Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 1, Univerzita Karlova v Praze (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Leben des Abdias verläuft in den Lebensstufen, die die Naturvorgänge nicht nur passiv abgrenzen, sondern sogar aktiv bestimmen. Noch deutlicher ist es bei seiner Tochter Ditha: Sie wird geboren, der Regen strömt herab, und ohne mehr an die Rache zu denken, wendet sich ihr Vater Abdias voller Sorge dem Kinde zu. Durch den Blitz wird sie sehen und er verhilft ihr zur Gewinnung der Außenwelt durch geistige Bildung. Sie stirbt im Gewitter durch einen anderen Blitz er wird wahnsinnig. Der Mensch ist der Gesetzmäßigkeit der Natur nicht blindlings unterworfen, aber er kann sich ihr nicht entziehen. Die Naturgesetzlichkeit erfasst ihn auch ohne sein Wollen, sie kann ihn bedrohen, sogar vernichten, und zwar gerade dann, wenn er sie missachtet. Die Natur ist aber nicht eine fremde Macht, die den Menschen unterjocht. Die bescheidene Stellung des Menschen im Weltganzen ist keine Erniedrigung, sondern eine Verpflichtung, die Vernunft in sich entwickeln und entfalten lassen, um den echten Sinn jeder Fügung richtig zu beurteilen. Dass eine unumstößliche Ordnung der Vernunft alles Wirkliche umspannt, wird in der Erzählung „Abdias“ zwar gesagt, aber noch nicht gestaltet. Die beiden Blitzschläge, von denen der erste Ditha sehend macht, der zweite sie tötet, sind so sonderbar, dass der Gedanke an blinde Willkür, an unergründliche Schicksalsschläge sich aufdrängt. Das Gewitter, besonders der Blitzschlag, scheint die kontinuierliche Ordnung der Natur, das „sanfte Gesetz“, zu durchbrechen: ein wunderliches oder fruchtbares Ereignis, das unvermittelt hereinbricht, wie von einer unergründlichen Macht ausgelöst. Auf beide Fälle, wo die Blitzschläge das Schicksal von Ditha und Abdias wesentlich ändern, folgt jedoch der Regenbogen, Zeichen des Friedens zwischen Himmel und Erde, bzw. Gott und Mensch. Auch die „Entfesselung“ der Elemente bleibt an die durchgängige Gesetzmäßigkeit der Natur gebunden. Stifter erkennt die Natur als schlichte Gegebenheit an, die den Menschen in ihrer Größe unendlich übergreift. Die Natur bleibt vom Schicksal eines Menschen völlig unberührt.