichtigste Einfluss auf seine Geschichten, und von diesem Autor hat Murakami auch das Unbestimmbare übernommen, das Changieren seiner Protagonisten zwischen Wachen und Träumen, zwischen realer und Phantasiewelt. In Band 1 der "Ermordung des Commendatore" entdeckte der Ich-Erzähler ein geheimnisvolles Erdloch, aus dem, wie sich bald herausstellt, ein Wiedergänger entwichen ist, der genauso aussieht wie der auf dem Gemälde erstochene Commendatore. Es ist jedoch, wie sich bald erweist, kein Geist, sondern eine Idee, was dem ersten Band seinen Untertitel "Eine Idee erscheint" verschafft. Der zweite nun heißt "Eine Metapher wandelt sich". Und so lauten natürlich auch die Titel der beiden Teile des Romans in Japan. Die symmetrische Anlage des Buchs bis hin zur Kapitelzahl (jeweils zweiunddreißig pro Teil) erleichterte dem deutschen Verlag die Aufsplittung.
Wer ist nun die Metapher? Eine andere Figur des geheimnisvollen Don-Giovanni-Bildes, nämlich ein Beobachter, der den Mord aus einem Erdloch verfolgt, vom Ich-Erzähler seiner Physiognomie wegen "Langgesicht" getauft. Als schließlich auch diese Gestalt real - was immer das bei Murakami heißen soll - auftritt, erklärt sie sich selbst als "bescheidenes Sinnbild, ein Wesen, das Dinge mit Bildern verknüpft". Wer bei Murakami tiefstapelt, hat meistens den Schlüssel zum Geschehen in der Hand, und tatsächlich ermöglicht Langgesicht dem Ich-Erzähler eine Unterweltreise (oder besser: Unterbewusstseinsfahrt), die ihm ermöglichen soll, ein in der wahren Welt verschwundenes Mädchen wiederzufinden.
Hat bis zum Beginn dieser Reise ins Innere seiner selbst der Ich-Erzähler nur weiter verstrickt, was der erste Band an Handlungsfäden schon bereitgestellt hatte (darunter leider auch eine ungehörige Portion peinlicher Altmänner-Erotik), so setzt mit dem neuen phantastischen Schauplatz auch ein ganz neues Erzählen ein. Nicht stilistisch; selten wurde in der Weltliteratur so unaufgeregt aus einem Jenseits reportiert. Aber die ganze Psychologie der Geschichte wird so kondensiert, wie es bald auch dem Ich-Erzähler körperlich widerfährt. Hier transferiert Murakami westliche Vorbilder, vor allem Dante und Freud, zu Landschaftsbeschreibungen, die ans japanische Kino denken lassen, etwa an Nobuo Nakagawas Höllenphantasie "Jigoku" von 1960 oder Akira Kurosawas Nachtmahrepisoden aus seinen "Träumen" von 1990. Zugleich erkennt man hier, wie geschickt "Die Ermordung des Commendatore" konzipiert ist, denn das zentrale Motiv der Bedrängung ist von Beginn an vielfach präsent.
Das Spiel mit den philosophisch besetzten Begriffen "Idee" und "Metapher" trägt dagegen weniger weit, als man Murakami zugetraut hätte. Für Reminiszenzen an Platon hat es gereicht, für Donald Davidson etwa hat sich der Schriftsteller offenbar nicht interessiert. Dafür ist faszinierend zu sehen, welche Einflüsse in der Figur des verschwundenen Mädchens Marie wirksam werden: Goethes "Wahlverwandtschaften" etwa, aber auch - bei diesem Namen naheliegend - der christliche Topos der Jungfrauengeburt. Murakami erweist sich einmal mehr als großer Eklektiker. Dass die Geschichte weitgehend offen endet, daran hat man sich bei ihm gewöhnt. Wer sich daran stört, ist für einen Großen der Gegenwart eh nicht zu haben.
