Der amerikanische Autor Richard Yates (1926-1992), der mit seinen Romanen und Erzäh-lungen eine ganze Generation von Schriftstellern geprägt hat, war nach seinem Tod unbegreiflicherweise in Vergessenheit geraten. Selbst in seiner Heimat war der Autor nach seinem Tod viele Jahre ein Vergessener,
obwohl keine Geringeren wie Richard Ford und Raymond Carver ihn zu ihren literarischen Vorbildern…mehrDer amerikanische Autor Richard Yates (1926-1992), der mit seinen Romanen und Erzäh-lungen eine ganze Generation von Schriftstellern geprägt hat, war nach seinem Tod unbegreiflicherweise in Vergessenheit geraten. Selbst in seiner Heimat war der Autor nach seinem Tod viele Jahre ein Vergessener, obwohl keine Geringeren wie Richard Ford und Raymond Carver ihn zu ihren literarischen Vorbildern zählten. Dem deutschen Lesepublikum ist Yates erst durch die Herausgabe seiner Romane und Short stories in der Deutschen Verlags-Anstalt bekannt geworden. Inzwischen sind hier fünf Romane und zwei Bände mit Kurzgeschichten erschienen.
Nun folgt in der DVA-Werksausgabe mit „Eine strahlende Zukunft“ ein weiterer Roman, der vor dreißig Jahren unter dem Originaltitel „Young Hearts Crying“ das erste Mal erschien. Wie in den meisten seiner Romane schildert Yates auch hier die ungeschminkte Geschichte eines Ehepaares, das eine scheinbar „strahlende Zukunft“ vor sich hat, doch nach hoffnungsvollem Anfang letztendlich jämmerlich scheitert.
Bereits in seiner Militärzeit bei der Air Force während seines Kriegseinsatzes in Europa ist dem damals 23jährigen Michael Davenport klar, dass er einmal Schriftsteller werden will. Gedichte und Theaterstücke sollen sein Metier werden. Kaum aus der Army entlassen, geht er nach Harvard, wo er die junge Studentin Lucy Blaine kennenlernt. Lucy ist nicht nur hübsch, sie stammt auch aus einem reichen Elternhaus und besitzt bereits mehrere Millionen Dollar eigenes Geld. Ihr bedeutet das Geld aber nicht viel, ja mitunter schämt sie sich sogar ihres Reichtums.
Der ehrgeizige Michael versucht nach der Hochzeit, für den Lebensunterhalt der jungen Familie selbst zu sorgen. Er, der aus der Mittelschicht kommt, will aus eigener Kraft nach oben kommen. Das Privatvermögen seiner Frau will er als aufkommender Schriftsteller nicht antasten, aus Angst, es würde ihn als Künstler korrumpieren. Und so beginnt ihre Ehe in bescheidenen Verhältnissen, in einer schlichten Wohnung in einer eher ärmlichen New Yorker Vorstadt, obwohl sie sich mit ihrer Tochter jeden Ort der Welt hätten leisten können.
Der schriftstellerische Erfolg will sich bei Michael jedoch nicht einstellen. Die Jahre vergehen und die literarischen Misserfolge häufen sich. Es bleibt weiterhin ein Durchschnittsleben. Dazu kommen Zweifel an seinen schriftstellerischen Fähigkeiten und der Neid an den Erfolgen von Kollegen. Die enttäuschten Hoffnungen fressen sich langsam in der Seele fest. Alkohol und Drogen tun ein Übriges.
Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil schildert Yates unbarmherzig den Niedergang der Ehe, während er in den beiden nachfolgenden Teilen den Werdegang der beiden geschiedenen Ehepartner verfolgt. So hegt Lucy plötzlich selbst künstlerische Ambitionen. Aber auch ihr Selbstverwirklichungsversuch, eine Malerin zu werden, scheitert schließlich. Im Gegensatz zu ihrem Exgatten sieht sie jedoch dieses Scheitern realistischer. Am Ende, auf den letzten Seiten des Romans, kommt es zu einer Begegnung der beiden - aber eine neue Zukunft gibt es nicht, die „strahlende Zukunft“ liegt bereits hinter ihnen.
Richard Yates Roman ist eine schonungslose Analyse des amerikanischen Mittelstandlebens. Der Autor hat ein extrem subtiles Gefühl für die feinen Missstimmungen zwischen Eheleuten, mit seiner unverhohlenen Sprache legt er Sehnsüchte und Verlogenheit offen und lässt Träume platzen. Dazu eine klare und nüchterne Sprache. Wieder einmal entpuppt sich Richard Yates als großartiger Menschenkenner und Chronist des menschlichen Scheiterns.