Ein Ausfall des Internets hätte für uns verheerende Folgen. Nicht nur, weil wir keine Youtube-Videos mehr anschauen, Filme und Serien streamen, Videoanrufe tätigen oder uns in den sozialen Medien wie Facebook und Whatsapp durchposten könnten, was viele schon für eine Katastrophe halten. Nein, ein
längerer Blackout des Internets würde viel weitreichendere Konsequenzen haben und wäre vergleichbar…mehrEin Ausfall des Internets hätte für uns verheerende Folgen. Nicht nur, weil wir keine Youtube-Videos mehr anschauen, Filme und Serien streamen, Videoanrufe tätigen oder uns in den sozialen Medien wie Facebook und Whatsapp durchposten könnten, was viele schon für eine Katastrophe halten. Nein, ein längerer Blackout des Internets würde viel weitreichendere Konsequenzen haben und wäre vergleichbar mit einem Ausfall des Stromnetzes. Das Kommunikationssystem würde genauso zusammenbrechen wie unsere kritische Infrastruktur und wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursachen. Es wäre auch ein Ende von Home-Office und Online-Handel. Wie diese Folgen wirklich im Detail aussehen könnten, wissen nicht einmal jene Personen, die eigentlich Bescheid wissen sollten, also die „Experten“, die in unseren Regierungen für die nationale Sicherheit zuständig sind. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie hilflos die Regierungen weltweit agierten - trotz angeblicher Krisenpläne. Zumindest sind sich die „Experten“ einig: Die Frage ist nicht, ob es zu einem Internet-Blackout kommen wird, sondern nur wann.
Esther Paniagua beleuchtet in ihrem Buch zunächst, wie es zu einem Ausfall des Internets kommen könnte und beschreibt verschiedene Szenarien, wie z. B. Angriffe auf das DNS (eine der wichtigsten Dienste bei der Beantwortung von Internetanfragen), die Zerstörung von Unterseekabeln, das bewusste Abschalten durch autokratische Regierungen, ein Sonnensturm oder ein terroristischer Angriff auf IT- und Kommunikationssysteme mit Hilfe von elektromagnetischen Impulsen ... und natürlich Cyberangriffe jeglicher Art.
Leider geht die Autorin aber nicht auf die Frage ein, was NACH dem Internet-Blackout passiert, sondern beschreibt nur lapidar, dass man davon ausgeht, "dass bei einem Übergang von einem Zustand der Normalität zu einem Zustand der Krise nach einer Frist von 48 Stunden das Chaos ausbricht". Sie weiß auch, "je länger die Unterbrechung, desto größer die Folgen", aber das sind letztlich alles triviale Allgemeinfloskeln. Stattdessen geht Paniagua sehr ausführlich auf die mit dem Internet verbundenen Gefahren ein, wie z. B. Verbrechen, Sucht, Desinformation und Verbreitung von Hass. Dabei führt sie viele Beispiele aus der Vergangenheit an und stützt sich bei ihren Ausführungen auf aktuelle Studien. Ihre Analysen sind interessant und haben mir neue Blickwinkel auf das Thema geöffnet. Neben den Gefahren hätte sie aber aus meiner Sicht auch die vielen Vorteile des Internets und unserer Vernetzung aufzeigen sollen. Auch wenn das Internet nicht der erhoffte Ort der Gleichheit und Toleranz geworden ist, ist es eben auch nicht alleine ein Ort der "Ungleichkeit und Diskrimierung, der Tyrannei, der Radikalisierung und der Kriminalität“. Die Auswirkungen bedrohen allerdings die Regierbarkeit der Gesellschaft, untergraben die Demokratie, zerstören den sozialen Zusammenhalt und beschleunigen die ökologische Katastrophe. Treffender hätte man kaum formulieren können.
Am Ende des Buches zeigt Paniagua mögliche Wege für einen Neuanfang auf.
Das Buch hat mit "Error 404: Der Ausfall des Internets und seine Folgen für die Welt" eindeutig den falschen Titel, da nur die möglichen Ursachen eines Internetausfalls, aber eben nicht deren Folgen thematisiert werden. Meine Erwartungshaltung wurde diesbezüglich herbe enttäuscht. Dennoch schafft es Esther Paniagua mit ihren Analysen und Beispielen, die dunklen Seiten des Internets anschaulich zu vermitteln und den Leser von notwendigen Änderungen zu überzeugen. Ob es hilft?