Mit diesem ersten Fall für Elfriede Kunz entführt uns Autorin Ursula Neeb in die BRD von 1958, genauer gesagt nach Bad Nauheim. In der alten Kurstadt sind seit 1945 Truppen der US-Army stationiert, die Arbeitgeber für so manche Kriegswitwe sind, aber auch, nach der Aufhebung des
Fraternisierungsverbotes, zahlreiche Liebschaften hervorbringen. Die Soldaten kaufen zwar (fast) alles in ihren PX-Läden…mehrMit diesem ersten Fall für Elfriede Kunz entführt uns Autorin Ursula Neeb in die BRD von 1958, genauer gesagt nach Bad Nauheim. In der alten Kurstadt sind seit 1945 Truppen der US-Army stationiert, die Arbeitgeber für so manche Kriegswitwe sind, aber auch, nach der Aufhebung des Fraternisierungsverbotes, zahlreiche Liebschaften hervorbringen. Die Soldaten kaufen zwar (fast) alles in ihren PX-Läden ein, daneben sorgen sie aber in kleineren deutschen Geschäften für Umsatz. Eines davon ist das „Rheingold, ein Wirtshaus mit angeschlossener Fremdenpension, das von Elfriede „Elfi“ Kunz geführt wird. Elfi, zweifache attraktive Witwe und Geliebte des GI Brian O’Shaugnessy, hat ein großes Herz. Das beweist sie, als ausgerechnet im rosafarbenen Ami-Schlitten von Brian, der vor ihrer Haustüre parkt, die ehemalige Rosenkönigin Rita ermordet aufgefunden wird. Gleichzeitig ist Brian spurlos verschwunden. Ist er der Täter?
Kriminalkommissar Freddy Graf und Max Caspers, sein amerikanischer Kollege von der Military Police, ermitteln, sehr zum Missfallen von Elfi, im Umfeld der „Villa Rheingold“. So geraten de Pensionsgäste Asta und Renato ins Visier von Freddy Graf, den man auch „Pistolen-Freddy“ nennt, weil er Gerüchten zufolge ein ehemaliger Scharfschütze ist. Das kann Elfi nicht auf sich sitzen lassen, genauso wenig, wie den Verdacht gegen Karl-Otto, dem Sohn ihrer besten Freundin Lottie, der die Ermordete erfolglos angehimmelt hat. Wutschnaubend beginnt Elfie auf eigene Faust zu ermitteln.
Und dann gibt es auch noch Helga, deren Traum vom Neuanfang in den USA recht schnell ausgeträumt ist.
Meine Meinung:
Dieser Krimi beleuchtet das Zusammenleben der Soldaten der US Army mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Es gibt einige, die dem verlorenen Krieg nachtrauern und andere, die mehr oder weniger mutig in die neuen Zeiten gehen. Froh ist man allerdings, dass man hier in Bad Nauheim die Amerikaner und nicht die Russen als Siegermacht stationiert hat.
Natürlich ist nicht alles „Liebe-Wonne-Waschtrog“ und die jungen deutschen Männer sind auf die oft gutaussehenden und scheinbar vermögenden GI eifersüchtig. Die Spannungen entladen sich häufig in wilden Prügeleien. Eine davon beschert Brian einige Prellungen, einen Besuch im Krankenhaus sowie eine Nacht im Gefängnis, die ihm allerdings für den Mord an Rita ein bombensicheres Alibi gibt.
Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Freddy Graf ist ein vielschichtiger Charakter. Zum einen, ein gewissenhafter Polizist, und zum anderen trägt er sicherlich auch das eine oder andere Geheimnis mit sich herum.
Elfie steht mit beiden Beinen im Leben, hat aber vor allem den Verlust ihre kleinen Tochter an die Diphterie sowie den Tod ihrer Ehemänner noch nicht wirklich verwunden. Daher stürzt sie sich in das Abenteuer mit dem schnuckeligen GI Brian, der allerdings nicht ganz so treu ist. Geschickt ist Elfies Vergangenheit durch die Aufzeichnung ihrer Lebenserinnerungen, in die wir Einblick nehmen dürfen in das aktuelle Krimigeschehen eingebunden.
Stellvertretend für die vielen ledigen Mütter und Kinder, die aus Verbindungen mit den GIs hervorgegangen sind, steht Helga. Ihr ist nichts im Leben geschenkt worden. Sie ist eine der zahllosen verlorenen Seelen dieses Krieges. Mittellos und ohne Familie aus Ostpreußen in der BRD gestrandet, nicht einmal wirklich geduldet, sondern immer auf die Gnade der Bevölkerung angewiesen. Sie glaubt nun mit einem der GIs in Amerkia ein neues Leben anfangen zu können. Weit gefehlt! Sie wird schwanger sitzengelassen und gerät in die Mühlen des Gesetzes, das von Menschen, die der NS-Zeit nachtrauern vollzogen wird. Mit schwerwiegenden Folgen für die junge Mutter.
Der Krimi lässt sich sehr gut lesen. Er spiegelt ein wenig die unstete Zeit zwischen 1945 und 1960 wieder. Ein Highlight ist das Auftreten von GI Elvis Presley, der einige Monate in Bad Nauheim Dienst schiebt. Allerdings wohnt er nicht in den Ray Barracks sondern ziemlich feudal mit seiner Entourage in einer Villa. Er erfreut sich gemeinsam mit seinen Bodygards an den „Best german Snitzel“.
Eine tolle Idee von Autorin Ursula Neeb, dass jede Kapitelüberschrift den Titel eines damals gerne gehörten Songs trägt. Dadurch wirkt das Lokalkolorit authentisch.
Fazit:
Ein Krimi aus der deutschen Nachkriegszeit, einer Zeit, in der das Alte noch längst nicht weg und das Neue noch nicht so ganz Fuß gefasst hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.