Persönliche Finanzentscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Finanzberater haben oft nur ihre Provisionen im Blick, Börsenmagazine ihre Auflage und Anzeigenkunden. Eine neutrale Beratung ist unter diesen Vorzeichen kaum zu erwarten. Im Internet sind vermeintlich neutrale Informationen noch
leichter manipulierbar.
Mit "Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen" (mittlerweile in der…mehrPersönliche Finanzentscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Finanzberater haben oft nur ihre Provisionen im Blick, Börsenmagazine ihre Auflage und Anzeigenkunden. Eine neutrale Beratung ist unter diesen Vorzeichen kaum zu erwarten. Im Internet sind vermeintlich neutrale Informationen noch leichter manipulierbar.
Mit "Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen" (mittlerweile in der 4. Auflage) erhält der Leser eine unabhängige Entscheidungshilfe, um vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten sinnvolle Anlagen zu finden, die zur persönlichen Lebenssituation passen und die eigene Risikobereitschaft berücksichtigen. Der Autor Hartmut Walz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ludwigshafen, stellt seine Informationen strukturiert und verständlich dar und beschränkt sich auf relevante Themen, um den Leser inhaltlich nicht zu überfordern. Das Buch ist sehr didaktisch aufgebaut. Regelmäßig wiederkehrende Rubriken wie "Das erfahren Sie in diesem Kapitel", „Hart, aber wahr“, "Zentrale Ergebnisse" und "Konkrete Handlungsempfehlungen" sind farblich gekennzeichnet und fassen das Gelernte nochmal prägnant zusammen. Jedes Kapitel schließt mit einem Quellen- und Literaturverzeichnis.
Positive Realrenditen sind trotz der Zinswende vor dem Hintergrund der Inflation und der persönlichen Steuersituation schwer zu erzielen, so dass Walz im ersten Teil analysiert, wie der persönliche Schaden aus der Zinsfalle begrenzt werden kann. Ein wichtiges Instrument ist dabei die Zinsstrukturkurve, die dem Anleger hilft, das zu erwartende Zinsniveau richtig einzuschätzen. Dies ist vor allem dann relevant, wenn langfristige Kredite z.B. für den Hausbau aufgenommen werden sollen.
Das "magische Dreieck" wird häufig von Finanzberatern als Entscheidungshilfe herangezogen. Sie argumentieren, dass sich jeder Anleger innerhalb des Dreiecks zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität/Flexibilität positionieren müsse und dass z.B. die Sicherheit einer Geldanlage automatisch zu Lasten der Rendite gehe. Walz widerspricht dem und stellt die tatsächlichen Freiheitsgrade als Spinnennetz mit den acht Bewertungskriterien Transparenz, Kosteneffizienz, Sicherheit, Steuervorteil, Liquidierbarkeit/Flexibilität, Inflationsschutz, Vorsteuerrendite und Nachhaltigkeit dar.
Anhand dieser Kriterien bewertet Walz dann Anlageklassen und -produkte wie Bargeld, Anleihen, Aktien, ETFs, Gold & Silber, Immobilien, Bausparverträge und Versicherungsverträge mit Sparcharakter (z.B. Lebens-/Rentenversicherungen, Riester-/Rürup-Verträge). Walz spricht Klartext und bringt seine Ansichten stets auf den Punkt. Argumente werden nicht weichgespült, sondern Vor- und Nachteile klar benannt.
Im letzten Teil geht Walz auf grundsätzliche Themen wie die Komplexität von Anlageprodukten, Scheininnovationen, Fehlanreize bei Finanzberatern und Kosten als Wertvernichter ein und gibt gute Tipps, wie man Fallen bei der Geldanlage vermeiden kann. Ein Schwerpunkt liegt auf der richtigen Diversifikation zwischen und innerhalb von Anlageklassen.
Auf der Website des Autors stehen noch einige praktische Arbeitshilfen wie die digitale Version des "Spinnennetzes", Zinsrechner und Checklisten zum Download bereit.
Aus meiner Sicht ist das Konzept sehr gelungen. Der Autor behandelt das Thema umfassend und doch leicht verständlich und seine praktischen und gut umsetzbaren Tipps helfen dem Privatanleger bei der richtigen Anlageentscheidung.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)