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Elly ist weg. Eines Tages verschwindet die Elfjahrige spurlos aus dem Leben ihrer Familie. Ihre Eltern und ihre altere Schwester bleiben zuruck und versuchen trotz des Verlustes weiterzumachen. Doch die drei konnen nicht loslassen, Elly bleibt allgegenwartig, in Gedanken, Taten und Schuldgefuhlen. Jeder spielt den Tag, nach dem nichts mehr war wie zuvor, unablassig im Kopf durch. Die Suche nach Elly hort nicht auf, alle Beteiligten schaffen sich ihren eigenen Ersatz fur das Verlorene. Elly erzhlt eine eindringliche und berhrende Geschichte ber den Sog von Trauer und Hoffnung - darber, wie eine…mehr

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Produktbeschreibung
Elly ist weg. Eines Tages verschwindet die Elfjahrige spurlos aus dem Leben ihrer Familie. Ihre Eltern und ihre altere Schwester bleiben zuruck und versuchen trotz des Verlustes weiterzumachen. Doch die drei konnen nicht loslassen, Elly bleibt allgegenwartig, in Gedanken, Taten und Schuldgefuhlen. Jeder spielt den Tag, nach dem nichts mehr war wie zuvor, unablassig im Kopf durch. Die Suche nach Elly hort nicht auf, alle Beteiligten schaffen sich ihren eigenen Ersatz fur das Verlorene. Elly erzhlt eine eindringliche und berhrende Geschichte ber den Sog von Trauer und Hoffnung - darber, wie eine Familie durch das Verschwinden der Tochter jegliche Gewissheiten verliert. Maike Wetzels Roman besticht durch seine fesselnde Atmosphre und sprachliche Brillanz. So entsteht das facettenreiche Bild einer Familie, deren Sehnsucht nach dem Verlorenen die Wirklichkeit verdrngt.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Maike Wetzel lebt als Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Berlin. Sie studierte an der Münchner Filmhochschule und in Großbritannien. Für ihr Romandebüt Elly erhielt sie den Robert Gernhardt Preis und den Martha Saalfeld-Preis. Ihre Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2018

Ist sie die, die fehlt?
Familienhorror: Maike Wetzels Debütroman "Elly"

Im vergangenen Jahr gewann Maike Wetzel für diesen Roman, ihren ersten, den Robert-Gernhardt-Preis des Landes Hessen. Da es sich dabei um eine Auszeichnung handelt, die für ein noch in Entstehung befindliches Buch vergeben wird, lag der Jury nur ein Ausschnitt daraus vor. Man darf bezweifeln, dass das gesamte Werk für preiswürdig erachtet worden wäre, denn dafür ist es zu vorsichtig geraten. Der Auftakt aber ist höchst gewagt und eindrucksvoll.

"Nachts spielen Ines und ich, als wäre nichts geschehen", heißt es in diesem ersten Teil, der ein rundes Viertel der Handlung umfasst: "Ich bin Elly, sie ist meine Königin. Wir steigen bis in den Keller des Krankenhauses hinab. Lange, leere Gänge verbinden die einzelnen Gebäude. Es gibt keine Fenster, nur kahlen Beton und Rohre. Dort unten ist auch der Bettenparkplatz. Die Matratzen sind leer und frisch bezogen. Sie warten auf die nächsten Kranken. Die Menschen, die vorher auf diesen Betten lagen, wurden entlassen oder sind verstorben. Ines vermutet, die Pfleger bahren hier unten auch die Leichen auf. Irgendwo müssen die Kühltruhen sein, sagt sie. Ich nicke. Ich frage mich, ob Ines schon mal einen Toten gesehen hat. Ich stelle die Frage nicht. Ein Blick auf sie genügt, und ich kenne die Antwort." In solch karger Sprache erzählt der Roman vom Krankenhausaufenthalt eines jungen Mädchens, das wegen Darmverschlingung operiert worden ist und sich dort mit ihrer Zimmernachbarin, der etwas älteren Ines, anfreundet. Gemeinsam erobern beide sich nicht nur das Spital, sondern auch eine Phantasiewelt, in der die Ich-Erzählerin auf den Namen Elly hört. Und so heißt auch der Roman. Immer mehr wird sie zu diesem neuen Mädchen.

