Unter dem Titel „Elf Arten der Einsamkeit" liegen mit über vierzigjähriger Verspätung elf Geschichten des amerikanischen Schriftstellers Richard Yates (1926-1992) erstmals in deutscher Übersetzung vor. Vierzigjährige Verspätung - weil diese Geschichten Ende der 50er Jahre / Anfang der 60er Jahre
erschienen und weil sie vorrangig in der Nachkriegszeit spielen.
Wie es der Titel der Auswahl schon…mehrUnter dem Titel „Elf Arten der Einsamkeit" liegen mit über vierzigjähriger Verspätung elf Geschichten des amerikanischen Schriftstellers Richard Yates (1926-1992) erstmals in deutscher Übersetzung vor. Vierzigjährige Verspätung - weil diese Geschichten Ende der 50er Jahre / Anfang der 60er Jahre erschienen und weil sie vorrangig in der Nachkriegszeit spielen.
Wie es der Titel der Auswahl schon verrät, haben alle Protagonisten dieser Kurzgeschichten ein gemeinsames Problem: sie sind einsam. In der Auftaktgeschichte „Doktor Schleckermaul" wird die Geschichte des Schülers Vincent Sabella erzählt, der in eine neue Klasse kommt. Viele Jahre verbrachte er in New Yorker Waisenhäusern, erst seit kurzem lebt er bei Pflegeeltern. Von seinen neuen Mitschülern wird er jedoch verächtlich angesehen. Als die junge Lehrerin Miss Price dem geschmähten Waisenkind helfen will und ihn aus naiver Gutwilligkeit heraus gegenüber seinen Mitschülern bevorzugt, verkehrt sich das ins Gegenteil und Vincent wird dadurch noch mehr zum Außenseiter.
In der Erzählung „Ein Masochist“ begegnet uns der Angestellte Walter Henderson. Yates schildert den Tag, als Henderson in der Firma gefeuert wird. Dieser ahnt das zwar schon seit geraumer Zeit, doch irgendwie fühlt er sich wohl in seiner Opferrolle. Walter ist der geborene Verlierer und doch versucht er, den Rauswurf mit Würde zu tragen - selbst daheim vor den Kindern und der Ehefrau.
In „Alles, alles Gute“ will die junge Grace am nächsten Tag heiraten. Am Vorabend muss sie jedoch erkennen, dass ihr Ralph ein Schwächling ist, ja mitunter ein brutaler Fiesling. Ein echter Macho also - wie wir heute sagen würden. Mit einem Schlag wird Grace deutlich, auf welche Zukunft sie sich da morgen einlassen wird. Zum Abschied versichert sie jedoch: „Mach dir keine Sorgen, Ralph, ich werde da sein“.
Mit außerordentlicher Schärfe, aber auch mit Sympathie für seine Protagonisten beobachtet Yates die unterschiedlichen Einsamen und Verlierer. Oft haben die Kurzgeschichten ein ernüchterndes Ende. Wie in seinen Romanen erweist sich Yates auch in diesen klassischen Shortstorys als ein meisterhafter Chronist des amerikanischen Alltags. Die Auswahl ist hervorragend geeignet als Einstieg in das literarische Werk des Schriftstellers.