Mit der Unterzeichnung des Cotonou-Abkommens im Jahr 2000 kam es zu einem Richtungswechsel in der Handelspolitik zwischen der Europäischen Union und den Afrikanischen, Karibischen und Pazifischen Staaten. Hatten unter den Lomé-Abkommen Präferenzsysteme für die ehemaligen Kolonien gegolten, wurde im Cotonou-Abkommen vereinbart, Freihandelsabkommen mit den einzelnen AKP-Regionen zu schließen und diese marktliberal auszugestalten. Die 2002 begonnenen Verhandlungen werden von der scharfen Kritik vor allem europäischer Nichtregierungsorganisationen begleitet. Deren Vorwurf: Die Europäische Union ziehe wirtschaftliche Interessen der Armutsbekämpfung in den ärmsten Ländern der Erde vor. Linda Engel fragt, welche Vorstellungen von Handel und Entwicklung für die Verhandlungen der sogenannten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen relevant sind. Stimmen die Ideen von Handel und Entwicklung der verschiedenen Akteure mit dem herrschenden, internationalen Entwicklungsdiskurs überein? Kann sich überhaupt ein weiterer Diskurs neben dem Herrschenden etablieren? Um diese Fragen zu beantworten, zeichnet Engel zunächst den Wandel der AKP-EU-Beziehungen im Kontext des internationalen Entwicklungsdiskurses nach. Anhand von vier Streitpunkten analysiert die Autorin schließlich die verschiedenen Diskurse in den Verhandlungen bis zum Abschluss der Interimsabkommen 2007. Können "weiche Faktoren" wie Ideen auch in Handelsverhandlungen eine Rolle spielen und welchen Einfluss können Diskurse auf die Wirklichkeit haben? Die Basis für Engels Thesen bilden Interviews, Reden und offizielle Dokumente der europäischen und afrikanischen Akteure.
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