Von Walter Isaacson, dem Autor des Millionenbestsellers über Steve Jobs: Die ultimative und hochaktuelle Biografie über Elon Musk, den faszinierendsten und umstrittensten Innovator unserer Zeit
Heute gilt Elon Musk als Visionär, der sich über alle Regeln hinwegsetzt und der unsere Welt ins Zeitalter der Elektromobilität, der privaten Weltraumfahrt und der künstlichen Intelligenz geführt hat. Dabei waren seine Anfänge weitaus bescheidener. Als Kind auf den Spielplätzen Südafrikas regelmäßig von jugendlichen Schlägern verprügelt, musste Musk sich auch zuhause gegen seinen gewalttätigen Vater behaupten und lernte so schon früh, sich allein auf sich selbst zu verlassen. Eine Lehre, die ihn im Verlauf seines Lebens zu einem der waghalsigsten Unternehmer unserer Zeit machte, ausgestattet mit extrem hoher Risikotoleranz und einer geradezu manischen Intensität.
Doch konnten alle Erfolge nicht über die Schatten seiner Kindheit hinwegtäuschen: Anfang 2022 – nach einem Jahr, in dem SpaceX einunddreißig Satellitenstarts durchgeführt und Tesla eine Million Autos verkauft hatte und er der reichste Mann der Welt geworden war – machte Musk sich an einen Deal, der zu einer der aufsehenerregendsten Übernahmen unserer Zeit führen sollte: Twitter. In seinen dunkelsten Stunden sollte Musk sich noch über Jahre daran erinnern, wie er auf dem Spielplatz und zuhause von seinem Vater gepeinigt wurde. Jetzt aber bot sich ihm die Gelegenheit, den ultimativen Spielplatz der Welt zu besitzen.
Zwei Jahre lang konnte der Autor Walter Isaacson Elon Musk aus unmittelbarer Nähe beobachten, nahm an seinen Meetings teil, ging mit ihm durch seine Fabriken und verbrachte Stunden damit, ihn selbst, seine Familie, Freunde, Kollegen und Gegner zu interviewen. Das Ergebnis ist ein aufschlussreicher Insider-Bericht, randvoll mit erstaunlichen Geschichten von Triumphen und Turbulenzen, der fragt: Sind die Dämonen, die Musk antreiben, am Ende das, was es braucht, um Innovation und Fortschritt voranzutreiben?
Durchgehend bebildert.
Heute gilt Elon Musk als Visionär, der sich über alle Regeln hinwegsetzt und der unsere Welt ins Zeitalter der Elektromobilität, der privaten Weltraumfahrt und der künstlichen Intelligenz geführt hat. Dabei waren seine Anfänge weitaus bescheidener. Als Kind auf den Spielplätzen Südafrikas regelmäßig von jugendlichen Schlägern verprügelt, musste Musk sich auch zuhause gegen seinen gewalttätigen Vater behaupten und lernte so schon früh, sich allein auf sich selbst zu verlassen. Eine Lehre, die ihn im Verlauf seines Lebens zu einem der waghalsigsten Unternehmer unserer Zeit machte, ausgestattet mit extrem hoher Risikotoleranz und einer geradezu manischen Intensität.
Doch konnten alle Erfolge nicht über die Schatten seiner Kindheit hinwegtäuschen: Anfang 2022 – nach einem Jahr, in dem SpaceX einunddreißig Satellitenstarts durchgeführt und Tesla eine Million Autos verkauft hatte und er der reichste Mann der Welt geworden war – machte Musk sich an einen Deal, der zu einer der aufsehenerregendsten Übernahmen unserer Zeit führen sollte: Twitter. In seinen dunkelsten Stunden sollte Musk sich noch über Jahre daran erinnern, wie er auf dem Spielplatz und zuhause von seinem Vater gepeinigt wurde. Jetzt aber bot sich ihm die Gelegenheit, den ultimativen Spielplatz der Welt zu besitzen.
Zwei Jahre lang konnte der Autor Walter Isaacson Elon Musk aus unmittelbarer Nähe beobachten, nahm an seinen Meetings teil, ging mit ihm durch seine Fabriken und verbrachte Stunden damit, ihn selbst, seine Familie, Freunde, Kollegen und Gegner zu interviewen. Das Ergebnis ist ein aufschlussreicher Insider-Bericht, randvoll mit erstaunlichen Geschichten von Triumphen und Turbulenzen, der fragt: Sind die Dämonen, die Musk antreiben, am Ende das, was es braucht, um Innovation und Fortschritt voranzutreiben?
Durchgehend bebildert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Viel los ist in Walter Isaacsons Elon-Musk-Biografie, so Rezensent Jürgen Kaube: Andauernd wird etwas investiert oder jemand entlassen in diesem von Firma zu Firma, von Erfindung zu Erfindung, von PayPal zu Tesla zu Twitter eilenden Leben. Nicht Geld ist Musks Antrieb, führt Kaube mit Isaacson aus, sondern die Optimierung von Technik. Musks Persönlichkeit zeichnet Isaacson als empathielos und sprunghaft, die Jugend war geprägt von einem autoritären, gewalttätigen Vater, erfahren wir. Musk bekommt von Isaacson durchaus Raum, sich selbst darzustellen, findet Kaube, doch der Autor beschönige auch nichts. Kapitalismus als Abenteuererzählung: Wer darauf steht, kommt laut Kaube auf seine Kosten. Musks Geschichte, da ist sich der Rezensent sicher, ist noch nicht auserzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2023Krisen, Kämpfe und Konzerne
Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen befassen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Whistleblowerin bei Facebook
Frances Haugen ist eine der berühmtesten Whistleblowerinnen der vergangenen Jahre. Sie brachte Tausende interner Dokumente an die Öffentlichkeit, die das Bild vermittelten, der Internetkonzern Meta - früher Facebook - wisse viel über toxische Inhalte auf seinen Plattformen, tue aber aus Profitgier wenig dagegen. Mit ihren Enthüllungen stürzte sie den Konzern in einen abermaligen Skandal. In "Die Wahrheit über Facebook" erzählt sie, wie sie zur Whistleblowerin wurde. Dabei holt sie weit aus und beschreibt, wie Episoden in ihrem Leben - zum Beispiel eine Autoimmunkrankheit oder der Besuch einer Universität mit ungewöhnlichem Lehrplan - die Voraussetzungen schufen, dass sie eines Tages über ihren Arbeitgeber auspacken würde. Das gerät etwas langatmig, und erst nach mehr als 300 Seiten beginnt im Kapitel "Es geht los" die eigentliche Whistleblowing-Geschichte. Dann liest sich das Buch zeitweise wie ein Krimi. lid.
Frances Haugen: Die Wahrheit über
Facebook. Warum ich zur Whistleblowerin
wurde und was die größte Social-Media-
Plattform der Welt so gefährlich macht.
Econ Verlag, Berlin 2023, 512 Seiten, 26 Euro.
