Wie eine junge Frau aus Kiew loszog, in Moskau ihr Glück zu suchen Von Sehnsucht nach dem freien Künstlerdasein gepackt, folgt die junge Elephantina ihrem Idol in die Katakomben Moskaus. Der rotgesichtige Dichterguru Pomidor, ein Mann in den besten Jahren, prominenter Kopf der Avantgarde, hat sie die »neue Achmatowa« genannt. Vergessen das provinzielle Kiew, die öde Kunstschule. Durch Bahnhöfe, Theatergarderoben und Museen von einer Schlafstatt zur nächsten irrend, findet die nonnenhaft gekleidete Nomadin eine Wohnung, die sie schon bald in eine Künstlerkolonie verwandelt. Dichterabende in überfüllten Studentenklubs mit Spitzeln in den hinteren Reihen, verbotene Kunstaktionen in Moskau und Umgebung, die Begegnung mit Allen Ginsberg, eine Vorladung beim KGB - doch all das ist nur die Kulisse, vor der Elephantina sich nach Pomidor verzehrt. Eine éducation sentimentale in kräftigen Farben, episodenreich und voller Temperament und Gelächter.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Andreas Breitenstein ist hellauf begeistert von Julia Kissinas neuem Roman, dem zweiten Teil ihrer Trilogie über die späte Sowjetzeit. Derart gelacht und gefiebert hat Breitenstein lange nicht über spätsowjetische Zustände, bei denen es immer um die kleine Transzendenz und ein utopisch-romantisches Selbstverständnis geht, wie der Rezensent schnell begreift. Tyrannei und Subversion, Komödie und Tragödie, Farce und Litanei und alle anderen Klischees kommen vor und werden von der Erzählerin, einem laut Breitenstein von Kunstreligion und Moderne beseelten Teenager, gerne bestätigt. Wie die Neoavantgarde der Achtziger mit Musendienst und Manifesten ablief, erfährt der Rezensent von Kissina "durch die rosarote Brille". Bloß gut, meint Breitenstein, dass die Autorin all das Übersteuerte der Handlung mit weltgeschichtlichen Ereignissen, mit ihrer Herzenswärme und mit formaler und sprachlicher Meisterschaft erdet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es gibt kaum ein Buch, das den Konnex von Tyrannei und Eigenbrötelei besser ausleuchtet als dieser Roman.« Andreas Breitenstein Neue Zürcher Zeitung 20160914