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Geliebt, bewundert, unvergessen: Auch 20 Jahre nach ihrem Tod lebt Astrid Lindgren weiter. In ihren Geschichten, aber auch in den Erinnerungen ihrer Familie, ihrer Freund*innen und vieler Wegbegleiter*innen. Und natürlich in den Herzen ihrer Leser*innen. DIE ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein hat sich mit vielen von ihnen unterhalten, mit Tochter Karin und Urenkel Johan, aber auch mit der Pippi-Langstrumpf-Darstellerin Inger Nilsson. So zeichnet sie das Bild einer facettenreichen und einzigartigen Frau.

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Produktbeschreibung
Geliebt, bewundert, unvergessen: Auch 20 Jahre nach ihrem Tod lebt Astrid Lindgren weiter. In ihren Geschichten, aber auch in den Erinnerungen ihrer Familie, ihrer Freund*innen und vieler Wegbegleiter*innen. Und natürlich in den Herzen ihrer Leser*innen. DIE ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein hat sich mit vielen von ihnen unterhalten, mit Tochter Karin und Urenkel Johan, aber auch mit der Pippi-Langstrumpf-Darstellerin Inger Nilsson. So zeichnet sie das Bild einer facettenreichen und einzigartigen Frau.

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Autorenporträt
Katrin Hörnlein, geboren 1977, ist ZEIT-Redakteurin. Sie ist verantwortlich für die Kinder- und Jugendliteratur und Vorsitzende des LUCHS-Preises. Katrin Hörnlein lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Mareen Linnartz pflichtet Katrin Hörnlein bei: Lindgren fehlt. Dass sich Hörnlein in ihrer Biografie der schwedischen Kinderbuchautorin ganz subjektiv nähert, WegbegleiterInnen und die Orte der Schriftstellerin aufsucht und nicht streng wie eine Chronistin vorgeht, findet Linnartz vorteilhaft. Der langsam tastende Ansatz des Buches und die Miniaturen der Besuche an Lindgrens Orten führen Linnartz zurück in die Welt von Saltkrokan, aber auch zu Lindgrens Steno-Schrift. Mitunter ist das Ganze für die Rezensentin etwas "zu viel Bullerbü". Die Schattenseiten in Lindgrens Leben kommen dagegen ein bisschen zu kurz, findet sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2023

Die Stimme,
die fehlt
Katrin Hörnlein hat Wegbegleiter von
Astrid Lindgren getroffen. Nicht nur die
haben Grund, sie zu vermissen
VON MAREEN LINNARTZ
Im Jahr 1978 tritt Astrid Lindgren, weiße Bluse, schwarzes Jackett, in der Frankfurter Paulskirche an ein Pult und hält eine Rede, die berühmt werden wird, und die, das ist die Tragik daran, heute, 45 Jahre später, eigentlich fast genauso gehalten werden könnte, ohne dass man sich verwundert die Augen reiben würde. Die schon damals so berühmte Kinderbuchautorin hat gerade den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen bekommen, sie könnte eine brave Dankesrede halten, so hatte man ihr das im Vorfeld nahegelegt. Aber das macht die 70-Jährige nicht.
In exzellentem Deutsch, das sie als junge Erwachsene gelernt hat, denkt sie laut über die Utopie eines weltweiten Friedens nach. „Könnten wir es nicht vielleicht lernen, auf Gewalt zu verzichten? Könnten wir nicht versuchen, eine ganz neue Art Mensch zu werden? Wie aber sollte das geschehen, und wo sollte man anfangen?“, fragt sie und findet für sich eine Antwort: „Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern.“ Zum Beispiel, indem diese „niemals“ elterlicher Gewalt ausgesetzt seien, eine Forderung, die einem Affront gegenüber der bundesrepublikanischen Zuhörerschaft gleichkommt, gehören doch „Zucht und Ordnung“ damals noch so sehr zum deutschen Erziehungsverständnis, dass zwei Drittel der Kinder geschlagen werden. Eine Maßnahme übrigens, die erst seit 2000 strafbar ist (in Schweden, Lindgrens Heimat, schon seit 1979).
