In "Erwartung" erzählt der dänische Autor Jussi Adler-Olsen die Geschichte des Sonderdezernates Q um Carl Mørk, Assad und Rose und deren Fälle weiter. Nachdem der letzte Band meinen Erwartungen nicht wirklich entsprach, habe ich diesen Thriller mit einer gewissen Skepsis in die Hand genommen. Zu
Anfang ist der Handlungsverlauf etwas unklar, aber spätestens nach dem Auftauchen von Marco, der…mehrIn "Erwartung" erzählt der dänische Autor Jussi Adler-Olsen die Geschichte des Sonderdezernates Q um Carl Mørk, Assad und Rose und deren Fälle weiter. Nachdem der letzte Band meinen Erwartungen nicht wirklich entsprach, habe ich diesen Thriller mit einer gewissen Skepsis in die Hand genommen. Zu Anfang ist der Handlungsverlauf etwas unklar, aber spätestens nach dem Auftauchen von Marco, der jugendlichen Hauptfigur, entwickelt sich die Geschichte rasant und sehr, sehr spannend.
Im Mittelpunkt des fünften Bandes der Reihe steht Marco, ein fünfzehnjähriger Osteuropäer, der sich mit seinem Familienverbund seit geraumer Zeit in Dänemark aufhält. Dieser Clan ist streng hierarchisch organisiert – an der Spitze steht Zola, Marcos Onkel, und am untersten Ende der Pyramide sind die Kinder und Jugendliche zu finden, die von diesem auf Bettel- und Diebestour geschickt werden und um deren "Erträge" zu steigern, schreckt die Bande auch nicht davor zurück, die diese zu Krüppeln zu schlagen. Aber wehe dem, der sich widersetzt, oder gar, wie im vorliegenden Fall Marco, aussteigen möchte. Auf seiner Flucht wird er per Zufall in seinem gewählten Versteck mit einem Leichenfund konfrontiert, und genau um diesen Ermordeten geht es auf Betreiben von Mørks Assistentin Rose in dem neuen Fall des Sonderdezernates.
Wie immer menschelt es in Adler-Olsens Thriller ganz gewaltig, wobei ich gestehen muss, dass mich das Schicksal des Jungen weitaus mehr interessiert, als das Geplänkel zwischen Rose und Gordon, dem Neuzugang im Dezernat, oder der Schlagabtausch zwischen Assad und Carl. Auch die Ausflüge in Mørks Privatleben finde ich nicht sonderlich erquicklich, vor allem deshalb, weil diese absolut nichts zum Fortgang der Handlung beitragen. Aber leider geht auch bei den skandinavischen Autoren der Trend in die Richtung, jeden Protagonisten mit möglichst vielen privaten Problemen auszustatten. Schade, denn gerade durch diese Passagen wird die Handlung immer wieder ausgebremst, was die Spannung reduziert.
In der Konstruktion des Kriminalfalles allerdings beweist Adler-Olsen seine Klasse, denn dieser ist unglaublich spannend. Gerade dann, wenn er Marcos Überlebenskampf beschreibt. Oder die korrupten Verflechtungen zwischen Bankern und Politikern und deren Skrupellosigkeit, wenn es darum geht, sich mit Geldern, die eigentlich für humanitäre Projekte gedacht sind, die eigenen Taschen zu füllen - das erzeugt Spannung auf höchstem Niveau und stellt den Thriller-Leser fast rundum zufrieden.