ANDREAS PLATTHAUS
Haruki Murakami: "Die Ermordung des Commendatore". Band 2: Eine Metapher wandelt sich. Roman.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont Buchverlag, Köln 2018. 491 S., geb., 26,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2018Farbenleere
Alles wirkt unscheinbar,
aber bedeutsam für das Ganze:
Haruki Murakamis „Die Ermordung
des Commendatore“ ist der Auftakt
zu einer neuen Romantrilogie
VON BURKHARD MÜLLER
F arbe und ihre Abwesenheit: Das war ein zentrales Thema auch schon im bisher letzten Roman von Haruki Murakami gewesen, der den Titel trug „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“. Sein Held hatte sehr darunter gelitten, dass in dem unverbrüchlichen Freundschaftsbund, dem er angehörte, die anderen vier Mitglieder alle Namen hatten, in denen die japanischen Wörter für Rot, Blau, Schwarz und Weiß vorkamen – nur er war leer ausgegangen.
Jetzt, in Murakamis neuestem Buch, steht ein Maler im Mittelpunkt, 36 Jahre alt, in dessen Leben und Kunst vieles ungewiss geworden ist. Da er in der Ichform erzählt, erfährt der Leser seinen Namen nicht. Er zieht sich, von seiner Frau verlassen und der ewigen Porträt-Aufträge überdrüssig, nach einer längeren Irrfahrt mit seinem alten Auto in ein einsames Berghäuschen zurück, das ihm ein Freund überlassen hat. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Kunstunterricht in der Volkshochschule der nächsten Kleinstadt. Da naht sich ihm eines Tages ein schon etwas älterer Herr, der ihm einen unvernünftig hohen Preis bietet, wenn er von seinem Vorsatz, nie wieder Porträts anzufertigen, abrückt und ihn malt. Dieser Herr trägt einen Anzug, für den weiß eine zu schwache Bezeichnung wäre; von einer die Augen blendenden Schneeweiße ist er, und auch sein Haar hat dieselbe reinweiße Farbe. Er stellt sich mit „Menshiki“ vor und überreicht eine Visitenkarte, auf der dieser offenbar sehr ungewöhnliche Name mit den Zeichen für „Farbe“ und „vermeiden“ geschrieben ist.
Die Sprache dieses Buches ist, wie immer bei Murakami, klar und schlicht, und doch spürt der Leser, dass diese gut aufgeräumte Oberfläche, die an einen Zen-Garten erinnert, Geheimnisse birgt. Das größte und offensichtlichste Geheimnis liegt in der Figur des Ich-Erzählers, eines sympathischen und etwas passiven, nicht mehr ganz jungen Mannes, der sich niemandem aufdrängt und den andere doch gern ins Vertrauen ziehen. Aber offensichtlich gibt es Dinge, die er über sich selbst nicht weiß: Er scheint wie unter Betäubung zu leben, in einem Schmerz, den er gar nicht zu fühlen vermag. Auf geradezu kindlich unbedachte Art schildert er den Sex mit einer älteren Frau, die ihn ungefähr einmal pro Woche besuchen kommt; doch bei diesen freundlichen und erfreulichen Begegnungen, wie man beim Lesen immer mehr bemerkt, fehlt etwas: das emotionale Element.
Die vielleicht bemerkenswerteste Eigenschaft von Murakamis Schreiben besteht darin, dass gerade solche emotionalen Fehlstellen eine hohe emotionale Kraft besitzen; man ahnt, dass an solchen blinden Orten die eigentliche Verletzung steckt, und diese Ahnung versetzt das Gewebe des Buchs in Schwingungen von niedriger Frequenz, die aber gerade so durch und durch gehen.
Die Gegenwart breitet sich vor Erzähler und Leser so hell und offen aus wie die Landschaft, in der das Buch spielt. Aber in sie hinein sendet die Vergangenheit ihre Signale. Die unbestimmt geheimnisvolle Atmosphäre verdichtet sich zu Rätseln, die nach und nach auftauchen; auftauchen auch im buchstäblichen Sinn, denn es findet sich zum Beispiel auf dem vom Erzähler bewohnten Grundstück plötzlich ein sorgsam ausgemauerter, brunnenförmiger Schacht. Wozu um alles in der Welt hat er gedient? Und was hat es mit dem kleinen, glöckchenbesetzten Instrument auf sich, das auf dessen leerem Grund liegt? In manchen Nächten hatte der Erzähler Schellenklang vernommen.