Gefahren der Macht
Die amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu und Simon Johnson stellen keineswegs den Nutzen technischen Fortschritts grundsätzlich infrage. Zu offensichtlich ist, dass sehr viele Menschen seit der industriellen Revolution länger, besser und gesünder leben. Sie weisen aber auf negative Nebeneffekte von Fortschrittswellen hin, die viele Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung reißen und den Profiteuren des Fortschritts, bei denen es sich ja oft um mutige und erfindungsreiche Menschen handelt, häufig nicht nur extremen Reichtum, sondern auch Macht bescheren. Besonders kritisch setzen sich die Autoren mit der Macht der Giganten aus dem Silicon Valley auseinander, die nach ihrer Ansicht bis zur Demokratiegefährdung reicht. Die Idee, wirtschaftlicher Macht mit Wettbewerbspolitik zu antworten, halten sie nicht für ausreichend. Man muss nicht die teils sehr einschneidenden politischen Vorstellungen der Autoren teilen, um ihre Analyse für wichtig zu halten. gb.
Daron Acemoglu & Simon Johnson: Macht und Fortschritt. Unser tausendjähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Campus-Verlag, Frankfurt, New York 2023, 576 Seiten, 34 Euro.
Deutscher Kolonialismus
Im Wettlauf um die koloniale Aufteilung Afrikas war Deutschland vergleichsweise spät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beteiligt. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte zunächst gezögert, den anderen Kolonialmächten nachzueifern. Doch besonders das Drängen hanseatischer Kaufleute auf staatlichen Schutz für ihre privaten kommerziellen Übersee-Niederlassungen habe ihn dann doch zur Gründung deutscher Kolonien in Afrika, Ozeanien und China veranlasst, schreibt Dietmar Pieper in seinem spannenden wirtschaftshistorischen Buch. Erst durch das Zusammenspiel von Kaufleuten, Bankiers und Reedern im außereuropäischen Handel sei die deutsche Kolonialherrschaft entstanden. Vor allem aus Hamburg und Bremen sei dabei mitgemischt worden. Sein Spaziergang am Ende des Buches durch das heutige Hamburg schärft den Blick für manche architektonische Spuren, die noch immer von der dunklen Geschichte zeugen. F.A.Z.
Dietmar Pieper: Zucker, Schnaps und Nilpferdpeitsche. Wie hanseatische Kaufleute Deutschland zur Kolonialherrschaft trieben. Piper Verlag, München 2023, 352 Seiten, 24 Euro.
Vaterporträt und VW-Geschichte
Vierzig Jahre war China vom Westen abhängig; dann kehrte sich das Verhältnis um. In keiner Branche ist das so deutlich wie im Autobau. Hatte VW im Reich der Mitte einst an dessen Wiege gestanden, muss es sich nun zeigen lassen, wie Mobilität heute geht. Felix Lee beschreibt in einem eindringlichen, unterhaltsamen und spannenden Buch anhand der Geschichte seines Vaters den Aufstieg des Wolfsburger Konzerns in Fernost. War Wenpo Lee doch einer der Macher des Erfolgs. Als Kind war er im Bürgerkrieg aus China nach Taiwan geflohen, schlug sich auf den Straßen Taipehs durch, traf auf gute Lehrer, studierte, ging nach Deutschland, kam zu VW, machte Karriere und wurde beim Aufbau des Chinageschäfts ein viel gefragter Mann im Konzern. Mitte der Achtzigerjahre siedelte er für VW mit seiner Familie nach Peking über. fib.
Felix Lee: China, mein Vater und ich. Über den Aufstieg einer Supermacht und was Familie Lee aus Wolfsburg damit zu tun hat. Ch. Links Verlag, Berlin 2023, 256 Seiten, 22 Euro.
Wichtiges über Finanzkrisen
Die beiden Ökonomen Markus Brunnermeier und Ricardo Reis haben kurz und bündig zusammengefasst, was die Ökonomen in den vergangenen 15 Jahren über Ursachen, Verlauf, Folgen und die Bekämpfung von Finanzkrisen gelernt haben. Dem Buch ist nicht nur anzumerken, dass die beiden Autoren zu den angesehensten Experten auf diesem Gebiet zählen. Leicht erkennbar ist auch, dass sie den Stoff seit Jahren an Universitäten gelehrt haben. Es wäre leicht, über das Thema ein sehr dickes Buch zu verfassen; der Reiz des Textes besteht aber gerade darin, dass die Autoren so kurz und präzise wie möglich sein wollen. Somit verspricht der Text nicht unbedingt ein Lesevergnügen. Dafür werden Leser, die den Stoff ernsthaft durcharbeiten, mit vielen wichtigen Kenntnissen belohnt. gb.
Markus K. Brunnermeier & Ricardo Reis: A Crash Course on Crises.
Macroeconomic Concepts for Run-ups, Collapses, and Recoveries. Princeton University Press, Princeton 2023,
136 Seiten, 36 Euro.
Die hartnäckige Lohnlücke
Frauen verdienen noch immer weniger Geld als Männer. Als die frühere ZDF-Journalistin Birte Meier vor Jahren erfuhr, dass sie als "feste-freie" Mitarbeiterin über Jahre hinweg einen hohen dreistelligen Betrag im Monat weniger verdient hat als ihre männlichen Kollegen in vergleichbarer Position, zog sie gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht. Über ihren Kampf für gleichen Lohn für gleiche Arbeit hat die Journalistin, die früher für das Magazin "Frontal 21" gearbeitet hat, ein lesenswertes Buch geschrieben mit vielen Informationen zum Thema Entgeltungleichheit. Nicht nur ihr eigener Fall wird geschildert, Frauen aus verschiedenen Berufen berichten. In Deutschland - so Birte Meiers These - habe die Politik nur zaghaft den Frauen geholfen, die wichtigsten Grundsatzurteile hätten sich Frauen vor Gericht hart erstreiten müssen. Sie selbst hat dazu beigetragen. Das ZDF hat ihr in diesem Sommer eine Entschädigung gezahlt. F.A.Z.
Birte Meier: Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer. Goldmann Verlag, München 2023, 240 Seiten, 16 Euro.
Die erste Eucken-Biographie
Es hat lange gedauert: 73 Jahre nach dem Tod des Ökonomen Walter Eucken ist nun endlich eine Biographie erschienen über den wichtigsten Mann der "Freiburger Schule" des Ordoliberalismus. Eucken machte sich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Professoren in Freiburg schon während der Zeit des Nationalsozialismus Gedanken darüber, wie eine freiheitliche Wirtschaftsordnung nach dem Krieg in Grundzügen aussehen sollte: Es sollte ein Gegenentwurf zur zentral verwalteten Kommandowirtschaft der Nationalsozialisten sein, der sich aber auch vom Laissez-faire-Liberalismus früherer Zeiten abgrenzen sollte. Wendula Gräfin von Klinckowstroem schildert Euckens Leben detailreich in seiner ganzen Vielschichtigkeit, nicht nur für Wirtschaftshistoriker, sondern für eine breite Öffentlichkeit. Dazu gibt es viele, teils erstmals veröffentlichte Fotos. Wem das noch nicht ausreicht, kann sich auf die Werkausgabe freuen, die ebenfalls bei Mohr Siebeck erscheint. F.A.Z.