Schaut man sich heute Videoaufnahmen von diesem Auftritt an, kommen einem drei Gedanken: Lindgren strahlt etwas faszinierend Eigenwilliges, fast Störrisches aus. Sie besaß nicht nur die unglaubliche Gabe, Bücher aus der Sicht von Kindern und wirklich auch nur für sie zu schreiben, sondern verstand sich tatsächlich als Anwältin von Kindern. Und: Sie fehlt. Nicht nur als Autorin fantastischer Bücher. Sondern als Stimme.
In dieser Sichtweise verwundert es nicht, dass der Titel einer neuen Biografie über Astrid Lindgren auf genau diese Lücke anspielt. „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit. Erinnerungen an Astrid Lindgren“, heißt es, geschrieben hat es die Zeit-Journalistin Katrin Hörnlein. Der Untertitel ist etwas irreführend, sind doch nicht die Erinnerungen der Autorin zusammengetragen, was tatsächlich erstaunlich wäre, denn Lindgren ist seit mehr als zwanzig Jahren tot. Vielmehr hat sich Hörnlein auf eine große Reise aufgemacht und all jene getroffen und gesprochen, die der berühmten Schwedin nahe waren und davon noch berichten können.
Die 88-jährige Lindgren-Tochter Karin Nyman ist darunter, mit der sie zusammen in das Sommerhaus der Familie in den Schären fährt, der Urenkel Johan Palmberg, der sie strumpfsockig in der Stockholmer Wohnung seiner Urgroßmutter begrüßt. Hier hat Lindgren mehr als sechzig Jahre gelebt, die Schuhe am Eingang stehen noch so ungeordnet herum, als hätte die Schriftstellerin sie gerade erst verlassen, bis heute, erzählt Palmberg, plumpsen Briefe von Kindern aus aller Welt durch den Schlitz in der Tür; Hörnlein besucht Kerstin Kvint, Lindgrens Privatsekretärin, die ihr stolz eine rosa Strickjacke zeigt, einst Kleidungsstück der Pippi-Langstrumpf-Erfinderin, heute ein Talisman.
Nun kann man nicht behaupten, dass Lindgrens Leben noch nicht genug ausgeleuchtet worden sei; Man weiß von ihrem behüteten Aufwachsen auf einem Bauernhof in Vimmerby, der Flucht nach Stockholm, nachdem sie mit 18 Jahren von dem Chefredakteur ihrer Lokalzeitung schwanger geworden war; von dem Schmerz, ihren Sohn Lasse die ersten drei Lebensjahre bei einer Pflegefamilie gelassen zu haben. Und nicht zuletzt von ihrem großen Einsatz für Tierschutz und die Rechte von Kindern. Hörnlein aber macht etwas Schlaues: Sie versucht nicht mit akribischer Chronistenpflicht krampfhaft vermeintlich Neues zutage zu fördern, sondern nähert sich auf eine sehr sympathische Weise neugierig, langsam herantastend und höchst subjektiv.
So entstehen kleine Miniaturen von den Besuchen bei Lindgren-Vertrauten und an Lindgren-Orten, besonders schön ist der in dem Sommerhaus der Schriftstellerin auf der Insel Furusund. Bei der Beschreibung des roten Holzhauses und der Landschaft muss man sogleich an „Ferien auf Saltkrokan“ denken, wie sich Leben und Fiktion bei Lindgren ja oft auf das Allerschönste verschränken: Pippi Langstrumpf wurde zum Leben erweckt, als Lindgrens Tochter Karin krank im Bett liegend der Mutter aus dem Nichts befahl: „Erzähl mir von Pippi Langstrumpf!“
Und dann ist da noch die Sache mit den Blöcken. Lindgren, die viele Jahre als Schreibkraft gearbeitet hatte, verstand sich aufs Steno-Schreiben, ihre Bücher hat sie so zuerst auf kleinen Blöcken verfasst. Über jene Aufzeichnungen nun beugt sich Hörnlein in ihrer Biografie gemeinsam mit der jungen Wissenschaftlerin Malin Nauwerck, die mithilfe stenobewanderter Seniorinnen die Blöcke zu entschlüsseln versucht, den „Lindgren-Code“ knacken möchte. Und man hat tatsächlich das Gefühl, dabei zu sein, wie ein echter Schatz gehoben wird.