In dem Haus, in dem er Zuflucht gefunden hat, lebte und arbeitete früher der Vater des Freundes, ein berühmter Maler, der inzwischen zum dementen Pflegefall geworden ist. Als der Erzähler eines Tages den Dachboden aufsucht, in dem er merkwürdige Geräusche gehört hat, stößt er dort nicht nur auf die Verursacherin, eine kleine Eule, die jetzt, am Tage, schläft und zu der er sich sofort stark hingezogen fühlt, wie sie da so sitzt, einer geflügelten Katze gleich, sondern auch auf ein dick eingewickeltes Paket, das, nach seiner Staubschicht zu schließen, dort schon viele Jahre unberührt steht. Er wagt es, es auszupacken, und hat das Gemälde in der Hand, das dem Buch den Titel gibt: Die Ermordung des Commendatore. Zu sehen ist, dargestellt im Stil einer bestimmten mittelalterlichen Epoche Japans, das Duell zwischen einem alten und einem jungen Mann. Der junge stößt dem alten sein Schwert ins Herz, dieser, noch nicht tot, wirkt mehr erstaunt als entsetzt, indem schon das Blut aus ihm herausschießt, während eine erschrockene junge Frau und eine dienerartige Figur dabeistehen und aus einer Luke im Boden (aber wo kommt mitten im Gelände so eine Luke her?) eine Figur mit starrem Blick und länglichem Gesicht, das einer gebogenen Aubergine ähnelt, hervorsieht. Es handelt sich zweifellos um ein bedeutendes Kunstwerk, aber es ist von bestürzender Gewaltsamkeit. Der Erzähler erkennt sofort: Nachdem er dieses Bild gesehen hat, von dem er zunächst noch überhaupt nichts begreift, wird sein Leben nicht bleiben, was es war; und seine Kunst, wie sich alsbald herausstellt, auch nicht. Er wird die Farbe neu für sich entdecken, und zwar gerade bei der Arbeit am problematischen Bildnis des schneeweißen Herrn Menshiki.
Was bitte ist ein Commendatore? Dem musikbegeisterten Erzähler geht plötzlich ein Licht auf: Das ist der Großkomtur aus Mozarts Oper, der von Don Giovanni getötet wird und dann als Steinerner Gast wiederkehrt, um den Frevler in die Hölle zu holen. Wie so oft bei Murakami erhellt sich die eine Seite des rätselhaften Gegenstands, während sich auf der anderen die Dunkelheit umso mehr vertieft.
Das Buch stellt den Auftakt einer Trilogie dar und gleicht darin Murakamis anderem, 2009 erschienenen Opus magnum, „1Q84“. Doch hat es, soweit sich bisher absehen lässt, eine straffere erzählerische Ökonomie, allein schon darum, weil es sich mit einer einzigen Erzählperspektive begnügt. Und es bleiben genug lose Fäden übrig, dass man mit Spannung erwartet, wie es in den Bänden zwei und drei weitergeht.
Schon jetzt dürfte feststehen, dass sich nicht alle diese Fäden auf natürliche und realistische Weise verknüpfen werden. Es gibt auch ein Reich der Geister oder Ideen, das in die Welt der Menschen eingreift (aber nur, wenn es, wie der Steinerne Gast, zuvor eine Einladung bekommen hat); aus ihr kommt zum Beispiel das Püppchen in altertümlicher Tracht, das auf einmal nachts auf dem Sofa des Erzählers sitzt und zu sprechen beginnt. Murakami schafft es, dass man über die Reden, die dieser hochadelige Zwerg führt, lachen kann, ohne dass sich seine Unheimlichkeit vermindert.
Es fällt bei diesem Autor schwer, die besondere Qualität seiner Bücher exemplarisch in einem Zitat vor Augen zu führen; alles Einzelne wirkt bei ihm unscheinbar, bedeutsam ist das Ganze. Murakami ist ein sehr diskreter Zauberer.
Die Übersetzung stammt, wie bei den meisten seiner Bücher, von Ursula Gräfe. Man macht sich wohl nicht genügend klar, dass wir den Murakami, den wir schätzen und lieben, aus ihrer Hand empfangen haben. So viel an seinem Werk vollzieht sich ungreifbar und sozusagen unterirdisch, und was dies der Übersetzerin abverlangt, können westliche Leser nur erahnen. Dass wir hier nicht stolpern, dass wir verstehen, worum es geht, und das Geheimnis dennoch gewahrt bleibt, das verdanken wir ihr.
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore. Band I: Eine Idee erscheint. Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont, Köln 2018. 479 Seiten, 26 Euro. E-Book 20,99 Euro.