Wendula Gräfin von Klinckowstroem: Walter Eucken. Ein Leben für Menschenwürde und Wettbewerb. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, 367 Seiten, 39 Euro.
Zeitenwende auf den Höfen
Früher war alles besser? Nein, es war anders. Wie es war, beschreibt der Historiker Ewald Frie in seinem Buch über das bäuerliche Leben der Nachkriegszeit. Auch wenn die Situation mit elf Geschwistern auf einem Hof speziell ist und das Buch eine Familienchronik wiedergibt, so vermittelt es ein großes Stück Zeitgeschichte der vergangenen 80 Jahre. Die deutsche Landwirtschaft hat sich so rasant verändert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Was das für Familien auf dem Land bedeutete und wie harte Arbeit, die Gemeinschaft und der Glaube ihr Leben prägten, vermittelt der Autor eindrucksvoll, ohne Sentimentalitäten. Für sein Buch ist der Historiker mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet worden. ak.
Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister.
Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland. C.H. Beck, München 2023, 191 Seiten, 23 Euro.
Der erste China-Lobbyist
Mit seiner akribischen Recherche über den Geschäftsmann Gerhard Flatow hat der ehemalige "Handelsblatt"-Chefredakteur Bernd Ziesemer den wohl ersten Lobbyisten der Volksrepublik China in Deutschland enttarnt. Der 1980 verstorbene Flatow wirkte in den frühen Jahren der Bundesrepublik, indem er China-Deals einfädelte und die kommunistische Partei in Deutschland mitgründete. Als junger Mann musste Flatow vor den Nationalsozialisten fliehen und machte im brodelnden Schanghai das schnelle Geld. Anders als viele Kolonialismusgewinnler aus dem Westen lernte er fließendes Chinesisch, knüpfte Kontakte zu Einheimischen und heiratete eine Chinesin. Als Maos Kommunisten nach ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg mit dem Imperialismus abrechnen, landet Flatow erst im Gefängnis, wird dann aber mit dem Auftrag entlassen, nach Deutschland zurückzukehren und dort Wirtschaftskontakte zu knüpfen. Die Geschichte zeigt, mit welchem Ehrgeiz sich manche Westler für die Volksrepublik einspannen lassen. mfe.
Bernd Ziesemer: Maos deutscher
Top-Agent. Wie China die Bundesrepublik
eroberte. Campus-Verlag, Frankfurt,
New York 2023, 256 Seiten, 28 Euro.
Eloquentes Bitcoin-Pamphlet
Nach Jahren ist das Thema Krypto immer noch ideologisch aufgeladen. Auch der frühere Literaturchef der "Zeit" hat sich entschieden: Er ist ein Fan von Bitcoin und rührt in einem eloquenten Pamphlet mächtig die Werbetrommel dafür. Dabei hält er sich nicht mit Details auf, vielmehr scheint er den Leser schnell überzeugen zu wollen - davon, dass das Krypto-Konstrukt das bessere Geld ist und die Welt vom Fluch eines vom "staatlich-monetären Komplex" manipulierten, konventionellen Geldes erlösen kann. Und wundert sich dabei bisweilen über seine eigene Begeisterung.
Ein Buch, von dem jeder etwas hat. Wer Bitcoin hasst, wird entsetzt sein, wer Bitcoin liebt, sich bestätigt finden. Und alle dazwischen können sich herrlich an den Thesen reiben, die Mangold präsentiert, bieten diese doch jede Menge Ansatzpunkte für kritische Gegenargumente. mho.
Ijoma Mangold: Die orange Pille.
Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. dtv, München 2023, 240 Seiten,
24 Euro.
Der Ausnahme-Unternehmer
Bewundert, beneidet, gehasst - Elon Musk ist der Ausnahme-Unternehmer der Gegenwart. Er führt den Elektroautohersteller Tesla, das Weltraumunternehmen SpaceX, die Kurznachrichtenplattform X (vormals Twitter) und viele andere Projekte. Wer ist dieser Mann? Was treibt ihn an? Wie entscheidet er? Was hat ihn zum reichsten Menschen des Planeten gemacht? Der renommierte Biograph Walter Isaacson durfte Musk über eine lange Zeit begleiten, hat Einblicke in das berufliche und private Leben des in Südafrika geborenen und aufgewachsenen und dann nach Nordamerika ausgewanderten Unternehmers gewonnen. Er zeichnet das Bild eines Menschen, der eine teilweise furchtbare Kindheit erlitt, seine Liebe zur Technik entdeckt, sprunghaft wirkt, Schwierigkeiten hat, sein Sozialleben zu ordnen und sich in andere hineinzuversetzen. Vor allem aber stellt er Elon Musk als einen unermüdlichen Macher vor, der wohl vor allem eine Situation fürchtet: wenn einfach nichts passiert. ala.
Walter Isaacson: Elon Musk. Die Biografie. C. Bertelsmann Verlag, München 2023,
832 Seiten, 38 Euro.
Duell um die Mikrochips
Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Chris Miller hat ein spannendes Buch über den Kampf um die Technologieführerschaft vorgelegt. Moderne Mikrochips stecken in Smartphones, Autos und in Präzisionswaffen. Die Geschichte beginnt damit, wie Forscher Ende der 1950er Jahre die ersten Mikrochips im Silicon Valley entwickelten und damit Industriegeschichte schrieben. Die Chips waren schon im Kalten Krieg Thema, mittlerweile sind sie zum Kristallisationspunkt des Konflikts zwischen Amerika und China geworden. Nur wenige Firmen - wie Intel in Amerika, Samsung in Südkorea und TSMC in Taiwan - können sie bauen, es braucht dafür komplexe und feingliederige Lieferketten. China wird vom Zugriff auf Chips der neuesten Generation ferngehalten, versucht umso ambitionierter aufzuholen und macht Druck auf Taiwan; Miller analysiert anschaulich die Hintergründe. Jetzt ist sein preisgekröntes Buch auf Deutsch erschienen. F.A.Z.
Chris Miller: Der Chip-Krieg. Wie die USA und China um die technologische Vorherrschaft auf der Welt kämpfen. Rowohlt, Hamburg 2023, 500 Seiten, 30 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Buchmesse. Mit welchen Themen befassen sich die Wirtschaftsbücher in diesem Jahr? Eine kleine Auswahl.
Whistleblowerin bei Facebook
Frances Haugen ist eine der berühmtesten Whistleblowerinnen der vergangenen Jahre. Sie brachte Tausende interner Dokumente an die Öffentlichkeit, die das Bild vermittelten, der Internetkonzern Meta - früher Facebook - wisse viel über toxische Inhalte auf seinen Plattformen, tue aber aus Profitgier wenig dagegen. Mit ihren Enthüllungen stürzte sie den Konzern in einen abermaligen Skandal. In "Die Wahrheit über Facebook" erzählt sie, wie sie zur Whistleblowerin wurde. Dabei holt sie weit aus und beschreibt, wie Episoden in ihrem Leben - zum Beispiel eine Autoimmunkrankheit oder der Besuch einer Universität mit ungewöhnlichem Lehrplan - die Voraussetzungen schufen, dass sie eines Tages über ihren Arbeitgeber auspacken würde. Das gerät etwas langatmig, und erst nach mehr als 300 Seiten beginnt im Kapitel "Es geht los" die eigentliche Whistleblowing-Geschichte. Dann liest sich das Buch zeitweise wie ein Krimi. lid.
