Peter Hurd, Altphilologe und Mythenforscher, kommt zu einer Lesung nach Sarajevo - wenige Tage vor Beginn des Krieges. Als sein Übersetzer und Bewunderer Rajko ihn am Busbahnhof wieder verabschieden will, fasst Peter spontan den Entschluss zu bleiben: die Chance, mitzuerleben, wie Menschen sich in Extremsituationen verhalten, will er sich nicht entgehen lassen. Mit Rajko teilt er den Alltag, er begleitet ihn durch die unter Granatenbeschuss liegenden Nachbarschaft, lernt Freunde und Verwandte kennen, auch Sanja, in die er sich verliebt. Eines Tages macht er sich allein auf den Weg und kehrt zurück, kaum wiederzuerkennen ...
Noch nie hat Karahasan, der literarische Chronist Sarajevos, so eindringlich und facettenreich davon erzählt, was es bedeutet, in einer eingekesselten, von Rauchschwaden und Gestank durchzogenen Stadt die Tage und Nächte zu überstehen und dennoch die Hoffnung und den Humor nicht zu verlieren. Um eine unsichtbare Achse kreisend, lotet seine Geschichte eine ethische und existentielle Grenzerfahrung aus - die Einübung ins Schweben.
Noch nie hat Karahasan, der literarische Chronist Sarajevos, so eindringlich und facettenreich davon erzählt, was es bedeutet, in einer eingekesselten, von Rauchschwaden und Gestank durchzogenen Stadt die Tage und Nächte zu überstehen und dennoch die Hoffnung und den Humor nicht zu verlieren. Um eine unsichtbare Achse kreisend, lotet seine Geschichte eine ethische und existentielle Grenzerfahrung aus - die Einübung ins Schweben.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Intellektueller Wahnsinn: Das ist das prägende Momentum im neuen Roman von Dževad Karahasan, konstatiert Rezensent Malte Osterloh, dem vor der Figur des Peter Hurd genauso graut wie er seinen Erfinder bewundert. Erzählt wird von der Belagerung Sarajevos, die im August 1995 begann. Ein Altphilologe aus Wales besucht einen bosnischen Schriftsteller. In den gelehrten Gesprächen der beiden wird schnell klar: Für den Gast ist der Krieg ein Selbsterfahrungstrip, in dem er Leid und Zerstörung nicht nur ignoriert, sondern als Vehikel nutzt, um wie Dante durch die Hölle zu schreiten. Obwohl in diesem Roman von Karahasan gelacht und getanzt wird, schreibt der Rezensent, zerbrechen die beiden Protagonisten am Ende zwangsläufig an ihren Erfahrungen, Grenzen zu übertreten. Besonders die plastische Zeichnung der Figuren hat Osterloh erneut davon überzeugt, dass der Goethepreisträger Karahasan ein Meister der Erinnerung ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Einübung ins Schweben lebt von Augenblicken feiner, poetischer Schwerelosigkeit. ... Ähnliches gilt für Karahasans Prosa. Sie leuchtet den Krieg hell genug aus, um seine sinnlose Brutalität zu zeigen. Zugleich deutet sie die Grausamkeit meist nur an, anstatt sie uns in aller Drastik vor Augen zu führen - so brennt sich das Evozierte umso mehr ein.« Gregor Szyndler NZZ am Sonntag 20230326