Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich BWL - Wirtschaftspolitik, Note: 1,7, Leuphana Universität Lüneburg (Wirtschaftswissenschaften), Veranstaltung: Seminar: Praktische Ethik in der Wirtschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Bevor wir eine wirtschaftsethische Betrachtung der internationalen Schuldenkrise vornehmen möchten, ist eine genaue Definition von "Armut" - dem vorherrschenden Zustand in den Schuldnerländern - unerlässlich. Denn bevor auf mögliche Ansätze zur "Bekämpfung" der Armut eingegangen wird, stellt sich die Frage, was überhaupt "bekämpft" werden soll (vgl. SÜDWIND e.V., 2001, S. 6). In der Fachliteratur wurde häufig das Einkommen der Menschen verschiedener Staaten als Maßstab für Armut genommen. Die Weltbank nannte Menschen arm, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen mussten. Das ist der Betrag, der zur Deckung des Mindestbedarfs an Ernährung ausreichen soll. Doch Menschen in den reichen Industrieländern können mit einem Einkommen arm sein, das sie in armen Staaten zu wohlhabenden Menschen machen würde. Daher wurden in weiteren Schritten nationale bzw. regionale Schwellenwerte festgelegt, die zwischen zwei Dollar für Lateinamerika und der Karibik über vier Dollar für Länder in Osteuropa und der GUS bis hin zu 14,40 Dollar für die Industrieländer schwanken (vgl. UNDP , 1997, S. 39). Neben dem Einkommen ist allerdings eine Vielzahl von weiteren Aspekten zu berücksichtigen. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) unterscheidet zwischen Einkommensarmut und menschlicher Armut. Dies erlaubt eine bessere Annäherung an das Phänomen der Armut in der Welt: "Armut manifestiert sich in den Entbehrungen, die das Leben der Menschen bestimmen. Armut bedeutet häufig nicht nur das Fehlen notwendiger Voraussetzungen für materielles Wohlbefinden, sondern auch die Vorenthaltung von Chancen auf eine erträgliches Leben. [...] Entscheidend sind die Möglichkeiten, ein langes und gesundes Leben zu führen, Bildung zu erwerben und einen angemessenen Lebensstandard zu genießen. Sie werden ergänzt durch politische Freiheiten, garantierte Menschenrechte und verschiedene Elemente der Selbstachtung" (UNDP 1997, S. 17ff). Armartya Sen, der 1998 den Nobelpreis für Wirtschaft erhielt, hat eine Grundlage geschaffen, um Armut messbar zu machen. In seinem Buch "On Economic Inequality" (1997) fordert er, dass man statt Geld die "capability " vergleichen sollte. Marris (2001, S. 28) versteht darunter - etwas frei ausgelegt - den Begriff "Lebensqualität", d.h., dass die "capability" einer Person daran gemessen werden kann, ob und in welchem Umfang sie in der Lage ist, das Leben zu führen, das sie führen möchte. [...]
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