Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,0, Universität Konstanz, Veranstaltung: Seminar: Filme und Texte der französischen Avantgarde, Sprache: Deutsch, Abstract: Für die Produktion des Filmes "Entr'acte" zeichnen sich zwei unterschiedliche Personen verantwortlich: die Ideen bringt der in der dadaistischen Szene von Paris etablierte Künstler Francis Picabia ein, während die Realisierung dieser Ideen dem cinéastischen Intellektuellen und dem am Anfang seiner Karriere stehenden Regisseur René Clair obliegt. Diese produktionsästhetische Arbeitsteilung kennzeichnet den ganzen Film, da beide Ansätze in "Entr’acte" verschmelzen und dadurch eine Ästhetik erzeugen, die sich aus mehr als der bloßen Summe der einzelnen Teile zusammensetzt. Gleichzeitig korrelieren die beiden Ansätze mit zwei avantgardistischen Bewegungen der Entstehungszeit, die gerade im Jahr 1924 ineinander übergehen. In diesem Jahr begründet André Breton mit dem ersten surrealistischen Manifest den Surrealismus, der große Teile der dadaistischen Kunstkonzeption in sich aufnimmt und gleichzeitig verändert. In dieser ästhetischen Übergangssituation entsteht nun "Entr’acte", ein Film, der vom paradigmatischen Wechsel der Avantgarden nicht unbeeinflusst geblieben ist. In der Forschung zu "Entr'acte" wurden vor allem der dadaistische Gehalt des Films hervorgehoben. Diese Arbeit geht jedoch von der Annahme aus, dass an der historischen Schnittstelle zweier Avantgarden sich neben die dadaistischen Elemente surrealistische Formen gesellen, die nicht mit Bretons Konzeption des Surrealismus identisch sein müssen. Denn der Surrealismus zeichnet sich aufgrund seiner Heterogenität retrospektiv nicht bloß durch die stilistische Ausführung, sondern vor allem durch die methodische Herstellung des Werks aus. Zudem bedingt die mediale Struktur des Films, in die die dadaistischen Ideen integriert werden, eine Affinität zum Surrealismus und stellt damit a priori eine Verbindung zwischen dem Film und der surrealistischen Ästhetik her. Insofern wird zu zeigen sein, wie "Entr’acte" nicht nur einen dadaistischen Charakter aufweist, der vor allem inhaltlich manifest ist, sondern gleichzeitig auch surreale Formen integriert. Damit stünde "Entr’acte" als ein hybrides Werk explizit zwischen Dadaismus und Surrealismus und leistete somit ebenfalls einen Beitrag zur französischen Filmavantgarde der 20er Jahre.