Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: sehr gut, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit steht die Analyse der kontroversen Reaktionen auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ im Vordergrund. Auch die ausländische Presse hat über die Ausstellung ausführlich berichtet,5 doch löste sie mit Ausnahme von Österreich nirgendwo sonst eine derart intensive Debatte aus. Deshalb beschränkt sich die Untersuchung auf die deutschen Reaktionen. Dabei geht es nicht darum zu entscheiden, ob und in welchem Ausmaß es Verbrechen in der Wehrmacht gegeben hat. Im Hinblick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre kann heute kein seriöser Historiker bestreiten, daß sich Teile der Wehrmacht mitschuldig gemacht haben an den Verbrechen im Osten. Gleichzeitig gab es aber auch Soldaten, die erst nach dem Krieg von den Verbrechen erfahren haben. Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, sich in den Prozentstreit um die Anzahl der „schuldigen“ Soldaten einzureihen. Vielmehr steht die Frage im Vordergrund, wie die deutsche Öffentlichkeit mit ihrer Vergangenheit umgeht und was die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ zum gegenwärtigen Geschichtsbild und der Erinnerungskultur beigetragen hat. Vom Hamburger Institut für Sozialforschung geplant als ein Bestandteil des Projekts „Angesichts dieses Jahrhunderts“, löste sich die Ausstellung bereits bei ihrer Eröffnung im März 1995 aus diesem Rahmen und entwickelte in der deutschen Öffentlichkeit eine Eigendynamik wie kaum ein Ausstellungsthema zuvor. Die Diskussion um die Frage nach der Beteiligung von Wehrmachtssoldaten am Vernichtungskrieg im Osten verlief anfangs überwiegend auf einer sehr persönlichen und emotionalen Ebene, die hauptsächlich von der lokalen Presse aufgegriffen wurde. Von besonderem Interesse sind dabei die Reaktionen der Generationen innerhalb der Gesellschaft, die auf unterschiedlichste Weise von den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg geprägt wurden, deren Auswirkungen aber auch in der Enkelgeneration noch zu spüren sind. Wie gehen die ehemaligen Wehrmachtssoldaten damit um, nach 50 Jahren noch einmal mit den Kriegserlebnissen konfrontiert zu werden? Wie reagieren ihre Söhne und Töchter bei dem Gedanken, daß ihre Eltern möglicherweise bereits im Krieg von den Verbrechen gewußt haben oder daran beteiligt waren? [...] 5 Vgl. dazu Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944; in: Mittelweg 36, 3/1995, S. 87.