Frances Haugen: Die Wahrheit über
Facebook. Warum ich zur Whistleblowerin
wurde und was die größte Social-Media-
Plattform der Welt so gefährlich macht.
Econ Verlag, Berlin 2023, 512 Seiten, 26 Euro.
Gefahren der Macht
Die amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu und Simon Johnson stellen keineswegs den Nutzen technischen Fortschritts grundsätzlich infrage. Zu offensichtlich ist, dass sehr viele Menschen seit der industriellen Revolution länger, besser und gesünder leben. Sie weisen aber auf negative Nebeneffekte von Fortschrittswellen hin, die viele Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung reißen und den Profiteuren des Fortschritts, bei denen es sich ja oft um mutige und erfindungsreiche Menschen handelt, häufig nicht nur extremen Reichtum, sondern auch Macht bescheren. Besonders kritisch setzen sich die Autoren mit der Macht der Giganten aus dem Silicon Valley auseinander, die nach ihrer Ansicht bis zur Demokratiegefährdung reicht. Die Idee, wirtschaftlicher Macht mit Wettbewerbspolitik zu antworten, halten sie nicht für ausreichend. Man muss nicht die teils sehr einschneidenden politischen Vorstellungen der Autoren teilen, um ihre Analyse für wichtig zu halten. gb.
Daron Acemoglu & Simon Johnson: Macht und Fortschritt. Unser tausendjähriges Ringen um Technologie und Wohlstand. Campus-Verlag, Frankfurt, New York 2023, 576 Seiten, 34 Euro.
Deutscher Kolonialismus
Im Wettlauf um die koloniale Aufteilung Afrikas war Deutschland vergleichsweise spät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beteiligt. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte zunächst gezögert, den anderen Kolonialmächten nachzueifern. Doch besonders das Drängen hanseatischer Kaufleute auf staatlichen Schutz für ihre privaten kommerziellen Übersee-Niederlassungen habe ihn dann doch zur Gründung deutscher Kolonien in Afrika, Ozeanien und China veranlasst, schreibt Dietmar Pieper in seinem spannenden wirtschaftshistorischen Buch. Erst durch das Zusammenspiel von Kaufleuten, Bankiers und Reedern im außereuropäischen Handel sei die deutsche Kolonialherrschaft entstanden. Vor allem aus Hamburg und Bremen sei dabei mitgemischt worden. Sein Spaziergang am Ende des Buches durch das heutige Hamburg schärft den Blick für manche architektonische Spuren, die noch immer von der dunklen Geschichte zeugen. F.A.Z.
Dietmar Pieper: Zucker, Schnaps und Nilpferdpeitsche. Wie hanseatische Kaufleute Deutschland zur Kolonialherrschaft trieben. Piper Verlag, München 2023, 352 Seiten, 24 Euro.
Vaterporträt und VW-Geschichte
Vierzig Jahre war China vom Westen abhängig; dann kehrte sich das Verhältnis um. In keiner Branche ist das so deutlich wie im Autobau. Hatte VW im Reich der Mitte einst an dessen Wiege gestanden, muss es sich nun zeigen lassen, wie Mobilität heute geht. Felix Lee beschreibt in einem eindringlichen, unterhaltsamen und spannenden Buch anhand der Geschichte seines Vaters den Aufstieg des Wolfsburger Konzerns in Fernost. War Wenpo Lee doch einer der Macher des Erfolgs. Als Kind war er im Bürgerkrieg aus China nach Taiwan geflohen, schlug sich auf den Straßen Taipehs durch, traf auf gute Lehrer, studierte, ging nach Deutschland, kam zu VW, machte Karriere und wurde beim Aufbau des Chinageschäfts ein viel gefragter Mann im Konzern. Mitte der Achtzigerjahre siedelte er für VW mit seiner Familie nach Peking über. fib.
Felix Lee: China, mein Vater und ich. Über den Aufstieg einer Supermacht und was Familie Lee aus Wolfsburg damit zu tun hat. Ch. Links Verlag, Berlin 2023, 256 Seiten, 22 Euro.
Wichtiges über Finanzkrisen
Die beiden Ökonomen Markus Brunnermeier und Ricardo Reis haben kurz und bündig zusammengefasst, was die Ökonomen in den vergangenen 15 Jahren über Ursachen, Verlauf, Folgen und die Bekämpfung von Finanzkrisen gelernt haben. Dem Buch ist nicht nur anzumerken, dass die beiden Autoren zu den angesehensten Experten auf diesem Gebiet zählen. Leicht erkennbar ist auch, dass sie den Stoff seit Jahren an Universitäten gelehrt haben. Es wäre leicht, über das Thema ein sehr dickes Buch zu verfassen; der Reiz des Textes besteht aber gerade darin, dass die Autoren so kurz und präzise wie möglich sein wollen. Somit verspricht der Text nicht unbedingt ein Lesevergnügen. Dafür werden Leser, die den Stoff ernsthaft durcharbeiten, mit vielen wichtigen Kenntnissen belohnt. gb.
Markus K. Brunnermeier & Ricardo Reis: A Crash Course on Crises.
Macroeconomic Concepts for Run-ups, Collapses, and Recoveries. Princeton University Press, Princeton 2023,
136 Seiten, 36 Euro.
Die hartnäckige Lohnlücke
Frauen verdienen noch immer weniger Geld als Männer. Als die frühere ZDF-Journalistin Birte Meier vor Jahren erfuhr, dass sie als "feste-freie" Mitarbeiterin über Jahre hinweg einen hohen dreistelligen Betrag im Monat weniger verdient hat als ihre männlichen Kollegen in vergleichbarer Position, zog sie gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht. Über ihren Kampf für gleichen Lohn für gleiche Arbeit hat die Journalistin, die früher für das Magazin "Frontal 21" gearbeitet hat, ein lesenswertes Buch geschrieben mit vielen Informationen zum Thema Entgeltungleichheit. Nicht nur ihr eigener Fall wird geschildert, Frauen aus verschiedenen Berufen berichten. In Deutschland - so Birte Meiers These - habe die Politik nur zaghaft den Frauen geholfen, die wichtigsten Grundsatzurteile hätten sich Frauen vor Gericht hart erstreiten müssen. Sie selbst hat dazu beigetragen. Das ZDF hat ihr in diesem Sommer eine Entschädigung gezahlt. F.A.Z.
Birte Meier: Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer. Goldmann Verlag, München 2023, 240 Seiten, 16 Euro.
