Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Heinrich von Kleists Fragestellungen wurden im Wesentlichen durch die Aufklärung des 18. Jahrhunderts und durch den krisenhaften Umbruch, der seit der Französischen Revolution Europa erfasste, geprägt. Hierbei kann Kleist sowohl als Vertreter der Aufklärung als auch der Romantik angesehen werden, denn er mutete sich eine "Aufklärung [zu], ohne die romantischen Bedürfnisse des menschlichen Herzens zu verkennen oder gar zu missachten." Auf diese Weise setzte sich Kleist kritisch mit der Romantik auseinander. Mit anderen Worten, er verwendete in seinem Werk zwar Elemente der Romantik, jedoch analysierte er sie psychologisch und historisch aus einem aufgeklärten Geist heraus. So zeigt seine Erzählung "Die Marquise von O..." zwar romantische Züge, jedoch sind auch eindeutig aufklärerische Tendenzen enthalten. Diese Erzählung ist einerseits romantisch, da Gefühle die Menschen oft sprachlos machen. So sind Leichenblässe, Erröten, Ohnmachten und Schweigen beredte, wenn auch stumme Zeugen. Darüber hinaus zeigt Kleist auch Ambivalenzen in den Figuren, in der Handlung und die höchsten subjektiven Empfindungen. Dies sind allesamt eindeutig romantische Züge. Andererseits wird bei ihm der Leser aber durch den unzuverlässigen Erzähler zum Selbstdenken verleitet, was der Erfüllung einer zentralen aufklärerischen Forderung nahe kommt. Im Folgenden wird eine literaturgeschichtliche Analyse der "Marquise von O..." geleistet und dabei untersucht, inwiefern diese Erzählung zwischen Aufklärung und Romantik angesiedelt werden kann. Zunächst wird die aufklärerische Funktion der unzuverlässigen Erzählinstanz betrachtet werden und anschließend auf Gefühl und Sprachlosigkeit als romantische Elemente eingegangen werden.
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