Miron Bialoszewski war 21 Jahre alt, als er am 1. August 1944 das Haus in der Warschauer Innenstadt verließ, um seiner Mutter Brot zu besorgen und mitten hineingeriet in das heroischste und tragischste Kapitel der polnischen Geschichte. Während die sowjetischen Truppen an die Außenbezirke der Hauptstadt heranrückten, riefen die Anführer der polnischen Untergrundarmee zum Aufstand gegen die deutsche Besatzung. Was sich in den 63 Tagen bis zur Niederschlagung in der Stadt abspielte, hält sein Buch fest: wie mit einer literarischen Handkamera geschrieben - nah dran, in verwackelten, abgerissenen Sätzen, das Stakkato der Gewehrsalven, die fliehenden Schritte aufnehmend, schildert er Episoden aus dem Alltag einer kämpfenden und sterbenden Stadt. Die Leser sind unmittelbar dabei, laufen mit ihm durch die Stadt, kreuzen die deutschen Linien, weichen Heckenschützen aus, sinken erschöpft und außer Atem an einer Mauerecke zusammen, retten Verwundete, begraben Tote. Zwischen dem Jetzt der unmittelbaren Gegenwart und den späten 60er Jahren, der Zeit der Niederschrift, hin und her springend, gelingt ihm ein unübertroffenes literarisches Dokument. Ein Buch über die Ermordung einer Stadt, das zeitlose Gültigkeit besitzt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Jörg Plath liest Esther Kinskys "lebendige", die zensierten Teile enthaltene Neuübertragung von Miron Bialoszewskis Erinnerungen an den Warschauer Aufstand mit großer Rührung angesichts der tiefen Menschlichkeit, die für ihn aus den Aufzeichnungen der Greuel spricht, denen die Menschen im Buch mit erstaunlicher Lebensvielfalt begegnen. Als Requiem für die Warschauer taugt der Text laut Plath gerade auch durch die Abwesenheit von Pathos und durch die mündlichen Passagen, durch Gespräche statt Lakonie. Kinskys Nachwort sowie die im Band enthaltenen Stadtkarten findet Plath spannend bzw. hilfreich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Miron Bialoszewskis Erinnerungen an den Warschauer Aufstand zeigen die Vielfalt des Lebens am Nullpunkt.« Jörg Plath Neue Zürcher Zeitung 20191219