Die erste Eucken-Biographie
Es hat lange gedauert: 73 Jahre nach dem Tod des Ökonomen Walter Eucken ist nun endlich eine Biographie erschienen über den wichtigsten Mann der "Freiburger Schule" des Ordoliberalismus. Eucken machte sich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Professoren in Freiburg schon während der Zeit des Nationalsozialismus Gedanken darüber, wie eine freiheitliche Wirtschaftsordnung nach dem Krieg in Grundzügen aussehen sollte: Es sollte ein Gegenentwurf zur zentral verwalteten Kommandowirtschaft der Nationalsozialisten sein, der sich aber auch vom Laissez-faire-Liberalismus früherer Zeiten abgrenzen sollte. Wendula Gräfin von Klinckowstroem schildert Euckens Leben detailreich in seiner ganzen Vielschichtigkeit, nicht nur für Wirtschaftshistoriker, sondern für eine breite Öffentlichkeit. Dazu gibt es viele, teils erstmals veröffentlichte Fotos. Wem das noch nicht ausreicht, kann sich auf die Werkausgabe freuen, die ebenfalls bei Mohr Siebeck erscheint. F.A.Z.
Wendula Gräfin von Klinckowstroem: Walter Eucken. Ein Leben für Menschenwürde und Wettbewerb. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, 367 Seiten, 39 Euro.
Zeitenwende auf den Höfen
Früher war alles besser? Nein, es war anders. Wie es war, beschreibt der Historiker Ewald Frie in seinem Buch über das bäuerliche Leben der Nachkriegszeit. Auch wenn die Situation mit elf Geschwistern auf einem Hof speziell ist und das Buch eine Familienchronik wiedergibt, so vermittelt es ein großes Stück Zeitgeschichte der vergangenen 80 Jahre. Die deutsche Landwirtschaft hat sich so rasant verändert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Was das für Familien auf dem Land bedeutete und wie harte Arbeit, die Gemeinschaft und der Glaube ihr Leben prägten, vermittelt der Autor eindrucksvoll, ohne Sentimentalitäten. Für sein Buch ist der Historiker mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet worden. ak.
Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister.
Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland. C.H. Beck, München 2023, 191 Seiten, 23 Euro.
Der erste China-Lobbyist
Mit seiner akribischen Recherche über den Geschäftsmann Gerhard Flatow hat der ehemalige "Handelsblatt"-Chefredakteur Bernd Ziesemer den wohl ersten Lobbyisten der Volksrepublik China in Deutschland enttarnt. Der 1980 verstorbene Flatow wirkte in den frühen Jahren der Bundesrepublik, indem er China-Deals einfädelte und die kommunistische Partei in Deutschland mitgründete. Als junger Mann musste Flatow vor den Nationalsozialisten fliehen und machte im brodelnden Schanghai das schnelle Geld. Anders als viele Kolonialismusgewinnler aus dem Westen lernte er fließendes Chinesisch, knüpfte Kontakte zu Einheimischen und heiratete eine Chinesin. Als Maos Kommunisten nach ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg mit dem Imperialismus abrechnen, landet Flatow erst im Gefängnis, wird dann aber mit dem Auftrag entlassen, nach Deutschland zurückzukehren und dort Wirtschaftskontakte zu knüpfen. Die Geschichte zeigt, mit welchem Ehrgeiz sich manche Westler für die Volksrepublik einspannen lassen. mfe.
Bernd Ziesemer: Maos deutscher
Top-Agent. Wie China die Bundesrepublik
eroberte. Campus-Verlag, Frankfurt,
New York 2023, 256 Seiten, 28 Euro.
Eloquentes Bitcoin-Pamphlet
Nach Jahren ist das Thema Krypto immer noch ideologisch aufgeladen. Auch der frühere Literaturchef der "Zeit" hat sich entschieden: Er ist ein Fan von Bitcoin und rührt in einem eloquenten Pamphlet mächtig die Werbetrommel dafür. Dabei hält er sich nicht mit Details auf, vielmehr scheint er den Leser schnell überzeugen zu wollen - davon, dass das Krypto-Konstrukt das bessere Geld ist und die Welt vom Fluch eines vom "staatlich-monetären Komplex" manipulierten, konventionellen Geldes erlösen kann. Und wundert sich dabei bisweilen über seine eigene Begeisterung.
Ein Buch, von dem jeder etwas hat. Wer Bitcoin hasst, wird entsetzt sein, wer Bitcoin liebt, sich bestätigt finden. Und alle dazwischen können sich herrlich an den Thesen reiben, die Mangold präsentiert, bieten diese doch jede Menge Ansatzpunkte für kritische Gegenargumente. mho.
Ijoma Mangold: Die orange Pille.
Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. dtv, München 2023, 240 Seiten,
24 Euro.
Der Ausnahme-Unternehmer
Bewundert, beneidet, gehasst - Elon Musk ist der Ausnahme-Unternehmer der Gegenwart. Er führt den Elektroautohersteller Tesla, das Weltraumunternehmen SpaceX, die Kurznachrichtenplattform X (vormals Twitter) und viele andere Projekte. Wer ist dieser Mann? Was treibt ihn an? Wie entscheidet er? Was hat ihn zum reichsten Menschen des Planeten gemacht? Der renommierte Biograph Walter Isaacson durfte Musk über eine lange Zeit begleiten, hat Einblicke in das berufliche und private Leben des in Südafrika geborenen und aufgewachsenen und dann nach Nordamerika ausgewanderten Unternehmers gewonnen. Er zeichnet das Bild eines Menschen, der eine teilweise furchtbare Kindheit erlitt, seine Liebe zur Technik entdeckt, sprunghaft wirkt, Schwierigkeiten hat, sein Sozialleben zu ordnen und sich in andere hineinzuversetzen. Vor allem aber stellt er Elon Musk als einen unermüdlichen Macher vor, der wohl vor allem eine Situation fürchtet: wenn einfach nichts passiert. ala.
Walter Isaacson: Elon Musk. Die Biografie. C. Bertelsmann Verlag, München 2023,
832 Seiten, 38 Euro.
Duell um die Mikrochips
Der amerikanische Wirtschaftshistoriker Chris Miller hat ein spannendes Buch über den Kampf um die Technologieführerschaft vorgelegt. Moderne Mikrochips stecken in Smartphones, Autos und in Präzisionswaffen. Die Geschichte beginnt damit, wie Forscher Ende der 1950er Jahre die ersten Mikrochips im Silicon Valley entwickelten und damit Industriegeschichte schrieben. Die Chips waren schon im Kalten Krieg Thema, mittlerweile sind sie zum Kristallisationspunkt des Konflikts zwischen Amerika und China geworden. Nur wenige Firmen - wie Intel in Amerika, Samsung in Südkorea und TSMC in Taiwan - können sie bauen, es braucht dafür komplexe und feingliederige Lieferketten. China wird vom Zugriff auf Chips der neuesten Generation ferngehalten, versucht umso ambitionierter aufzuholen und macht Druck auf Taiwan; Miller analysiert anschaulich die Hintergründe. Jetzt ist sein preisgekröntes Buch auf Deutsch erschienen. F.A.Z.
