Rußland heute ist ein Land der Extreme: bitterste Armut in den abgehängten Provinzen, schamlos ausgestellter Reichtum in der Megametropole Moskau. Ein Land, in dem die Wut brodelt und junge Leute revolutionär gestimmt sind. Sie sympathisieren mit den Zarenattentätern, befassen sich mit Bombenbau oder übersetzen Slavoj Žižek. Nikita, Anfang Zwanzig, ist einer von ihnen: ein Petersburger Student, der zu Ohnmachtsanfällen neigt und mit Jasja zusammen war, bevor sie einem Geschäftsmann in die Schweiz folgte. Ihren Verlust kann er nicht verwinden. Seit sie fort ist, hält es ihn nirgends mehr. Er fährt kreuz und quer durchs Land und gewinnt mit seinem Lächeln das Vertrauen wildfremder Menschen, die ihm in der Eisenbahn ihr Leben erzählen – Geschichten, die ihn aufwühlen und schließlich zum Handeln zwingen.
Das Buch, das zur Zeit in sechs Sprachen übersetzt wird, ist eine kurzweilige, grellbunte Enzyklopädie des Lebens im heutigen Rußland. Ein Land, in dem Transvestiten orthodoxe Priester werden und ein Rentnerkreuzzug zum Roten Platz zieht. Nikita, ein kleiner Bruder der Helden Dostojewskis, ist eine der liebenswertesten Gestalten, die die junge russische Literatur hervorgebracht hat.
Das Buch, das zur Zeit in sechs Sprachen übersetzt wird, ist eine kurzweilige, grellbunte Enzyklopädie des Lebens im heutigen Rußland. Ein Land, in dem Transvestiten orthodoxe Priester werden und ein Rentnerkreuzzug zum Roten Platz zieht. Nikita, ein kleiner Bruder der Helden Dostojewskis, ist eine der liebenswertesten Gestalten, die die junge russische Literatur hervorgebracht hat.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ilma Rakusa hatte große Freude bei der Lektüre von Natalja Kljutscharjowas "Endstation Russland". Protagonist des Romans ist Nikita, ein russischer Student Anfang Zwanzig, der unsterblich in eine angehende Pornodarstellerin verliebt ist und zu politischen Tagträumen neigt. Auch seine Freunde haben allesamt verschrobene Hobbys und merkwürdige Weltanschauungen. "Russland als Tollhaus", dieser Topos ist für die Rezensentin nicht neu. Doch der Autorin sei "ein kleines Meisterwerk" gelungen, so die begeisterte Rakusa, welches gleichermaßen ernst, komisch und lyrisch sei. Ebenso überzeugend wie der Roman ist auch die Übersetzung von Ganna-Maria Braungardt, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein wenig erinnern diese Irrfahrten an Jerofejews Zugroman Moskau-Petuschki, auch wenn die 1981 geborene Kljutscharjowa nicht in derselben subversiv-poetischen Klasse fährt wie ihr prominenter Kollege. Ein großer Spaß ist dieses Buch dennoch, denn die Frauen, Männer und Kinder, die Nikita im offenen Abteilwagen trifft, sind allesamt vom Unglück betroffen.« Berliner Zeitung 20100914