Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Judaistik, Note: 1,3, Universität Kassel (FB 01 Erziehungswissenschaften), Veranstaltung: Das Bildungswesen Israels und seine Geschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Zur Bekämpfung des Antisemitismus, die auch heute noch notwendig ist, bedarf es einer Analyse seiner historischen Entwicklung sowie seiner handelnden und ebenso vom Wandel betroffenen Akteure. Die Beantwortung der Fragen, was Antisemitismus ist, in welchen Erscheinungsformen er sich äußert, und vor allem wer überhaupt als antisemitischer Akteur zu klassifizieren ist, sind für eine differenzierte Betrachtung daher unerlässlich. Diese Ausarbeitung hat daher die Erörterung dieser verschiedenen Aspekte zum Ziel. Bei der Erläuterung des Antisemitismus wird zunächst auf seine verschiedenen Ausprägungen eingegangen und unterschieden zwischen einem religiös-antijudaistischen Antisemitismus, einem völkisch-rassistischem, einen sekundär-schuldabwehrenden und einem antizionistisch-antiisraelischem Antisemitismus. Bereits den Begriff "Antisemitismus" überhaupt zu definieren und konkretisieren scheint aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts eine fortwährende und anspruchsvolle Aufgabe zu sein. doch warum wird die Begriffsbestimmung des Antisemitismus trotz jahrzehntelanger Forschung nicht klarer, sondern immer diffuser und ungreifbarer? Wie jedes soziale bzw. gesellschaftliche Phänomen unterliegt auch der Antisemitismus einem Wandel, den zu beschreiben sich die Wissenschaft unlängst zu Aufgabe gemacht hat. Eng verzahnt mit und betroffen von diesem Wandel ist allerdings auch der antisemitische Akteur, der sich heute weitaus weniger offensichtlich zu erkennen gibt. Die Zeit, in der sich die Antisemitismusforschung primär mit dem Hakenkreuz zeichnenden und "Juden raus!" rufenden Antisemiten beschäftigte, scheint nicht beendet, macht aber nur eine Form des historisch gewachsenen Antisemitismus aus. Vielmehr zeigt sich der Antisemitismus heute in einem anderen Gewand: So offenbart eine Langzeitstudie zwar einen Rückgang des Antisemitismus, dieser Rückgang scheint allerdings nach Betrachtung der verwendeten Items lediglich Ausdruck des gestiegenen, latenten und weniger offensichtlichen Antisemitismus zu sein. Der antisemitische Akteur von heute braucht und will für den Transport seines antisemitischen Gedankenguts keine Solidarisierung mit dem durch die Nazis brutalisierten Antisemiten. Im Gegenteil, er grenzt sich von diesem ab, will mit diesem nichts gemein haben und sieht sich selbst nicht mal als Antisemit. Wie aber lässt sich Antisemitismus definieren, wenn es scheinbar bereits an einem klar antisemitisch handelnden und denkenden Akteur mangelt?