Chris Miller: Der Chip-Krieg. Wie die USA und China um die technologische Vorherrschaft auf der Welt kämpfen. Rowohlt, Hamburg 2023, 500 Seiten, 30 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2023Zu nah dran
Meisterbiograf Walter Isaacson hat zwei Jahre lang den Superunternehmer
Elon Musk begleitet. Beste Voraussetzungen für ein gutes Buch – eigentlich
VON ANDRIAN KREYE
Für alle, die lieber die 280-Zeichen-Einträge auf Elon Musks Kurznachrichtendienst Twitter/X lesen als ein 823-Seiten-Buch, hier schon mal alles, was es auf der Länge über Walter Isaacsons Biografie „Elon Musk“ zu sagen gibt:
Unternehmer mit Kindheitstrauma, Geschäftssinn und Furzwitz-Humor digitalisiert das Bezahlen, baut E-Autos, Raketen und Roboter, zeugt einen Haufen Kinder, quält sein Umfeld und ruiniert Twitter. Der Rest der Welt hält ihn entweder für irre oder visionär. Buch kommt ihm sehr nah.
Für alle, die Bücher lesen, muss sich der Blockbuster der Woche dann allerdings auch als Buch beweisen. Nun gehört Walter Isaacson zu den großen amerikanischen Biografen. Um das im Leistungsspektrum der Kulturindustrie sportlich einzuordnen: Seine Bücher über Leonardo da Vinci und Ben Franklin sind in Amerika nicht nur Bestseller, sondern Messlatten. Seine Biografie über Apple-Gründer Steve Jobs wurde vom Oscarpreisträger Danny Boyle nach einem Drehbuch des Oscarpreisträgers Aaron Sorkin verfilmt. Joe Biden verlieh Isaacson für seine Werke eine nationale Medaille für Geisteswissenschaften. Und neben allen möglichen weiteren Preisen hat er noch elf Ehrendoktorwürden. Nicht schlecht für jemanden, der Bücherschreiben immer eher nebenher betrieb. Isaacson leitete in den vergangenen drei Jahrzehnten das Time Magazine, den Nachrichtensender CNN und das Aspen Institute. Kein Wunder, dass er sich mit Musk gut verstand, so von Overachiever zu Overachiever.
Zwei Jahre lang hat er den Massenfirmengründer begleitet, verfolgt, zugehört. So nah kamen dem reichsten Mann der Welt nur wenige, Mitarbeitende und Familie eingeschlossen. Wobei man als Unternehmer mit sechs Firmen (darunter Tesla, Space-X, Twitter/X) und Vater von zehn Kindern mit drei Frauen wohl auch nur wenig Zeit für andere findet. Vor allem, wenn man einen Hang zum Drama, zu Stimmungsschwankungen und einem Fanatismus im Beruf hat, bei dem Schlaf und Höflichkeiten rasch auf der Strecke bleiben. Musk ist dann im „demon mode“, im Dämonenmodus, wie die Sängerin Claire Elise Boucher das im Buch beschreibt, die sich als Popstar Grimes nennt und mit Musk drei Kinder hat. Die heißen X Æ A-XII, Exa Dark Sideræl und Techno Mechanicus, genannt Tau. Womit man mitten im Wahnsinn des Musk-Kosmos ist, der aus viel Science-Fiction, krudem Humor und einem Privatleben besteht, gegen das sich das von Elizabeth Taylors wie ein Nesthäkchen-Roman liest.
Was Isaacson über die Strecke gut gelingt, ist, Musks komplexes Weltbild zu protokollieren. Seinen Drang, die Menschheit ins All zu bringen, nicht als Flucht, sondern weil er an sie glaubt und ihr Bewusstsein im Universum ansiedeln will. Er beschreibt Musks Vision einer Energiewende und seine Befürchtungen, künstliche Intelligenz könne eine Konkurrenz oder Gefahr für die Menschheit sein. Denn die (und nicht unbedingt die Menschen) liegt Musk letztendlich am Herzen. Das ist alles eher Plato als Kant, allerdings blitzt Nietzsches Übermensch ein paar Mal zu oft durch die Zeilen, ohne dass da mal jemand nachfragt. Musk als Figur der Ideengeschichte bleibt also weiter ein offenes Rätsel, obwohl er in der Rolle inzwischen nicht nur in der Wirtschaftswelt enormen Einfluss hat. Immerhin hat er mit Twitter einen der wirkmächtigsten Verstärker gekauft. Immerhin arbeitet Musk ja wirklich schon konkret daran, mit seinen Raumfahrten einen kleinen Teil der Menschheit auf dem Mars ansiedeln, um diese „interplanetarische Zivilisation“ zu etablieren. Bis dahin aber hat er mit seiner Flotte von bislang rund viereinhalbtausend Starlink-Satelliten das Internet in den Himmel geholt. Das sollte eigentlich nur den Raketenbau querfinanzieren, zementierte dann aber seine Weltmachtposition, mit der er inzwischen auf Staatschefebene behandelt wird. Nur mal für den Kontext – in der gesamten Geschichte der Raumfahrt wurden bisher etwas mehr als 14 000 Satelliten ins All geschossen. Musk plant laut Isaacson mittelfristig eine „Megakonstellation“ von 40 000 Stück.
Inzwischen vergleichen sie ihn in Amerika allerdings schon mit Comicbösewichten wie Lex Luthor, denn da wäre noch der Irre Musk. Der für 44 Milliarden Dollar den Kurznachrichtendienst Twitter kauft, nur weil er sich über die „Wokeness“ dort ärgert. Der dort drei Viertel der Belegschaft feuert, all die Rechtsradikalen und Trolle inklusive des Fast-Putschisten Donald Trump wieder freischaltet, die der Gründer und Vorbesitzer Jack Dorsey hatte sperren lassen. Wobei Musk dann trotz seiner Parolen von der absoluten Meinungsfreiheit Linke und Journalisten blockiert. Und dann mit seinem neuen Spielzeug Verschwörungstheorien und antisemitischen Blödsinn verbreitet, worauf ihm die Werbekundschaft abspringt, die den eh schon defizitären Dienst zu 90 Prozent finanziert. Geile Geschichte, oder?
Das alles liest sich bei Isaacson leider sehr langweilig. Irgendwo in der Grauzone zwischen Bericht, Geschichts- und Drehbuch vergisst er über weite Strecken das Erzählen. Die Figuren bleiben farblos. Sie bewegen sich durch Musks Welt der Privatflugzeuge, Fabriken, Abschussrampen, Büro- und Wohnfluchten wie durch ein ortloses Metaversum ohne Ecken, Kanten und Geruch. Die Menschen werden als Quellen zitiert, nicht als Figuren eines Epos. Das erfüllt vielleicht die Reinheitsgebote des amerikanischen Journalismus, der die Neutralität als Dogma bis in die Sprache trägt. Beim Lesen führt das zu Erschöpfungserscheinungen.
