Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1,7, FernUniversität Hagen (Institut für Soziologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Emile Durkheim gilt als Wegbereiter der Anomietheorie. Er betrachtete die „gesellschaftliche Arbeitsteilung“ und die Entwicklung der Selbstmordrate in seiner Zeit des Frühindustrialismus und beschrieb in diesem Zusammenhang krankhafte gesellschaftliche Störungen, die er als „anomische“ Zustände bezeichnete. Auch Robert K. Merton erforschte Problemstellungen gesellschaftlicher Entwicklungen „seiner“ amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts unter anomietheoretischen Betrachtungen, mit einem besonderen Blick auf „abweichendes Verhalten“. Entwickelte damit Merton die „Anomietheorie Durkheims“ fort? Dieser Frage wird im Rahmen der Hausarbeit nachgegangen. Die leitenden Fragestellungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Welches theoretische Verständnis verbindet Durkheim mit dem Begriff der „Anomie“? In wieweit geht Merton mit seinem Verständnis über Durkheim hinaus? Im Wege einer Literaturauswertung werden beide Verständnisse zunächst getrennt dargelegt und dann mit Blick auf zentrale Kategorien wie zum Beispiel „Bedürfnisse und Ziele“, „Mittel und Wege“ und „Normen“ miteinander verglichen. Dabei zeigt sich unter anderem, dass bei beiden Soziologen Probleme aus der Diskrepanz zwischen Zielen und Mitteln entstehen. Betrachtungsunterschiede bestehen insofern, als Durkheim die Entstehung von Bedürfnissen bzw. die Schieflage in der Mittelverteilung in der Natur erblickt (insofern anlagebedingt), während nach Merton die Gesellschaft diese Ungleichverteilungen und Problemstellungen erzeugt. Merton betont die Bedeutung der Kultur. Beide betrachten die normativen Bewertungen als eine sich verändernde Größe. Nach Durkheim kann bzw. muss das Verständnis des normativ Erlaubten neu gelernt werden, wenn sich das Verhältnis aus Mitteln und Bedürfnissen plötzlich drastisch ändert (infolge der wirtschaftlichen Entwicklung), bei Merton kann es in Abhängigkeit von anderen Merkmalen zu einem Zusammenbruch der Normen kommen.