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»Schreiben von Gedichten / ist Übersetzen / aus einer Sprache / die es nicht gibt«, so heißt es einmal bei Fabjan Hafner, der sich in der Reibung zwischen zwei Sprachen bewegte. Hafner, kärntnerslowenischer Dichter, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, schrieb in beiden Kärntner Landessprachen und war »eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen der slowenischen und der deutschsprachigen Kultur«, wie die NZZ befand.

Erste und letzte Gedichte (1982-2016) versammelt eine repräsentative Auswahl aus Hafners lyrischem Werk, lakonisch verdichtete Zeilen eines stockenden Ichs. Es sind
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Produktbeschreibung
»Schreiben von Gedichten / ist Übersetzen / aus einer Sprache / die es nicht gibt«, so heißt es einmal bei Fabjan Hafner, der sich in der Reibung zwischen zwei Sprachen bewegte. Hafner, kärntnerslowenischer Dichter, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, schrieb in beiden Kärntner Landessprachen und war »eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen der slowenischen und der deutschsprachigen Kultur«, wie die NZZ befand.



Erste und letzte Gedichte (1982-2016) versammelt eine repräsentative Auswahl aus Hafners lyrischem Werk, lakonisch verdichtete Zeilen eines stockenden Ichs. Es sind »Anrufungen des Dunkels, der Stummheit, der Sprachlosigkeit, der Verlassenheit, des Ekels und des Grausens«, darin »herzlich-herzöffnend ernst« und von »menschensuchender, weltoffener Angst«, meisterhaft übertragen und mit einleitenden Worten versehen von Peter Handke.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, F, I, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Fabjan Hafner, geboren 1966 in Klagenfurt, studierte Deutsche Philologie und Slawistik (Slowenisch ) in Graz und war seit 1998 am Robert-Musil-Institut für Literaturforschung in Klagenfurt tätig. Für seine Übersetzungen, unter anderem von Florjan Lipuš und Tomaž Šalamun, wurde er vielfach ausgezeichnet. Hafner lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2016 in Feistritz im Rosental/Bistrica v Rozu (Südkärnten).

Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann.

Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013).

Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016).

Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.«

2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tilman Spreckelsen entdeckt in Fabjan Hafners Gedichten Verbindungslinien zwischen Früh- und Spätwerk. Die von Peter Handke übersetzten Texte kreisen laut Spreckelsen um den Ort des lyrischen Ichs in der Welt und seine Beziehung zu den anderen. Spreckelsen erkennt ferner den Wunsch, die Isolation zu überwinden. Formal sprechen ihn die verdichtete Musikalität der Texte, ihr Formwille an, auch wenn die Bildlichkeit der frühen Texte, die laut Schimmang den wesentlichen Teil der Sammlung ausmacht, den Rezensenten nicht eben in neue Sphären katapultiert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2020

Puppe ohne Fäden
Fabjan Hafners frühe und späte Lyrik

"Gern würde ich mit dir, nicht zu lange, / wärs möglich, / wenn es nach und nach sich ergibt, / schweigen" - so behutsam, beinahe zögerlich fängt das Gedicht an, um dann die erwünschte Situation auf entscheidende Weise zu präzisieren: "Würde nicht fragen nach deiner Narbe / (das hieße die Zweiheit zerstören), / nicht mich selber und / schon gar nicht dich." Denn an die "Beredsamkeit des Schweigens" glaube er nicht, so der Sprecher dieses Gedichts, nicht daran, dass sich die Sprache noch einen vermittelten Weg bahne durch die Stille. Warum dann aber diese stille Zusammenkunft?

Fabjan Hafner, geboren 1966 und vor viereinhalb Jahren, am 10. Mai 2016, gestorben, war Literaturwissenschaftler und Übersetzer, der sich der Vermittlung zwischen dem Slowenischen und dem Deutschen verschrieben hatte wie kaum ein Zweiter seiner Generation. Er übertrug Lyrik zwischen den Sprachen, gab Gedichtanthologien heraus und analysierte präzise die Rolle, die das Konstrukt eines sehnsüchtig erträumten Sloweniens für das literarische Werk Peter Handkes einnahm.

Handke ist es auch, der nun die Sammlung "Erste und letzte Gedichte" des gebürtigen und zweisprachigen Klagenfurters Hafner aus dem Slowenischen ins Deutsche übertragen und bei Suhrkamp herausgegeben hat. Sie umfasst 33 Texte, dazu ein Vorwort Handkes, ein aufschlussreiches Nachwort von Dominik Srienc, der wie ehedem Hafner am Klagenfurter Robert-Musil-Institut arbeitet, und ein Gedicht für Hafner von Gustav Janus. Dabei ist das Frühwerk des Autors, entstanden etwa zwischen 1982 und 1987, mit 25 Gedichten deutlich umfangreicher vertreten als die "Letzten Gedichte" von 2008 bis 2016.

Zwei Werkteile also, getrennt durch einen Abstand von 21 Jahren. Und doch weisen von Hafners Jugendlyrik erstaunlich deutliche Linien zu jenen Gedichten, die er bis kurz vor seinem Tod schrieb. Zentral ist in ihnen die Frage nach der Position des Einzelnen in der Welt und nach der Kommunikation mit denen, die ihn umgeben: "Starre Figuren sind wir / hilflos zurückgelassen / in dieser leeren Ebene", Figuren, deren Worte "halbausgesprochen" und deren Tränen "alt" und "vereist" sind.

Es sind nicht unbedingt originelle Bilder, die der junge Mann findet, aber in ihrer Verdichtung wird der Wille des Autors zur Form deutlich und die Entschlossenheit, das Gesagte bei aller Musikalität der Texte aufs unbedingt Notwendige zu reduzieren. Und die Gedichte dienen als Spiegel, als Medien zur Erkenntnis der eigenen Situation: "Besinnungslos lebst du / stumpf / im Alleinsein", so beginnt eines, das zugleich aufscheinen lässt, dass diese Isolation nicht das letzte Wort sein muss. Und ein anderes, "Vereinsamung", spielt mit dem Janusgesicht dieses Zustands: "Weißt nicht mehr / was träumen / die Drähte sind unterbrochen / niemand führt dich / bist dir zur Puppe / geworden allein / ausgeliefert dem Zwang / deiner Gedanken".

Der Weg ist gar nicht weit von hier bis zu dem späten Gedicht "Gern würde ich mit dir", das vom gemeinsamen unberedten Schweigen handelt. Was bleibt da noch an Kommunikation? "Unser schweigendes / Blickpaar als mögliche Parallelen, / welche einander berührt haben und / berühren werden dort irgendwo / in der Unendlichkeit". Wo die Gegenwart keinen Austausch zulässt, so mag man sich das deuten, begründen Vergangenheit und Zukunft die Hoffnung darauf, die Isolation des Einzelnen zu überwinden.

TILMAN SPRECKELSEN

Fabjan Hafner: "Erste und letzte Gedichte".

Aus dem Slowenischen von Peter Handke. Zweisprachige Ausgabe. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 119 S., geb., 20,- [Euro].

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»Gut nachvollziehbar ist bei der Lektüre Hafners Abwägen jedes einzelnen Worts vor dessen Festschreibung im Gedicht, auch sein Ringen um die richtige Entscheidung zwischen sparsamem Sprechen oder Schweigen, denn Hafner weiß um den Schatz des Schweigens. Was auffällt, ist die motivische Kontinuität, seine Auseinandersetzung mit dem Alleinsein, mit Einsamkeit und einer tief innewohnenden Angst, seinem Verlorensein in der Welt.« Monika Vasik poesiegalerie.at 20210126