Im August 2009 wurde im Max-Frisch-Archiv Zürich das Typoskript eines bisher unbekannten Werks des berühmten Schweizer Autors gefunden. Auf der Titelseite hatte Frisch selbst notiert: "Tagebuch 3. Ab Frühjahr 1982". Seine bisher erschienenen Tagebücher (1946 bis 1949 und 1966 bis 1971) zählen zu
zentralen Werken seines Schaffens.
Nun liegen 19 Jahre nach seinem Tod die „Entwürfe zu einem…mehrIm August 2009 wurde im Max-Frisch-Archiv Zürich das Typoskript eines bisher unbekannten Werks des berühmten Schweizer Autors gefunden. Auf der Titelseite hatte Frisch selbst notiert: "Tagebuch 3. Ab Frühjahr 1982". Seine bisher erschienenen Tagebücher (1946 bis 1949 und 1966 bis 1971) zählen zu zentralen Werken seines Schaffens.
Nun liegen 19 Jahre nach seinem Tod die „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ vor, die in den Jahren 1982/83 entstanden. Max Frischs Sekretärin, die die Texte vom Band oder am Telefon mitschrieb und übertrug, und auch der langjährige Leiter des Max-Frisch-Archivs an der ETH Zürich hatten bis zum Sommer des vergangenen Jahres die Veröffentlichung abgelehnt. Erst dann hatte der Stiftungsrat der Max-Frisch-Stiftung eine Publikation befürwortet. Dieses Rohmaterial hat der Suhrkamp-Verlag jetzt veröffentlicht.
Max Frisch lebte zu Beginn der 80er Jahre in New York, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Alice Locke-Carey. Der Leser begegnete ihr bereits in seiner Erzählung „Montauk“, die 1975 erschien. Die komplizierte, intensive Liebesgeschichte des 71jährigen Autors zu der deutlich jüngeren Alice steht auch im Mittelpunkt dieser Tagebuchaufzeichnungen. Der abrupte Abbruch der Aufzeichnungen steht sicher im Zusammenhang mit der Trennung des Paares im Frühjahr 1983.
Dieses „Dritte Tagebuch“ setzt das Muster der ersten beiden Tagebücher fort: in mitunter bruchstückhaften Notizen oder in mehrseitigen Passagen, dann wieder in Momentaufnahmen und Erinnerungen äußert der Autor seine Gedanken und Ansichten. Hauptthemen sind dabei sein Verhältnis zu den Frauen und der gesellschaftspolitische Zustand der USA, jedenfalls wie er ihn als Europäer wahrnimmt. Die Angst vor einem neuen Krieg, der vor allem Europa treffen würde, ist ein ebenfalls ein Thema, das Frisch verschiedentlich erörtert. Auch Bemerkungen über seine Reisen und Wohnorte lässt er in seine Texte einfließen.
Literarische Betrachtungen finden sich selten, breiten Raum nimmt dagegen die Aus-einandersetzung mit Krankheit und Tod ein. So setzt er sich ausführlich mit dem Krebserkrankung des Schriftstellerkollegen Peter Noll auseinander. Max Frisch hatte seinen Freund in dessen letzten Monaten intensiv bei seinem Sterben begleitet.
In seinem begrenzten Umfang und in der unfertigen Form reicht dieses „Dritte Tagebuch“ natürlich nicht an seine Vorgänger heran, dennoch vermitteln Frischs Notierungen des alltäglichen Lebens und seine geäußerten Bekenntnisse dem Leser autobiografische Neuigkeiten zum Leben und Werk des Autors.
Manfred Orlick