Gäbe es an dieser so warmen und durch viele Bilder angereicherten Biografie etwas zu bekritteln, dann dies: Dass es an manchen Stellen dann doch etwas zu sehr Bullerbü wird. Viele Gesprächspartner erzählen nicht nur etwas, sondern das auffallend oft „lachend“ oder „schmunzelnd“, was dazu führt, dass irgendwann beim Lesen vor dem inneren Auge ein Bild von dauerfröhlichen Ikea-Skandinaviern und -Skandinavierinnen entsteht, die weitgehend in Strümpfen herumlaufen und gerne frischen Kaffee aufbrühen. Auch die enorme Kommerzialisierung des Lindgren-Vermächtnisses, von Pippi-Brotzeitboxen bis zum Freizeitpark in Vimmerby (mit bis zu einer halben Million Besucher im Jahr), hätte etwas kritischer ausfallen können.
Und manche Schilderungen über Schattenseiten in Lindgrens Leben sind etwas lapidar abgehandelt: Der Tod ihres Mannes Sture und der ihres Sohnes Lasse, die beide alkoholkrank waren etwa. Als junge Mutter Lasse weggegeben zu haben, hat Astrid Lindgren fürs Leben geprägt, ohne diese Erfahrung, hat sie einmal erzählt, wäre sie nicht diese berühmte Schriftstellerin geworden. Als sie ihn schließlich mit drei Jahren zu sich nach Stockholm holt, ist sie entsetzt, mitzuerleben, wie Eltern im nahe gelegenen Vasapark mit ihren Kindern umgehen. Wie sie schimpfen, schlagen, mahnen, nicht zuhören.
Sie aber hörte sehr genau zu. Und ja, sie fehlt. Es reicht dafür, auf unser Land zu schauen. 45 Jahre nach Lindgrens berühmter Rede findet immer noch jeder Zweite, körperliche Gewalt gegenüber Kindern sei angebracht. Jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht, ein seit Jahren stabiler Wert; Es gibt keine Kindergrundsicherung, keine Kinderrechte im Grundgesetz. Hörnlein hat ihrem liebevollen Porträt ein Zitat von Astrid Lindgren vorangestellt: „Wenn es etwas gibt, das ich mehr verabscheue als alles andere, dann Macht zu besitzen und sie zu missbrauchen.“ Vielleicht wäre das ja ein gutes Thema für die Rede des nächsten Buchpreisträgers, der nächsten Buchpreisträgerin.
Man hat das Gefühl,
dabei zu sein, wie ein echter
Schatz gehoben wird
Ja, sie fehlt.
Es reicht dafür, auf unser
Land zu schauen
Katrin Hörnlein: Eine wie sie fehlt in dieser Zeit. Erinnerungen an Astrid Lindgren. Oetinger
Verlag, Hamburg 2023.
224 Seiten, 22 Euro.
Lindgrens Forderung, Kinder sollten „niemals“ elterlicher Gewalt
ausgesetzt werden, kam 1978 noch einem Affront gegenüber der bundesrepublikanischen Zuhörerschaft gleich. Foto: Oetinger Verlag
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"Eine bereichernde Lektüre für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. Danach wird man die Tiefe und Melancholie vieler Erzählungen von Astrid Lindgren ganz anders wahrnehmen." (Jana Magdanz, WDR 5, 30.06.2023)