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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Der schwedische Mathematiker Per Molander entdeckt in Virginia Woolfs Roman "The Waves" aus dem Jahr 1931 viel Naturwissenschaft. Woolf bedient sich darin einer Montagetechnik, mit deren Hilfe sie über sechs Menschenleben im erzählten Ablauf eines Sommertages Auskunft gibt. Molander spürt den Verbindungen nach, die sich zwischen den seinerzeit aktuellen und klassischen physikalischen Theorien und Woolfs Buch ziehen lassen. Was zu der Frage führt, ob die Komplexität der Welt in Romanen besser aufgehoben wäre als in wissenschaftlichen Lehrbüchern. Statt sich eingehend mit diesem Problem zu befassen, liefert der Autor eine Einführung in das Werk von Virginia Woolf, in der sich solche Sätze finden: "Der Roman als Gattung hat eine lange Geschichte." Oder er bringt ein Kapitel über "die Metaphern der Physik", das offenlässt, ob es sie, die Metaphern, überhaupt geben kann.
Schließlich folgen Abschnitte, die physikalische Phänomene durchdeklinieren und deren Präsenz in "The Waves" darzulegen versuchen. Dass der Kreis um das Ehepaar Woolf die naturwissenschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit aufmerksam verfolgte, ist bekannt. Doch Molanders Verfahren, aus diesem Interesse auf Form und Inhalt des Romans zu schließen, wird dem ästhetischen Gestaltungswillen Woolfs nicht gerecht. Soll es hier nun um eine naturwissenschaftlich unterfütterte Lesart eines der großen Romane des zwanzigsten Jahrhunderts gehen? Oder soll "The Waves" dazu dienen, komplexe physikalische Angelegenheiten besser verstehen zu können? Man wird nicht recht schlau daraus. Immerhin ist das Buch von Kristina Maidt-Zinke souverän und elegant übersetzt worden. STEPHAN OPITZ
Per Molander: "Eine Welt aus Wellen". Virginia Woolf und die moderne Physik.
Aus dem Schwedischen von Kristina Maidt- Zinke. Westend Verlag, Neu-Isenburg 2023. 240 S., geb., 28,- Euro.
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