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Die wahre Geschichte eines rätselhaften Verbrechens Ein Dorf im französischen Jura, kurz vor Weihnachten 2008. Eine Postangestellte wird tot aufgefunden, mit 28 Messerstichen brutal ermordet. Das Verbrechen erschüttert das ganze Dorf. Das kleine Postamt liegt mitten im Ort, doch niemand hat etwas gesehen oder gehört. Kannte die Tote ihren Mörder? War es jemand aus dem Dorf? Schließlich konzentrieren sich die Ermittlungen auf einen Schauspieler, der erst seit Kurzem in dem Dorf lebt – der ideale Sündenbock. Doch es finden sich keine Beweise für seine Schuld … Sechs Jahre lang hat Florence…mehr

Produktbeschreibung
Die wahre Geschichte eines rätselhaften Verbrechens Ein Dorf im französischen Jura, kurz vor Weihnachten 2008. Eine Postangestellte wird tot aufgefunden, mit 28 Messerstichen brutal ermordet. Das Verbrechen erschüttert das ganze Dorf. Das kleine Postamt liegt mitten im Ort, doch niemand hat etwas gesehen oder gehört. Kannte die Tote ihren Mörder? War es jemand aus dem Dorf? Schließlich konzentrieren sich die Ermittlungen auf einen Schauspieler, der erst seit Kurzem in dem Dorf lebt – der ideale Sündenbock. Doch es finden sich keine Beweise für seine Schuld … Sechs Jahre lang hat Florence Aubenas recherchiert, um die Hintergründe dieses wahren Kriminalfalls zu beleuchten. Herausgekommen ist das sensibel erzählte Porträt eines Dorfes, das sich liest wie ein spannender Roman.
Autorenporträt
Florence Aubenas, 1961 in Brüssel geboren, ist Journalistin und arbeitet für ›Le Monde‹. Ihre literarisch aufgearbeiteten Recherchen sind mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2022

Alles, was der Fall ist
Florence Aubenas über einen rätselhaften Mord

Die Geschichte hat Aufsehen erregt in Frankreich, ein eigener Wiki-Eintrag kündet davon. In ihrem Zentrum steht ein damals junger Schauspieler, der 1990 für seine Rolle in Jacques Doillons Film "Le Petit Criminel" ("Der kleine Gangster") mit einem César für den besten Nachwuchsschauspieler geehrt wurde - Gérald Thomassin. Lange Zeit ist er der Hauptverdächtige in einem Fall, bei dem es zunächst nach schneller Aufklärung aussieht.

Am 19. Dezember 2008 wird die einundvierzigjährige Angestellte Catherine Burgod morgens um halb neun in der Postfiliale der Kleinstadt Montréal-la-Cluse ermordet. Mit achtundzwanzig Messerstichen. Sie war beliebt, eine gepflegte, attraktive Erscheinung, die einen Mini fuhr, von ihrem Vater vergöttert und alimentiert wurde. Raymond Burgod, langjähriger Verwaltungschef und Vizebürgermeister der Gemeinde, ist einflussreich und gefürchtet. Catherine hatte spät noch eine Tochter bekommen und sich einen neuen Lebensgefährten zugelegt. Und sie hatte eine Vorgeschichte, die jeder im Dorf kannte - mehrere Selbstmordversuche.

Jeden Morgen empfing sie ihre Freundinnen in der "Puppenpost", sie diskutierten, wie es weitergehen soll. "Mit zwanzig war das große Abenteuer die Ehe. Mit vierzig wird es die Scheidung sein. Alle stehen vor derselben Frage: Scheidung - ja oder nein?" Wer könnte ein Interesse haben, diese Frau zu ermorden? Der "zukünftige Ex" hat sie oft angerufen, hat zugegeben, das Loslassen sei ihm schwergefallen. Die Ermittler - man hat eine Eliteeinheit aus Lyon geschickt - streichen ihn bald von der Liste der Verdächtigen. Tatverdächtig erscheint immer mehr der mittellose, drogen- und medikamentenabhängige Thomassin. Weil er keiner von hier ist. Denn einer von hier tut so etwas nicht.

