Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte - Allgemeines, Note: 1,5, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Zeit und Zeitempfinden im 19. und frühen 20. Jhd., Sprache: Deutsch, Abstract: Ernst Bloch untersucht in seiner 1935 in Zürich erschienen Essaysammlung „Erbschaft dieser Zeit“ die Gründe für den Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland. Es ist eines der ersten im Exil veröffentlichten Bücher, welche sich explizit damit auseinandersetzen. Er sucht in einer mehrschichtigen Dialektik, in deren Zentrum die Kategorie der Ungleichzeitigkeit steht, nach einer Erklärung für den fulminanten Sieg der Nationalsozialisten in Deutschland, die Zerschlagung der Linken und der Arbeiterbewegung, die über die Schwächen des Versailler Vertrags, die Weltwirtschaftskrise und auch über die Sozialfaschismusthese hinausgeht – besonders im Hinblick auf die Motive und Antriebe, die kulturellen und gesellschaftlichen Verwerfungen der Weimarer Zeit, die den Faschismus zum „schiefen Statthalter der Revolution“ machen konnten. Zunächst begründet er dies mit dem besonders in den Mittelschichten vorhandenen Hang zum Irrationalen, welcher sich wiederum ableitet aus den „ungleichzeitig“ zueinander situierten gesellschaftlichen Verhältnissen. Weiter fordert er in seiner Analyse ein Überdenken der Strategien der linken Parteien im Kampf gegen den Faschismus und ein Umdenken im Bereich der politischen Kommunikation – „Erbschaft dieser Zeit“ ist nicht nur eine Faschismustheorie oder –kritik, sondern auch eine Kritik an der marxistischen Theorie und Praxis. Ziel dieser Arbeit ist im Rahmen des Seminarthemas, das Blochsche Konzept der „Ungleichzeitigkeit“ besonders in Bezug auf eine mögliche Wahrnehmung von Zeit oder eben Nicht-Wahrnehmung im historischen Kontext und die daraus resultierenden Vorstellungen von Fortschritt in der Geschichte, besonders im Hinblick auf den historischen Materialismus, aufzuschlüsseln. Literatur zum frühen Ernst Bloch ist im Gegensatz zu Abhandlungen zu seinem Spätwerk eher spärlich vorhanden. Im Allgemeinen beschäftigt sie sich mit dem Philosophen Bloch, und Pathos und Poetik seiner Sprache erleichtern die Auseinandersetzung mit ihm nicht. Diese Arbeit versucht besonders unter Zuhilfenahme von Beat Ditschy und Oskar Negt, „Erbschaft dieser Zeit“ vor dem Hintergrund eines geschichtswissenschaftlichen Seminars fruchtbar zu machen.