Wie oft bei Murakami, erhellt
sich die eine Seite, während
sich die andere verdunkelt
Murakamis Prosa erscheint schlicht
und klar, birgt aber Geheimnisse. Ein
Zen-Garten in Kyoto. Foto: Mauritius
Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami. AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Alles wirkt unscheinbar,
aber bedeutsam für das Ganze:
Haruki Murakamis „Die Ermordung
des Commendatore“ ist der Auftakt
zu einer neuen Romantrilogie
VON BURKHARD MÜLLER
F arbe und ihre Abwesenheit: Das war ein zentrales Thema auch schon im bisher letzten Roman von Haruki Murakami gewesen, der den Titel trug „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“. Sein Held hatte sehr darunter gelitten, dass in dem unverbrüchlichen Freundschaftsbund, dem er angehörte, die anderen vier Mitglieder alle Namen hatten, in denen die japanischen Wörter für Rot, Blau, Schwarz und Weiß vorkamen – nur er war leer ausgegangen.
Jetzt, in Murakamis neuestem Buch, steht ein Maler im Mittelpunkt, 36 Jahre alt, in dessen Leben und Kunst vieles ungewiss geworden ist. Da er in der Ichform erzählt, erfährt der Leser seinen Namen nicht. Er zieht sich, von seiner Frau verlassen und der ewigen Porträt-Aufträge überdrüssig, nach einer längeren Irrfahrt mit seinem alten Auto in ein einsames Berghäuschen zurück, das ihm ein Freund überlassen hat. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Kunstunterricht in der Volkshochschule der nächsten Kleinstadt. Da naht sich ihm eines Tages ein schon etwas älterer Herr, der ihm einen unvernünftig hohen Preis bietet, wenn er von seinem Vorsatz, nie wieder Porträts anzufertigen, abrückt und ihn malt. Dieser Herr trägt einen Anzug, für den weiß eine zu schwache Bezeichnung wäre; von einer die Augen blendenden Schneeweiße ist er, und auch sein Haar hat dieselbe reinweiße Farbe. Er stellt sich mit „Menshiki“ vor und überreicht eine Visitenkarte, auf der dieser offenbar sehr ungewöhnliche Name mit den Zeichen für „Farbe“ und „vermeiden“ geschrieben ist.
Die Sprache dieses Buches ist, wie immer bei Murakami, klar und schlicht, und doch spürt der Leser, dass diese gut aufgeräumte Oberfläche, die an einen Zen-Garten erinnert, Geheimnisse birgt. Das größte und offensichtlichste Geheimnis liegt in der Figur des Ich-Erzählers, eines sympathischen und etwas passiven, nicht mehr ganz jungen Mannes, der sich niemandem aufdrängt und den andere doch gern ins Vertrauen ziehen. Aber offensichtlich gibt es Dinge, die er über sich selbst nicht weiß: Er scheint wie unter Betäubung zu leben, in einem Schmerz, den er gar nicht zu fühlen vermag. Auf geradezu kindlich unbedachte Art schildert er den Sex mit einer älteren Frau, die ihn ungefähr einmal pro Woche besuchen kommt; doch bei diesen freundlichen und erfreulichen Begegnungen, wie man beim Lesen immer mehr bemerkt, fehlt etwas: das emotionale Element.
Die vielleicht bemerkenswerteste Eigenschaft von Murakamis Schreiben besteht darin, dass gerade solche emotionalen Fehlstellen eine hohe emotionale Kraft besitzen; man ahnt, dass an solchen blinden Orten die eigentliche Verletzung steckt, und diese Ahnung versetzt das Gewebe des Buchs in Schwingungen von niedriger Frequenz, die aber gerade so durch und durch gehen.
Die Gegenwart breitet sich vor Erzähler und Leser so hell und offen aus wie die Landschaft, in der das Buch spielt. Aber in sie hinein sendet die Vergangenheit ihre Signale. Die unbestimmt geheimnisvolle Atmosphäre verdichtet sich zu Rätseln, die nach und nach auftauchen; auftauchen auch im buchstäblichen Sinn, denn es findet sich zum Beispiel auf dem vom Erzähler bewohnten Grundstück plötzlich ein sorgsam ausgemauerter, brunnenförmiger Schacht. Wozu um alles in der Welt hat er gedient? Und was hat es mit dem kleinen, glöckchenbesetzten Instrument auf sich, das auf dessen leerem Grund liegt? In manchen Nächten hatte der Erzähler Schellenklang vernommen.