Den größten Fehler aber macht Isaacson aus seinem Scoop, einen der unnahbarsten Männer der Gegenwart zwei Jahre lang so dicht zu begleiten. In der Zeit ist er ihm wohl doch etwas zu nah gekommen, wurde zum Vertrauten und Berater. Zunächst einmal behandelt er Elon Musk über weite Strecken als den genialischen Unternehmer, der er sicher auch ist. Da beschreibt er detailliert, wie Musk die Kosten eines Verschlussmechanismus für seine Falcon-9-Rakete von 1500 für das Bauteil nach Nasa-Standard auf 30 Dollar drückte, weil sein Ingenieur herausfand, dass man die 30-Dollar-Klinke einer Klokabine ganz einfach für die Raumfahrt modifizieren kann. Oder wie er das drei Millionen Dollar teure Kühlsystem für ebenjene Rakete durch 6000 Dollar teure Klimaanlagen ersetzen ließ, wie man sie sonst in Einfamilienhäuser einbaut.
Das Buch erklärt auch, wie Elon Musk Produktionsabläufe beschleunigt, Effizienzen steigert und die Belegschaft zu Höchstleistungen antreibt. Isaacson schönt das nicht. „Er konnte ein Arschloch sein“, schreibt er immerhin schon im zweiten der 95 Kapitel. Er relativiert das dann allerdings über die nächsten 800 Seiten öfter, als dass er es belegt. Letztlich ist das kein Buch für das Massenpublikum, das endlich mal wissen will, wie der denn so ist, der Mann, den man sonst nur aus seinen Tweets kennt.
Will man Walter Isaacsons Buch auf den Punkt bringen, dann ist Elon Musk ein Genie mit einer Prise Wahnsinn. Isaacson fasst das im letzten Satz so zusammen: „Manchmal sind große Innovatoren risikofreudige Kindsmänner, die sich nicht aufs Töpfchen setzen lassen. Sie können rücksichtslos, peinlich und manchmal sogar toxisch sein. Sie können auch irre sein. Irre genug, um zu glauben, dass sie die Welt verändern können.“ In der deutschen Übersetzung liest sich das ein wenig zahmer. Womit man beim nächsten Problem wäre. Wie bei vielen angelsächsischen Sensationsbüchern sollte die deutsche Lizenzausgabe gleichzeitig mit dem Original erscheinen. Also setzte man sechs Übersetzerinnen ans Werk, die offenbar nur wenig Zeit hatten. Da wimmelt es von Fehlern, die Sprache wirkt wie aus dem Chatbot, die Syntax ist streckenweise ein Trümmerfeld aus Schachtelsätzen, Bezugsfehlern und falsch platzierten Verben. Das macht die sowieso schon fade Lektüre so richtig zäh.
Das größte Manko aber bleibt, dass Walter Isaacson Elon Musks Visionen und Abgründe, seinen Hang zu Verschwörungserzählungen und Eugenik, seine Menschenschinderei und seine extreme Macht zwar beschreibt, aber nicht hinterfragt. Wenn er sie aber als Nebenwirkungen des Geniewesens abtut, bleibt „Elon Musk – die Biografie“ lediglich ein weiterer Baustein in der Mythenbildung.
Inzwischen vergleichen sie
Musk mit verschiedenen
Comicbösewichten
Wie viel Wahnsinn gehört zum Genie? Elon Musk 2022 bei der Gala des MoMA in New York.
Foto: IMAGO/UPI Photo
Walter Isaacson: Elon Musk – die Biografie. Aus dem amerikanischen Englisch von S. Bieker, G. Fichtl, K. Martl, U. Strerath-Bolz, A. Wagner-Wolff und H. Zeltner-Shane. C. Bertelsmann, München, 2023. 832 Seiten, 38 Euro.
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Meisterbiograf Walter Isaacson hat zwei Jahre lang den Superunternehmer
Elon Musk begleitet. Beste Voraussetzungen für ein gutes Buch – eigentlich
VON ANDRIAN KREYE
Für alle, die lieber die 280-Zeichen-Einträge auf Elon Musks Kurznachrichtendienst Twitter/X lesen als ein 823-Seiten-Buch, hier schon mal alles, was es auf der Länge über Walter Isaacsons Biografie „Elon Musk“ zu sagen gibt:
Unternehmer mit Kindheitstrauma, Geschäftssinn und Furzwitz-Humor digitalisiert das Bezahlen, baut E-Autos, Raketen und Roboter, zeugt einen Haufen Kinder, quält sein Umfeld und ruiniert Twitter. Der Rest der Welt hält ihn entweder für irre oder visionär. Buch kommt ihm sehr nah.
Für alle, die Bücher lesen, muss sich der Blockbuster der Woche dann allerdings auch als Buch beweisen. Nun gehört Walter Isaacson zu den großen amerikanischen Biografen. Um das im Leistungsspektrum der Kulturindustrie sportlich einzuordnen: Seine Bücher über Leonardo da Vinci und Ben Franklin sind in Amerika nicht nur Bestseller, sondern Messlatten. Seine Biografie über Apple-Gründer Steve Jobs wurde vom Oscarpreisträger Danny Boyle nach einem Drehbuch des Oscarpreisträgers Aaron Sorkin verfilmt. Joe Biden verlieh Isaacson für seine Werke eine nationale Medaille für Geisteswissenschaften. Und neben allen möglichen weiteren Preisen hat er noch elf Ehrendoktorwürden. Nicht schlecht für jemanden, der Bücherschreiben immer eher nebenher betrieb. Isaacson leitete in den vergangenen drei Jahrzehnten das Time Magazine, den Nachrichtensender CNN und das Aspen Institute. Kein Wunder, dass er sich mit Musk gut verstand, so von Overachiever zu Overachiever.
Zwei Jahre lang hat er den Massenfirmengründer begleitet, verfolgt, zugehört. So nah kamen dem reichsten Mann der Welt nur wenige, Mitarbeitende und Familie eingeschlossen. Wobei man als Unternehmer mit sechs Firmen (darunter Tesla, Space-X, Twitter/X) und Vater von zehn Kindern mit drei Frauen wohl auch nur wenig Zeit für andere findet. Vor allem, wenn man einen Hang zum Drama, zu Stimmungsschwankungen und einem Fanatismus im Beruf hat, bei dem Schlaf und Höflichkeiten rasch auf der Strecke bleiben. Musk ist dann im „demon mode“, im Dämonenmodus, wie die Sängerin Claire Elise Boucher das im Buch beschreibt, die sich als Popstar Grimes nennt und mit Musk drei Kinder hat. Die heißen X Æ A-XII, Exa Dark Sideræl und Techno Mechanicus, genannt Tau. Womit man mitten im Wahnsinn des Musk-Kosmos ist, der aus viel Science-Fiction, krudem Humor und einem Privatleben besteht, gegen das sich das von Elizabeth Taylors wie ein Nesthäkchen-Roman liest.