Dann bricht die Geschichte: Die Ich-Perspektive wechselt auf die ältere Schwester eines elfjährigen Mädchens namens Elly, das verschwunden ist. Die Familie ist verzweifelt. Unfall? Entführung? Missbrauch? Mord? "Meine Eltern und ich suchen nach den Anzeichen eines Plans. Wir wollen, dass Elly einfach abgehauen ist. Wir wünschen uns, dass sie lebt. Wir klammern uns daran." Dann wechselt das erzählende Ich ein weiteres Mal, wird zur Mutter, später wieder zur Schwester, dann zum Vater, kehrt zurück zur Mutter, und währenddessen vergehen vier Jahre und ein weiteres gutes Viertel der Handlung. Nebenbei erfahren wir den Namen der älteren Schwester: Ines. Und schließlich taucht im letzten, dem längsten Teil des Romans Elly wieder auf. Aber ist es jene Elly, die verschwand?

Maike Wetzel erzählt ihre Geschichte wie einen Horrorroman, in dem es keine Drastik gibt, nur Psychoterror. Erst den, der aus den Folgerungen über das Schicksal Ellys während ihrer Abwesenheit entsteht, und dann den des langsamen Gewahrwerdens der Familie, dass diese Halbwüchsige nicht ist, für was sie sich ausgibt. Das ist ein beklemmender, durch die ständig wechselnden Perspektiven bewusst offengehaltener Erkenntnisprozess, der hinter ein Geheimnis zu kommen scheint, das die zurückgewonnene Elly umgibt. Doch zu früh klärt Maike Wetzel die Situation: durch eine abermalige Verlagerung des Ichs auf das Mädchen selbst, das aber nun von einem anderen Horror erzählt. Und dadurch wird der alte überlagert, gebrochen, vergessen. Als Ines wieder als Erzählerin antritt, ist alles klar. Nein, nicht alles, denn es gibt noch einen allerletzten Perspektivwechsel, der noch weiter auflöst, was besser im Verborgenen geblieben wäre - und damit im Phantasieraum der Leser.

So aber misstraut Maike Wetzel nicht nur uns, sondern auch ihrer eigenen Geschichte. Die nichts Phantastisches braucht, aber zu schlechter Letzt just eine phantastische, nämlich übersinnliche Haltung zumindest nahelegt. Und auch wenn das Finale des Romans mit dem Satz anhebt: "Diese Geschichte ist meine Geschichte. Ich bin diejenige, die darin fehlt", hat die Stimme dieser Erzählerin zuvor gerade nicht gefehlt. Sie macht nur alles weniger rätselhaft und damit weniger verstörend. Während der Auftakt zu "Elly" die Hoffnung geweckt hatte, hier wüsste eine Autorin genau, was sie tut, und täte just deshalb nicht mehr als eben nötig. Gefehlt.

ANDREAS PLATTHAUS

Maike Wetzel: "Elly".

Roman

Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2018. 151 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bevor sich Maike Wetzel der Regie widmete, veröffentlichte sie zu Beginn der Nullerjahre bereits zwei lesenswerte Erzählbände, erinnert Rezensent Christoph Schröder. Mit "Elly" legt die Autorin nun auch ihren ersten Roman vor, fährt der Kritiker fort und staunt, wie man auf nur 140 Seiten noch "zu viele Worte" machen kann. Denn die deutlich von Bart Laytons Film "Der Blender" aus dem Jahre 1994 inspirierte Story um die spurlos verschwundene Elly, deren Familie nicht erst nach dem Verlust zerbricht, sondern schon zuvor in Trümmern lag, wie der Rezensent resümiert, enttäuscht nicht nur mit "bedeutungsschwangeren" Phrasen, sondern vor allem durch "erzählstrategische Fehlentscheidungen", klagt er. Wenn Wetzel eine falsche Elly auftauchen lässt und schließlich das Schicksal der echten Elly aufklärt, nimmt sie diesem allzu vorhersehbaren Roman wirklich jedes Geheimnis, schließt er.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein Buch über die dunklen Seiten der Sehnsucht.«Hubert Spiegel / Laudatio zum Robert Gernhardt Preis 2017»Die düster schillernde Geschichte besticht durch genaue Beobachtung. [...] Eine faszinierende Komposition um die Frage, wessen Geschichte erzählt wird und wem Geschichten überhaupt gehören.« Bettina Hesse / WDR 5 Bücher»Ein Buch, das einen so schnell nicht wieder loslässt.« Antje Liebsch / Brigitte Woman