In dem Haus, in dem er Zuflucht gefunden hat, lebte und arbeitete früher der Vater des Freundes, ein berühmter Maler, der inzwischen zum dementen Pflegefall geworden ist. Als der Erzähler eines Tages den Dachboden aufsucht, in dem er merkwürdige Geräusche gehört hat, stößt er dort nicht nur auf die Verursacherin, eine kleine Eule, die jetzt, am Tage, schläft und zu der er sich sofort stark hingezogen fühlt, wie sie da so sitzt, einer geflügelten Katze gleich, sondern auch auf ein dick eingewickeltes Paket, das, nach seiner Staubschicht zu schließen, dort schon viele Jahre unberührt steht. Er wagt es, es auszupacken, und hat das Gemälde in der Hand, das dem Buch den Titel gibt: Die Ermordung des Commendatore. Zu sehen ist, dargestellt im Stil einer bestimmten mittelalterlichen Epoche Japans, das Duell zwischen einem alten und einem jungen Mann. Der junge stößt dem alten sein Schwert ins Herz, dieser, noch nicht tot, wirkt mehr erstaunt als entsetzt, indem schon das Blut aus ihm herausschießt, während eine erschrockene junge Frau und eine dienerartige Figur dabeistehen und aus einer Luke im Boden (aber wo kommt mitten im Gelände so eine Luke her?) eine Figur mit starrem Blick und länglichem Gesicht, das einer gebogenen Aubergine ähnelt, hervorsieht. Es handelt sich zweifellos um ein bedeutendes Kunstwerk, aber es ist von bestürzender Gewaltsamkeit. Der Erzähler erkennt sofort: Nachdem er dieses Bild gesehen hat, von dem er zunächst noch überhaupt nichts begreift, wird sein Leben nicht bleiben, was es war; und seine Kunst, wie sich alsbald herausstellt, auch nicht. Er wird die Farbe neu für sich entdecken, und zwar gerade bei der Arbeit am problematischen Bildnis des schneeweißen Herrn Menshiki.
Was bitte ist ein Commendatore? Dem musikbegeisterten Erzähler geht plötzlich ein Licht auf: Das ist der Großkomtur aus Mozarts Oper, der von Don Giovanni getötet wird und dann als Steinerner Gast wiederkehrt, um den Frevler in die Hölle zu holen. Wie so oft bei Murakami erhellt sich die eine Seite des rätselhaften Gegenstands, während sich auf der anderen die Dunkelheit umso mehr vertieft.
Das Buch stellt den Auftakt einer Trilogie dar und gleicht darin Murakamis anderem, 2009 erschienenen Opus magnum, „1Q84“. Doch hat es, soweit sich bisher absehen lässt, eine straffere erzählerische Ökonomie, allein schon darum, weil es sich mit einer einzigen Erzählperspektive begnügt. Und es bleiben genug lose Fäden übrig, dass man mit Spannung erwartet, wie es in den Bänden zwei und drei weitergeht.
Schon jetzt dürfte feststehen, dass sich nicht alle diese Fäden auf natürliche und realistische Weise verknüpfen werden. Es gibt auch ein Reich der Geister oder Ideen, das in die Welt der Menschen eingreift (aber nur, wenn es, wie der Steinerne Gast, zuvor eine Einladung bekommen hat); aus ihr kommt zum Beispiel das Püppchen in altertümlicher Tracht, das auf einmal nachts auf dem Sofa des Erzählers sitzt und zu sprechen beginnt. Murakami schafft es, dass man über die Reden, die dieser hochadelige Zwerg führt, lachen kann, ohne dass sich seine Unheimlichkeit vermindert.
Es fällt bei diesem Autor schwer, die besondere Qualität seiner Bücher exemplarisch in einem Zitat vor Augen zu führen; alles Einzelne wirkt bei ihm unscheinbar, bedeutsam ist das Ganze. Murakami ist ein sehr diskreter Zauberer.
Die Übersetzung stammt, wie bei den meisten seiner Bücher, von Ursula Gräfe. Man macht sich wohl nicht genügend klar, dass wir den Murakami, den wir schätzen und lieben, aus ihrer Hand empfangen haben. So viel an seinem Werk vollzieht sich ungreifbar und sozusagen unterirdisch, und was dies der Übersetzerin abverlangt, können westliche Leser nur erahnen. Dass wir hier nicht stolpern, dass wir verstehen, worum es geht, und das Geheimnis dennoch gewahrt bleibt, das verdanken wir ihr.