Die Rekonstruktion dieses Falls hat die Journalistin Florence Aubenas, Jahrgang 1961, mehrere Jahre beschäftigt. Die erprobte Auslandskorrespondentin hat 2005 eine fünfmonatige Geiselhaft im Irak überstanden, sie schreibt für "Le Monde" und ist derzeit in der Ukraine unterwegs. Für "L'inconnu de la poste" (Der Unbekannte von der Post), vor fünf Jahren im Original erschienen, hat sie die Welt der Krisengebiete mit jener der französischen Provinz vertauscht.

Schauplatz ist das Haut-Bugey, ein Gebiet unweit der schweizerischen Grenze im Departement Auvergne-Rhône-Alpes. Viele Transitrouten durchschneiden es, die Kunststoffindustrie im "Plastic Vallée" hat lange gut verdient, zum Zeitpunkt des Mordes schwächelt sie. Wenn man als Polizist in die Schweiz zu einer Security-Firma wechselt, verdient man das Vierfache. Inmitten steiler Berge der Nantua-See, Hotels, die schon bessere Tage gesehen haben, ein Campingplatz. Dort strandet eineinhalb Jahre vor der Tat Gérald Thomassin. Er bezieht eine Souterrain-Bruchbude, genannt "die Grotte", unweit der Postfiliale.

Die Autorin wählt das historische Präsens und einen weniger dokumentarischen denn literarischen Schreibstil. Man folgt ihr, weil sie zunächst kenntnisreich in die Welt dieses Arbeiterstädtchens führt. Aber je mehr die Ermittlungen auf der Stelle treten, desto mehr leidet auch das Erzähltempo. Fall und Aufarbeitung hängen durch. Mehr als zehn Jahre werden sich die Ermittlungen hinziehen. Aubenas konzentriert sich auf das Umfeld Thomassins, auf dessen Saufkumpane und auf den ewigen Kontrahenten, der Rache geschworen hat: Vater Raymond kann seinen Aufklärungsfuror nicht zügeln, er läuft Gefahr, langsam verrückt zu werden.

Am Ende wirkt das Buch eher wie das Psychogramm eines schillernden, gefallenen Schauspielers aus prekären Verhältnissen, der für kurze Zeit im Rampenlicht steht, bevor er in eine Abwärtsspirale aus Bewusstseinstrübung, Selbstüberhöhung, Armut und Verwahrlosung gerät. All jene aber, die dazu beitrugen, in Thomassin den willkommenen Sündenbock zu erkennen, bleiben hinter der Fratze des Kleinbürgers schemenhaft. Elf Jahre nach dem Mord nimmt der Fall noch einmal eine überraschende Wendung. Ob er damit an sein Ende gekommen ist? HANNES HINTERMEIER

Florence Aubenas: "Er ist keiner von uns". Ein Dorf sucht einen Mörder.

Aus dem Französischen von André Hansen. dtv, München 2022. 253 S., br.,

15,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hannes Hintermeier findet Florence Aubenas' im französischen Original 2017 erschienene Rekonstruktion eines Mordfalles in einem abgehängten Dorf im Department Auvergne-Rhone-Alpes im Jahr 2008 nur zu Beginn wirklich überzeugend. Da gelingt es der Journalistin Aubenas laut Hintermeier durch eingehende Recherche des Falles, historisches Präsens und gründliche Kenntnis des Arbeitermilieus vor Ort den Leser bei der Stange zu halten. Leider bleibt das nicht so. Weil die Ermittlungen nicht vorankommen, leidet das Tempo der Erzählung, erklärt er. Im Ganzen kommt dem Rezensenten das Buch wie das Psychogramm des Hauptverdächtigen vor, einer verkrachten Existenz.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein true crime, von der erfolgreichen Journalistin Florence Aubenas behutsam, aber nachdrücklich erzählt, mit lakonischem Suspense. Fritz Göttler Süddeutsche Zeitung 20230110