Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Grundlagen, Note: 2,0, Universität Potsdam (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Aufgabe dieser Hausarbeit wird es sein, die Prognose zu klären, ob die von Max Weber postulierte asketische Lebensführung in der Moderne tatsächlich erodiert und was die zeitgenössische Forschung über diesen Verlauf beschreibt. Im Zuge dessen wird die Falsifizierung oder Verifizierung der Fragestellung durch die Betrachtung von Charles Taylors "Zeitalter der Authentizität“ und die Idee des „neuen Geistes des Kapitalismus“ von Luc Boltanski und Ève Chiapello erschlossen. Die genannten Veröffentlichungen beschreiben die moderne Gesellschaft als eine, die sich aus einem historischen Standpunkt verändert hat. Der Rückgang der katholischen und evangelischen Religionsanhänger ist ein Phänomen, das in den Medien und in den modernen soziologischen Zeitschriften immer größere Präsenz erhält. Dieser Rückgang steht in einem engen Zusammenhang zu einem Wertewandel, der seit den 1960er Jahren stetig in Deutschland voranschreitet und eine normative Veränderung der ästhetischen Ideale mit sich zieht. Die Soziologie und die Sozialphilosophie postuliert, dass die protestantische Arbeitsethik, wie sie von Max Weber konzipiert und erläutert wurde, erodiert und durch eine andere Ethik ersetzt wird. Ideale wie Autonomie, Expressivität, Authentizität und eine allgemeine ästhetische Lebensführung verdichten sich zu einem Kern, der den Inhalt dieser neuen Ethik bildet. Die Aspekte dieser Ethik weisen klare Parallelen zu der, in der Historie bereits bekannten und gut erschlossenen, romantischen Lebensführung auf. Der Wertewandel, der sich laut Ronald Inglehart als Folge des zweiten Weltkrieges herauskristallisierte, lieferte das Fundament für den Abbau des Puritanismus und den Aufbau des allgemeinen modernen Wertekanons der okzidentalen Welt. Die Weiterentwicklung der Wirtschaft, die das moderne Konsumverhalten begründet, die Bildungsexpansion - die vor allen Dingen ein massives Wachstum des tertiären Bildungssektors zur Folge hat - sowie die allgemeingültige Zugänglichkeit zu monetärerer Absicherung in Krisenzeiten stellen einen wesentlichen Unterschied zu der historischen romantischen Ethik dar. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts war die artistische Lebensführung nur einem kleinen Kreis der oberen Gesellschaftsschichten zugänglich. In der Moderne jedoch können sogar, mit vergleichsweise erschwerten Grundvoraussetzungen, die sozialen Klassen und Schichten dem artistischen und ästhetischen Lebenslauf nachgehen.