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore. Band I: Eine Idee erscheint. Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont, Köln 2018. 479 Seiten, 26 Euro. E-Book 20,99 Euro.
Wie oft bei Murakami, erhellt
sich die eine Seite, während
sich die andere verdunkelt
Murakamis Prosa erscheint schlicht
und klar, birgt aber Geheimnisse. Ein
Zen-Garten in Kyoto. Foto: Mauritius
Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami. AFP
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein verunsicherter und haltloser Held, der offenherzig und doch diskret erzählt, eine mysteriöse Geliebte und viel Geheimnis - alle Zutaten für einen typischen Murakami sind im ersten Teil der neuen Trilogie angelegt, verrät Rezensent Tilman Spreckelsen. Und doch gibt es eine Neuerung: Erstmals dreht sich ein Roman des japanischen Schriftstellers vollständig um einen Künstler, einen namenlosen Maler in einer Schaffenskrise, der über das Auftragsporträt für den rätselhaften Herrn Menshiki zu sich und seinem Stil zurückfindet, resümiert der Kritiker. Fasziniert beobachtet der Rezensent zudem, wie Murakami das Sujet des titelgebenden Gemäldes mit Handlung und Vergangenheit seines Helden verwebt. Vor allem aber liest er diesen, wie er findet, reifen Roman als kluge Reflexion über die Kunst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In 'Die Ermordung des Commendatore' blinzelt der literarische Weltstar Haruki Murakami meisterhaft zwischen Halluzination und Realität.« Anne Haeming, SPIEGEL ONLINE »Es [gelingt Murakami] mit jeder seiner Geschichten, erzählerische Lakonie und Fantastik, Gegenwartsdiagnostik und Geisterbeschwörung zu verschmelzen.« Peter Praschl, DIE LITERARISCHE WELT »[...] ein Kammerspiel über Geister und Kunst, das bis ins Konzentrationslager Treblinka führt, virtuos inszeniert von jenem Meister der einfachen Sätze und komplexen Gedanken, dessen Werk selbst für die Verschmelzung westlicher und japanischer Traditionen steht.« Denis Scheck, DRUCKFRISCH »Von Murakami lernen, dachte ich, heißt erzählen lernen.« Jan Brandt, LITERATUR SPIEGEL »[Haruki Murakami] hat die Gabe, Träume zu erschaffen und dabei hellwach zu bleiben.« Martina Läubli, NZZ AM SONNTAG »Die Sprache dieses Buches ist klar und schlicht, und doch spürt der Leser, dass diese gut aufgeräumte Oberfläche Geheimnisse birgt.« Burkhard Müller, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Murakami fragt nach nichts Geringerem als nach dem Preis, den wir dafür zahlen, wenn wir uns Kunst hingeben.« Tilman Spreckelsen, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Man liest dieses Buch in einem Atemzug und stellt dann fest, dass eigentlich alle Erzählstränge noch offen zutage liegen. Das ist der große, wenn auch einzige Nachteil dieses Romans: Der zweite Teil erscheint erst Mitte April.« Ronald Düker, DIE ZEIT »Er tut es wieder: Murakami schickt seinen Helden in die Einsamkeit, dort umschlingt ihn das Unerwartete. Suchtgefahr.« ZEIT LITERATUR SPEZIAL »Wie geht es, dass ich immer wissen möchte, wie das nächste Kapitel weitergeht? Das ist hohe Handwerkskunst!« Bernhard Fetz, ORF Ö1 »Es ist wunderbar seltsam, niemand schreibt so etwas. [...] Man liest es hypnotisiert« Clemens Setz, ORF Ö1 »Es ist ein cleveres, oft auch sehr komisches Spiel mit Spiegeln und Doppelgängern, Magie und Realität, Mysterien und Psychologie, das Murakami in seinem herrlich schlichten und lakonischen Tonfall aufzieht. Den verdanken wir wieder der wundervollen Übersetzung von Ursula Gräfe.