Als verfemter Künstler gehört Ernst Kelle zu den Malern der "verschollenen Generation". Kriegsbedingt kam er 1943 nach Marburg und gründete dort die erste Privatgalerie nach dem Krieg. Es war ein Aufbruch und Neubeginn nach der Befreiung und eine echte Pionierleistung für das neu erwachende Kulturleben der Stadt. Als Mitglied des Oberhessischen Künstlerbundes gelang es ihm, regional und überregional ein Netzwerk von Künstlern, Kunsthistorikern und Mäzenaten aufzubauen. Mit seinem Spätwerk erreichte Ernst Kelle in Marburg, Kassel, Krefeld und Konstanz seinen künstlerischen Durchbruch. Seine Malerei knüpft an die Tradition der Moderne an. Auffallend ist ein zutiefst melancholischer und nachdenklicher Zug, der vor allem in seinen Figurendarstellungen zum Ausdruck kommt. In zurückhaltender Schwermut drückt sich in Kelles Werken die Erfahrung von Verlust und Krieg aus, parallel dazu vermittelt sich eine grundlegende Sehnsucht nach Harmonie. So entstanden Werke mit höchst eigenwilliger Bildsprache. Seine Werke sind mystisch, magisch und verbunden mit einem lyrisch empfundenen Sinn für Schönheit. Kelle ist ein Suchender auf eigener Insel.
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