Konkret fassbar sind viele Gedichte von Pius Strassmann nur beschränkt, doch merkt man beim Lesen mit der Zeit, dass der Autor gedanklich um seine unmittelbare Umgebung in Luzern kreist. Immer wieder zieht sich der Autor jedoch in die Stille des Emmentals zurück, in sein Refugium, das zu einer wichtigen Quelle seiner Inspiration geworden ist. Darüber hinaus kann sich Inspiration an vielen Orten einstellen, ausgelöst von Zügen, Schiffen, Hügeln, Seen zum Beispiel – oder von seinem kleinen DAB-Radio, das er fast nie nutzt, das aber wegzugeben er sich nicht entschliessen kann, «da es», wie Pius Strassmann sagt: «gerade stumm am meisten sendet». Impulse kommen allerdings nicht nur von aussen: die Auseinandersetzungen mit der Sprache an sich, mit der Literatur, den inneren Bildern sind ihm ebenso wichtige Quellen. Gedanklich den «flüsternden fährten» des «halbgefühlten, angedachten, ungefähren» zu folgen, dabei der Sprachmelodie zu lauschen, fasziniert beim Lesen seiner Texte, die eine Magie ausstrahlen, auf die man sich gerne einlässt, vor allem dann, wenn man bereit ist, die Überzeugung des Autors zu teilen, dass der «nicht aufzuklärende rest des textes uns berührt, uns keine ruhe lässt, sei dies in der bejahung oder in der opposition, in wohlsein oder unbehagen». In diesem Sinne kommentiert Pius Strassmann das Schreiben: «wir, die wir lyrik schreiben, versuchen doch ständig, […] (aus all den grossen sorgen und nöten dieser welt) etwas zu erarbeiten, das sich durch die wasserläufe der seelischen prozesse wandelt in etwas, das uns wirklich betrifft, das uns auf eine ganz intime art und unspektakulär nahe geht.» Im Januar 2023, Markus Diebold