« Maik Brüggemeyer, DEUTSCHLANDFUNK »Haruki Murakami agiert wie sein malender Protagonist: auf seiner literarisch-magischen Palette mischt sich Alltägliches mit Transzendentem, wird das allzu grell Übernatürliche sofort mit einer banalen Haushaltstätigkeit abgetönt, es steht Grundfarbe gegen Akzent.« Katrin Schumacher, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR »Das hat den Charme einer Spukgeschichte« Elke Heidenreich, SRF LITERATURCLUB »Absolut fantastisch zum Lesen, wirklich fantastisch - es ist ein Entwicklungsroman. [...] wer zu Staunen verlernt hat, soll Murakami zur Therapie lesen.« Hildegard Keller, SRF LITERATURCLUB »Mich hat dieses Buch sehr reingezogen, und zwar in eine unheimliche Atmosphäre [...] Man hat fast die ganze Zeit Herzklopfen. [...] Murakami schafft es eine unglaubliche Spannung durchzuhalten.« Christine Lötscher, RADIO SRF 2 Kultur »starker Passagen über Literatur, Musik und Malerei« Stefan Gmünder, DER STANDARD »Murakami umschreibt den inneren Abgrund seiner Hauptfigur in kreisenden Bewegungen und inszeniert ein äußerst cleveres, oft auch sehr komisches Spiel mit Spiegeln und Doppelgängern, Magie und Realität, Mysterien und Psychologie.« Maik Brüggemeyer, ROLLING STONE »Ein junger Maler, ein mysteriöses Gemälde und ein reicher Mann - aus diesem Dreieck erschafft Murakami eine magische Geschichte.« Günter Keil, PLAYBOY »Die wie immer grandiose Übersetzung von Ursula Gräfe macht das Lesen zum uneingeschränkten Vergnügen.« Jürgen Krainhöfner, MOVIESTAR »Wunderbarer Lesestoff. Mysteriös, zart, spannend!« Verena Lugert, ANNABELLE »Die Geschichte einer künstlerischen Selbstfindung - und Murakamis persönlichster Roman.« Janis Voss, EMOTION »Es ist einfach alles vorhanden, was ein wirklich gutes Buch braucht: eine sehr präzise Sprache, Humor, eine fesselnde Geschichte, und diesmal benutzt Murakami sogar Cliffhanger von einem Kapitel aufs nächste, so dass auch Serienjunkies auf ihre Kosten kommen werden.« Jörg Petzold, FLUX FM »Es lohnt sich immer Murakami zu lesen.« Clemens Benke, KLASSIK RADIO »Die geniale Übersetzung hat einen großen Anteil am Lesevergnügen.« Clemens Benke, KLASSIK RADIO »Murakamis melancholischer Surrealismus passt ausgesprochen gut zum Innenleben eines orientierungslosen Malers, der jeden Morgen auf eine unbemalte Leinwand starrt.« Silke Hohmann, MONOPOL MAGAZIN »Lassen auch Sie sich auf Murakami ein! Sie werden es nicht bereuen!« Andrea Vrsaljko, NEUE WESTFÄLISCHE »Haruki Murakamis Roman ist fesselnd geschrieben, die Sprache ist schlicht, aber voller Andeutungen.« Roland Mischke, ALLGEMEINE ZEITUNG »Der japanische Dauernobelpreiskandidat schreibt poetisch über den Versuch, das Nichts auf die Leinwand zu bannen.« Nina May, RND »Die Lektüre von Murakami ist, wenn man sich darauf einlässt, eine sinnliche Erfahrung, zauberhaft, sehr japanisch.« Judith Brandner, SPECTRUM DIE PRESSE »ein typischer Murakami. [...] Diesmal gelingt es ihm, die verwickelten Zusammenhänge von Vernunft und Wunder bemerkenswert einleuchtend aufzudröseln.« Anton Thuswaldner, SALZBURGER NACHRICHTEN »Man taucht wieder vollkommen ab in diese Murakami-Welt.« Anne Dore Krohn, RBB KULTURRADIO »Große Literatur« Paula Pfoser, ORF.AT »Seine Sätze sind Linien, seine Erzählbögen Flächen, und alles zusammen ergibt ein wohl komponiertes Bild.« Christine Lötscher, SRF »Man [möchte] wieder einmal nicht aus der Murakami-Welt zurück in die Realität.« Barbara Geschwinde, WDR3 »Wir haben sozusagen die literarische DNA dieses Weltbestseller-Autors vor uns im neuen Roman.