Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literaturgeschichte, Epochen, Note: "-", Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn Kästner seinen "Fabian" als Satire bezeichnete und mit dem Mittel der Übertreibung bewusst ein verzerrtes Bild seiner Gegenwart erzeugte, so verwandte er gleichwohl eine ganze Anzahl von Themen oder Motiven, die diesen Roman auch als neusachlichen Roman ausweisen. Dazu gehören vor allem Bereiche wie Journalismus, Reklame, Technik und Sport, aber auch das Thema Liebe, wenn es zum Beispiel unter dem Aspekt seines "Warencharakters" behandelt wird. Es fällt auf, dass Kästner sich in seinen Romanen und Gedichten (besonders auch im "Fabian") als nüchterner Skeptiker erweist, der wenig Hoffnung in die Erziehbarkeit des Menschen setzt. Seine Essays werden dagegen stärker von Idealismus und Optimismus geprägt. Dies zeigt sich beispielsweise in seinem Artikel "Reklame und Weltrevolution" (1930), wo er der Propaganda mit ihrer aufklärerischen Funktion in einer zivilisierten Gesellschaft einen wichtigen Stellenwert einräumt, während im "Fabian" viel stärker die Funktion der Manipulation und Verführbarkeit des Menschen betont wird. Natürlich gehört auch das Großstadtleben zu den bevorzugten Themen von Autoren der Neuen Sachlichkeit. (Vgl. beispielsweise Irmgard Keuns Romane "Gilgi - eine von uns" und "Das kunstseidene Mädchen" oder Hans Falladas Roman "Kleiner Mann - was nun?") In diesem Zusammenhang ist interessant, dass die Großstadt Berlin gleich zu Beginn des Romans mit einem "Rummelplatz" (1. Kapitel, S. 10) verglichen wird, womit die hässlichen Seiten der großstädtischen Vergnügungs- und Unterhaltungsindustrie, aber auch private Klubs sowie anrüchige Etablissements oder Jahrmärkte gemeint sind, von denen im Roman immer wieder die Rede ist. In dieser Hinsicht konnte Erich Kästner auf seine journalistischen Arbeiten zurückgreifen, beispielsweise als Berichterstatter für die "Neue Leipziger Zeitung", und sie als Material für seine Romanepisoden verwenden, die sich mit den ausufernden Erscheinungsformen der damaligen Berliner Subkultur beschäftigen. In Analogie zu der bunten Vielfalt und Hektik des Großstadtlebens verwendete Kästner einen rasanten Erzählstil, um die vielfältigen Facetten und die ständig wechselnden Eindrücke dieser Kulisse einzufangen. Er erwies sich als dem Stil der Neuen Sachlichkeit verpflichteter Autor, indem er filmische Erzählmuster (schnelle Schnitte, Montage, Wechsel von Nahaufnahme und Totale usw.) in die Beschreibung einbaute.