“Das grimmige Ungeheuer Konvention, dessen eiserne Klauen mich allezeit umklammern und mich allezeit hindern an allem, was gesund und harmlos ist, machte diesen Plan ein für allemal ein Ende.” Der Plan war die Insel Rügen gemeinsam mit einer Freundin alleine zu “erwandern”. Ein zu Lebzeiten von
Elizabeth von Arnim undenkbares, weil unschickliches Unterfangen. Die unternehmungslustige Gattin eines…mehr“Das grimmige Ungeheuer Konvention, dessen eiserne Klauen mich allezeit umklammern und mich allezeit hindern an allem, was gesund und harmlos ist, machte diesen Plan ein für allemal ein Ende.” Der Plan war die Insel Rügen gemeinsam mit einer Freundin alleine zu “erwandern”. Ein zu Lebzeiten von Elizabeth von Arnim undenkbares, weil unschickliches Unterfangen. Die unternehmungslustige Gattin eines pommerschen Landjunkers fackelte indes nicht lange und machte sich samt Kutsche und Dienerin Gertrud auf den Weg “die sagenumwobene Insel” zu erkunden.
Elizabeth von Arnim hat mit ihrer Familie Anfang des 20. Jahrhunderts einige Sommerurlaube auf Rügen verbracht, die sie auch zu Recherchezwecken für den vorliegenden Roman nutzte. Romantischer wäre es natürlich, sich vorzustellen all die beschriebenen Begebenheiten hätten sich wirklich so zugetragen. Im wesentlichen ist “Elizabeth auf Rügen” aber ein fiktiver Roman, den die Autorin mit ihren Ortskenntnissen zu einem unterhaltsamen Reiseführer verbunden hat.
Es sind vor allem die reiche Beschreibung landschaftlicher Besonderheiten, die humorvoll skizzierten menschlichen Eigenheiten und die stimmungsvollen Bilder von Flora und Fauna die das Besondere des Buches ausmachen. Elizabeth von Arnim ist eine genaue Beobachterin von Land und Leuten und hat die Gabe ihre Eindrücke heiter und amüsant auszudrücken.
Für heutige Zwecke eignet sich der Roman als Reiseführer nur im Hinblick auf eine Spurensuche bzw. auf die historische Rekonstruktion der touristischen Anfänge auf der Insel. Die erste Station macht die reisende Edelfrau beispielsweise in Lauterbach. Einem kleinen Ort am Bodden der an die “weiße Stadt“ Putbus angrenzt. Das dortige “Badehaus” des Fürsten Malte in dem sie nächtigt, gibt es noch heute. Mittlerweile ist aus dem etwas heruntergekommenen Gasthof, den von Arnim beschreibt ein Wellness Hotel der gehobenen Klasse geworden. Die griechisch anmutenden Säulen die den Eingang markieren gab es damals so wie heute. Die zum damaligen Hotel gehörenden “Badebuden” und die “Bretterbrücke” ins Wasser gibt es zwar nicht mehr. Aber mit ein bisschen Fantasie kann man sich vorstellen, wo diese gewesen sein müssen.
Für mich war der Roman bei meinem diesjährigen Sommerurlaub auf Rügen ein ständiger Begleiter. In der Wasserferienwelt in Lauterbach, auf dem Balkon meines schwimmenden Ferienhauses sitzend, blickte ich genau auf “Wälder und Meer und eine entzückende kleine Insel nahe der Küste, Vilm genannt, die im goldenen Schein der untergehenden Sonne badeten”.
Es gab vor Ort viele Stellen, die ich beim Lesen wieder erkannte oder dessen Stimmung ich nachempfinden konnte. Am schönsten fand ich dabei das folgende Zitat:
“Wenn man alles Gewicht abwerfen will, das auf der Seele lastet, so kenne ich keinen sichereren Weg, als alleine hinauszugehen - entweder am Tagesanfang, wenn die Erde noch unberührt ist und nur Gott überall ist, oder am Abend. Dann herrscht das Schweigen bis hin zu den Sternen, und zu ihnen hinaufschauend erkennt man die Armseligkeit des vergangenen Tages, die Wertlosigkeit der Dinge, um die man sich gemüht hat, und die Torheit, ärgerlich, ruhelos und angstvoll gewesen zu sein.”
Elizabeth trifft diese Erkenntnis bei einem ihrer frühmorgendlichen Spaziergänge auf der Insel. Befindet man sich selber auf Rügen, kann man unschwer nachvollziehen, was ihre Seele zur Ruhe brachte. Man muss nur Augen und Ohren offen halten, sich von Menschenmassen und belebten Orten fernhalten, die stillen Winkel suchen und bereit sein sich von Wind und Wasser verzaubern zu lassen.