« Ursula März im Gespräch mit Maria Klaner, BAYRISCHER RUNDFUNK, BAYERN 2 Diwan »Der Roman hat alles, was ein echter Murakami braucht.« Marie Kaiser, RBB RADIO EINS »'Die Ermordung des Commendatore' ist ein Murakami-Roman, der alle Erwartungen aufs Schönste erfüllt. Er ist fesselnd, originell und stellenweise sogar humorvoll.« Martin Oehlen, BERLINER ZEITUNG, FRANKFURTER RUNDSCHAU »Haruki Murakamis neuer Roman ist fesselnd geschrieben. Der Nervenkitzel ist sehr subtil, der Wunsch, weiterzulesen, wie eine unerklärbare Sucht.« Arun Atmaca, GIEßENER ANZEIGER »Haruki Murakami schreibt in seinem neuen Roman 'Die Ermordung des Commendatore' auf Nobelpreis-Niveau.« GOSLARSCHE ZEITUNG »spannend, subtil, philosophisch« Yuriko Wahl-Immel, DPA »Der 69-jährige Autor beweist einmal mehr, dass er mit seinem charmanten Potpourri aus asiatischen und europäischen Motiven und Schreibtraditionen auf besondere Weise ein Literat von Welt ist.« Nina May, REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND »Die Wendungen, Pointen, das motivische Netzwerk Murakamis sind schon jetzt, über alle stilistischen Einwände hinweg, spannend, bewundernswert.« Peter von Becker, DER TAGESSPIEGEL »Zusammengehalten wird diese explodierende Themenfülle von einem Plot, der einem meisterhaften Stück Jazz gleicht: etwas stimmt so genau, dass man einfach weiterhören muss.« Felix Müller, BERLINER MORGENPOST »Das Lesen eines Murakami-Romans ist eine weihevolle Erfahrung.« Thomas Andre, HAMBURGER ABENDBLATT »'Eine Idee erscheint' liest sich so herrlich schräg und doch gleichzeitig so inspirierend, dass man glaubt, der wiederauferstandene Edgar Allan Poe hätte Thomas Manns 'Doktor Faustus' fortgeschrieben.« Peter Mohr, RHEINISCHE POST »Murakamis Romane sind Reisen ins Innere, und zu ihrem verqueren Charme gehört, dass dieses Innere häufig klingelt wie ein Äußeres.« Stefan Kister, STUTTGARTER ZEITUNG »Mit diesem Werk übertrifft er sich selbst. Der Leser darf eintauchen und sich treiben lassen, dass es nur so eine wahre Lust ist.« Reinhard Oldeweme, FREIE PRESSE »Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt.« Birgit Ruf, NÜRNBERGER NACHRICHTEN »Haruki Murakamis neuer Roman 'Die Ermordung des Commendatore' darf man womöglich als die Essenz seines bisherigen Werkes lesen, so sehr verdichten sich hier die bekannten Motive« Britta Heidemann, WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU »Warum also sollte man jetzt 'Die Ermordung des Commendatore' lesen? Weil man gar nicht anders kann, wenn man erst einmal begonnen hat. Weil Murakami einen, wie immer, behutsam, aber unnachgiebig in seinen Bann schlägt.« Harald Ries, WESTFALENPOST »Hier zeigt sich Murakami auf der Höhe seines Handwerks.« Joachim Leitner, TIROLER TAGESZEITUNG »Was David Lynch für den Film, ist Haruki Murakami in der Literatur. Beide verstehen es meisterhaft, das Mysteriöse, Groteske und Albtraumhafte zu inszenieren.« Sylvie-Sophie Schindler, GALORE »Der Autor verwischt Grenzen, verschmelzt Kulturen und Stile, verwebt unzählige Anspielungen in seinen Text und erzählt beiläufig, aber auch so spannend, dass man sich dem Text nicht entziehen kann.« Jörn Pinnow, LITERATURKURIER »Haruki Murakamis neuer Roman ist fesselnd geschrieben. Der Nervenkitzel ist sehr subtil, der Wunsch, weiterzulesen, wie eine unerklärbare Sucht.« GIEßENER ANZEIGER »Es passiert - nicht viel [...] und doch kommt in der intensiven Leichtigkeit, die Murakamis Bücher kennzeichnet, nicht die Spur von Ermüdung auf.« Daniel Hadler, KLEINE ZEITUNG »Und was ist das wieder für ein Buch!« Sarah Reul, PINKFISCH.NET