Was Isaacson über die Strecke gut gelingt, ist, Musks komplexes Weltbild zu protokollieren. Seinen Drang, die Menschheit ins All zu bringen, nicht als Flucht, sondern weil er an sie glaubt und ihr Bewusstsein im Universum ansiedeln will. Er beschreibt Musks Vision einer Energiewende und seine Befürchtungen, künstliche Intelligenz könne eine Konkurrenz oder Gefahr für die Menschheit sein. Denn die (und nicht unbedingt die Menschen) liegt Musk letztendlich am Herzen. Das ist alles eher Plato als Kant, allerdings blitzt Nietzsches Übermensch ein paar Mal zu oft durch die Zeilen, ohne dass da mal jemand nachfragt. Musk als Figur der Ideengeschichte bleibt also weiter ein offenes Rätsel, obwohl er in der Rolle inzwischen nicht nur in der Wirtschaftswelt enormen Einfluss hat. Immerhin hat er mit Twitter einen der wirkmächtigsten Verstärker gekauft. Immerhin arbeitet Musk ja wirklich schon konkret daran, mit seinen Raumfahrten einen kleinen Teil der Menschheit auf dem Mars ansiedeln, um diese „interplanetarische Zivilisation“ zu etablieren. Bis dahin aber hat er mit seiner Flotte von bislang rund viereinhalbtausend Starlink-Satelliten das Internet in den Himmel geholt. Das sollte eigentlich nur den Raketenbau querfinanzieren, zementierte dann aber seine Weltmachtposition, mit der er inzwischen auf Staatschefebene behandelt wird. Nur mal für den Kontext – in der gesamten Geschichte der Raumfahrt wurden bisher etwas mehr als 14 000 Satelliten ins All geschossen. Musk plant laut Isaacson mittelfristig eine „Megakonstellation“ von 40 000 Stück.
Inzwischen vergleichen sie ihn in Amerika allerdings schon mit Comicbösewichten wie Lex Luthor, denn da wäre noch der Irre Musk. Der für 44 Milliarden Dollar den Kurznachrichtendienst Twitter kauft, nur weil er sich über die „Wokeness“ dort ärgert. Der dort drei Viertel der Belegschaft feuert, all die Rechtsradikalen und Trolle inklusive des Fast-Putschisten Donald Trump wieder freischaltet, die der Gründer und Vorbesitzer Jack Dorsey hatte sperren lassen. Wobei Musk dann trotz seiner Parolen von der absoluten Meinungsfreiheit Linke und Journalisten blockiert. Und dann mit seinem neuen Spielzeug Verschwörungstheorien und antisemitischen Blödsinn verbreitet, worauf ihm die Werbekundschaft abspringt, die den eh schon defizitären Dienst zu 90 Prozent finanziert. Geile Geschichte, oder?
Das alles liest sich bei Isaacson leider sehr langweilig. Irgendwo in der Grauzone zwischen Bericht, Geschichts- und Drehbuch vergisst er über weite Strecken das Erzählen. Die Figuren bleiben farblos. Sie bewegen sich durch Musks Welt der Privatflugzeuge, Fabriken, Abschussrampen, Büro- und Wohnfluchten wie durch ein ortloses Metaversum ohne Ecken, Kanten und Geruch. Die Menschen werden als Quellen zitiert, nicht als Figuren eines Epos. Das erfüllt vielleicht die Reinheitsgebote des amerikanischen Journalismus, der die Neutralität als Dogma bis in die Sprache trägt. Beim Lesen führt das zu Erschöpfungserscheinungen.
Den größten Fehler aber macht Isaacson aus seinem Scoop, einen der unnahbarsten Männer der Gegenwart zwei Jahre lang so dicht zu begleiten. In der Zeit ist er ihm wohl doch etwas zu nah gekommen, wurde zum Vertrauten und Berater. Zunächst einmal behandelt er Elon Musk über weite Strecken als den genialischen Unternehmer, der er sicher auch ist. Da beschreibt er detailliert, wie Musk die Kosten eines Verschlussmechanismus für seine Falcon-9-Rakete von 1500 für das Bauteil nach Nasa-Standard auf 30 Dollar drückte, weil sein Ingenieur herausfand, dass man die 30-Dollar-Klinke einer Klokabine ganz einfach für die Raumfahrt modifizieren kann. Oder wie er das drei Millionen Dollar teure Kühlsystem für ebenjene Rakete durch 6000 Dollar teure Klimaanlagen ersetzen ließ, wie man sie sonst in Einfamilienhäuser einbaut.
Das Buch erklärt auch, wie Elon Musk Produktionsabläufe beschleunigt, Effizienzen steigert und die Belegschaft zu Höchstleistungen antreibt. Isaacson schönt das nicht. „Er konnte ein Arschloch sein“, schreibt er immerhin schon im zweiten der 95 Kapitel. Er relativiert das dann allerdings über die nächsten 800 Seiten öfter, als dass er es belegt. Letztlich ist das kein Buch für das Massenpublikum, das endlich mal wissen will, wie der denn so ist, der Mann, den man sonst nur aus seinen Tweets kennt.
Will man Walter Isaacsons Buch auf den Punkt bringen, dann ist Elon Musk ein Genie mit einer Prise Wahnsinn. Isaacson fasst das im letzten Satz so zusammen: „Manchmal sind große Innovatoren risikofreudige Kindsmänner, die sich nicht aufs Töpfchen setzen lassen. Sie können rücksichtslos, peinlich und manchmal sogar toxisch sein. Sie können auch irre sein. Irre genug, um zu glauben, dass sie die Welt verändern können.“ In der deutschen Übersetzung liest sich das ein wenig zahmer. Womit man beim nächsten Problem wäre. Wie bei vielen angelsächsischen Sensationsbüchern sollte die deutsche Lizenzausgabe gleichzeitig mit dem Original erscheinen. Also setzte man sechs Übersetzerinnen ans Werk, die offenbar nur wenig Zeit hatten. Da wimmelt es von Fehlern, die Sprache wirkt wie aus dem Chatbot, die Syntax ist streckenweise ein Trümmerfeld aus Schachtelsätzen, Bezugsfehlern und falsch platzierten Verben. Das macht die sowieso schon fade Lektüre so richtig zäh.
Das größte Manko aber bleibt, dass Walter Isaacson Elon Musks Visionen und Abgründe, seinen Hang zu Verschwörungserzählungen und Eugenik, seine Menschenschinderei und seine extreme Macht zwar beschreibt, aber nicht hinterfragt. Wenn er sie aber als Nebenwirkungen des Geniewesens abtut, bleibt „Elon Musk – die Biografie“ lediglich ein weiterer Baustein in der Mythenbildung.
Inzwischen vergleichen sie
Musk mit verschiedenen
Comicbösewichten
Wie viel Wahnsinn gehört zum Genie? Elon Musk 2022 bei der Gala des MoMA in New York.
Foto: IMAGO/UPI Photo
Walter Isaacson: Elon Musk – die Biografie. Aus dem amerikanischen Englisch von S. Bieker, G. Fichtl, K. Martl, U. Strerath-Bolz, A. Wagner-Wolff und H. Zeltner-Shane. C. Bertelsmann, München, 2023. 832 Seiten, 38 Euro.
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"Die Biografie nimmt uns mit auf eine Reise zu der schroffen Klippe, auf der Elon Musk ständig steht, und wir beobachten atemlos, in welche Richtung er geht." ZDF "heute journal"