'Viel lässt sich nicht von Elke erzählen.' (S.7)
Mit diesem Satz beginnt das Buch, und wenn man es beendet hat, kann man dieser Aussage nur zustimmen. Man kann tatsächlich nicht viel von Elke erzählen, da man kaum etwas über Elke weiß. Aber warum heißt das Buch dann nach dieser Frau, die jeden
Abend einen Kuchen für das Café in der Lubitsch gebacken hatte? Hatte... weil Elke nicht mehr…mehr'Viel lässt sich nicht von Elke erzählen.' (S.7)
Mit diesem Satz beginnt das Buch, und wenn man es beendet hat, kann man dieser Aussage nur zustimmen. Man kann tatsächlich nicht viel von Elke erzählen, da man kaum etwas über Elke weiß. Aber warum heißt das Buch dann nach dieser Frau, die jeden Abend einen Kuchen für das Café in der Lubitsch gebacken hatte? Hatte... weil Elke nicht mehr lebt.
Elke war keine unscheinbare Frau, Elke war groß und fett. Aber Elke verstand es nicht aufzufallen und sie stellte sich nie in den Mittelpunkt. Sie war sich selbst nicht wichtig, aber ihre Mitmenschen waren ihr wichtig...
Eines Morgens läuft sie mit durch ein Kuchenblech versperrter Sicht direkt in den fünfjährigen Kasimir hinein, der allein auf dem Weg in den Kindergarten ist, da sein alleinerziehender Vater bereits auf dem Weg zur Arbeit ist. Aus dieser spontanen Begegnung entwickelt sich eine Freundschaft, die sich nach und nach auf die ganze Straße auswirkt. Der muffige Cafébesitzer Uwe und Kasimirs unsicherer Vater öffnen sich genau wie weitere sperrige Charaktere nach und nach gegenüber der unschuldigen und offenen Freundschaft, die sich zwischen den beiden ungleichen Menschen Elke und Kasimir entwickelt. Dies ist auf Elkes zurücknehmende Art zurückzuführen, aber auch vor allen Dingen auf Kasimirs unschuldige Offenheit, wie sie Kindern eigen ist.
Wenn man aufmerksam liest, dann erkennt man, wie viel Elke für ihre Mitmenschen und ihr Viertel tut, aber sie macht dies immer auf eine bescheidene und zurückhaltende Art und Weise, nicht mit großem Tamtam. Vielleicht ist das das Geheimnis dafür, dass es Menschen wie Kasimirs Vater ermöglicht großzügige Hilfe von ihr anzunehmen, die daraus besteht Zeit zu schenken; die den Cafébesitzer Uwe bewegt vom Knauser zum Wohltäter zu werden. Weil sie spüren, das kleine Gesten, die von Herzen kommen anderen Menschen unheimlich viel bedeuten und helfen können und das Glück auf einen selbst zurückfällt. All dies schafft Elke. Sie ist wie ihr Kuchen, der eine ganz besondere Wirkung zeigt: es ist keine spektakuläre Torte, sondern ein einfacher Zupfkuchen, der die Leute zusammen und ins Gespräch bringt. Genauso schafft Elke nichts Unmögliches, sondern mit einem offenen Ohr, Zuwendung und Zeit für andere gelingt es ihr Menschen zusammenzubringen und Freundschaften entstehen zu lassen.
So schön die Aussage und der immer fester werdende Zusammenhalt der Bewohner der Lubitschstraße ist, so traurig ist das Buch gegen Ende, wenn Elke sich so sehr in den Hintergrund stellt, das sie darüber ihre Gesundheit sträflich vernachlässigt. Sie hat es aber mit ihrer Art geschafft den Bewohnern der Lubitsch ein großartiges Vermächtnis zu hinterlassen, so dass der Leser am Ende das Wohnviertel und seine Menschen mit einem warmen und wohligem Gefühl verlassen kann.
'Dem Hort schenkte sie Bücher aus ihrer großen Sammlung, darunter waren wertvolle Ausgaben, zum Teil sogar Raritäten, alte und seltene Bücher. Sie wollte diese Bücher in Kinderhänden wissen, obwohl sie natürlich wusste, dass der Sammlerwert Kinder überhauupt nicht interessiert und sie mit der Zeit zerstört würden. Aber das war ihr egal.
Sie meinte nur: "Bis es soweitist, werden sie vielleicht noch ein paarmal gelesen."
Das beschreibt Elke ganz gut.' (S.156)
Julia Friese untermalt Christian Dudas Geschichte über eine wunderbare Nachbarschaftsgemeinschaft mit Schwarz-weiß Illustrationen, die Szenen aus der Handlung aufgreifen. Das Ende des Buches hält als besonderes Schmankerl das Rezept von Elkes Russischem Zupfkuchen bereit, dessen letzter Zubereitungsschritt daraus besteht, dass man das Kuchenblech auf die Straße trägt...