Erik Grigor'evic Judin (1930-1976) gehört zu den ersten Rezipienten der internationalen Systemtheorie und den profiliertesten Vertretern einer systemisch orientierten Methodologie der Wissenschaften in der Sowjetunion. Zugleich ist er einer der frühesten und entschiedensten Analytiker der Tätigkeitstheorie insbesondere Vygotskijs und Leont'evs. Judin erkannte als einer der ersten die methodologische Bedeutung des Tätigkeitsprinzips für die Wissenschaft und beschäftigte sich in diesem Zusammenhang unter anderem mit den beiden Problemen, die zu den bis heute anhaltenden Hauptkontroversen der Tätigkeitstheoretiker gehören: die immer noch heftig umstrittene tätigkeitstheoretische Kontinuität von Vygotskij zu Leont'ev und die ebenfalls kontroverse methodologische Berechtigung, Tätigkeit nicht nur als Erklärungsprinzip, sondern auch als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung zu verwenden. Seine Lösungen sind bis heute ungebrochen aktuell und anregend geblieben. Gleichwohl blieb die Rezeption seiner Schriften, die sich auch auf Probleme der Ergonomie, Soziologie, Psychologie, Semiotik und Pädagogik beziehen, im deutschsprachigen Raum insgesamt sehr begrenzt. Insbesondere das vorliegende Buch Judins, das die Ergebnisse seiner Arbeit zusammenfasst, wurde außer von Michael Otte und Falk Seeger, Bernd Fichtner, Joachim Lompscher und Arne Raeithel im deutschen Sprachraum nicht rezipiert. Es erscheint hier zum ersten Mal in vollständiger Übersetzung zusammen mit einer Einleitung von Michael Otte und einer Kurzbiographie von Erik Judins Bruder Boris.
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