Ernst Jandl (1925-2000) gehört zu den wichtigsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Mit Lettern- und Lautgedichten machte er sich in den 1950er Jahren in seiner Heimat Wien zum Außenseiter, fand jedoch rasch Anerkennung in den Zentren der Konkreten Poesie in Stuttgart, Prag, London. Wie ein Popstar entführte er bei lautstarken Auftritten die Jugend der Revolte-Generation mit Sprachwitz und -spiel in die Schmerzbezirke von Krieg, absurdem Alltag, Liebesdefizit. Er setzte dem hohen Ton eine "heruntergekommene" Sprache und unterkühlten Dialekt entgegen. Mit der Lebenspartnerin Friederike Mayröcker schuf er Pionierwerke des ,Neuen Hörspiels'. Hans Haider legt nach Archivrecherchen in halb Europa und jahrzehntelanger Tätigkeit in der Wiener Kulturszene als Kritiker und Herausgeber die erste umfassende Jandl-Biographie vor.¿
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"... Das liest sich angenehm, stützt sich auf instruktive Vorarbeiten und liefert eine Fülle an bisher wenig bis gar nicht bekannten Fakten und Details, sei es die familiäre Abkunft, des Dichters Alltag, Idiosynkrasien, Malaisen, Depressionen. Eine solche Biografie wünschte man sich auch über andere der österreichischen Literatur nach 1945, über H. C. Artmann oder Konrad Bayer, Hilde Spiel oder Friedrich Torberg." (Alexander Kluy, in: buchkultur, Jg. 208, Heft 3, 2023)
"... Auf fast 600 erfrischend zu lesenden Seiten gibt eine hervorragend recherchierte und geschriebene Biografie Auskunft. ... Dieses Buch macht dem Leser viel Freude ..." (Bildungsbrief, Heft 5, 2023)
"... Auf fast 600 erfrischend zu lesenden Seiten gibt eine hervorragend recherchierte und geschriebene Biografie Auskunft. ... Dieses Buch macht dem Leser viel Freude ..." (Bildungsbrief, Heft 5, 2023)
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Großartig, dass mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Dichters nun eine erste Ernst-Jandl-Biographie vorliegt, jubelt Rezensent Tobias Lehmkuhl. Das umfang- und materialreiche Buch Hans Haiders konzentriert sich auf das Faktische, erfahren wir, die laut Rezensent unübersehbaren Parallelen zwischen dichterischem Werk und Lebenslauf interessieren den Autoren weniger. Der Lebenslauf selbst, erfahren wir, wird hingegen ausführlich dargestellt, angefangen bei der Kindheit als Sohn eines Bankbeamten und einer Lehrerin und Fronterfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Seine ersten dichterischen Gehversuche waren, zeichnet Lehmkuhl mit Haider nach, noch eher konventionell, nach der Begegnung mit dem Werk Eugen Gomringers begann er, Sprache zu zerlegen und neu zusammenzusetzen. Die in der Folge entstehenden Gedichte stießen, fährt die Rekonstruktion des Haider-Buchs fort, zunächst auf Ablehnung, besonders im konservativen Österreich, auch in Deutschland wurde Jandl erstmals 1966 publiziert, woraufhin ein langsamer, aber stetiger Aufstieg zu literarischem Ruhm einsetzte. Viel lernt Lehmkuhl von Haider über die Rezeption des Werks des Dichters und auch über Kämpfe in der österreichischen Literaturszene, die Jandl teilweise gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Friederike Mayröcker ausfocht. Die letzte Lebensphase des Dichters war jedoch auch geprägt von Depressionsschüben, so Lehmkuhl mit Haider, was sich laut Rezensent auch in der weiteren Entwicklung des literarischen Werks niederschlägt. Für dessen fortgesetzte Deutung liefert Haiders Buch eine hervorragende Basis, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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