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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Erzähltheorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Ilse Aichingers Spiegelgeschichte, die 1949 erstmals veröffentlicht wurde, ist eine Geschichte vom Sterben einer jungen Frau. In ihren letzten Zügen erlebt sie vor ihrem inneren Auge nochmal das eigene, mutterlose und durch eine misslungene Abtreibung beendete Leben. Ein relativ trivialer, bedauerlicherweise alltäglicher Stoff? Das ist schwer zu leugnen und…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Erzähltheorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Ilse Aichingers Spiegelgeschichte, die 1949 erstmals veröffentlicht wurde, ist eine Geschichte vom Sterben einer jungen Frau. In ihren letzten Zügen erlebt sie vor ihrem inneren Auge nochmal das eigene, mutterlose und durch eine misslungene Abtreibung beendete Leben. Ein relativ trivialer, bedauerlicherweise alltäglicher Stoff? Das ist schwer zu leugnen und wirft die Frage auf, weshalb die Spiegelgeschichte zu einem der „hervorragendsten Erfolge der modernen Kurzgeschichte“ (ALDRIDGE 1988: 149) wurde. „Nicht das, was sie erzählt, sondern wie Ilse Aichinger erzählt, bringt der Spiegelgeschichte das Prädikat ‚Meisterwerk‘ ein“ (GERLACH 2002: 297): Das im Nahtoderlebnis dargestellte Leben der jungen Frau erfolgt nicht in der üblichen Form des Zeitraffers. Es handelt sich dabei nicht um eine Rekapitulation oder bloße Nacherzählung. In rückwärtsgewandter Richtung, wie im Spiegel also, durchlebt die Frau die Stationen ihres Lebens vom Ende her, kann so Abschied nehmen und sich mit ihren Fehlern versöhnen, bevor dann Tod und Geburt schließlich im gleichen Moment zusammenkommen. Diese außerordentliche zeitliche Struktur ist eine der wichtigsten, die Spiegelgeschichte konstituierenden Eigenheiten. Was die Erzählung also so einzigartig macht, ist vor allem ihre narrative Umsetzung, das Zusammenspiel bestimmter erzähltechnischer Darstellungsverfahren. Mit anderen Worten, das ‚Was‘ der Geschichte wird für den Lesenden erst durch das ‚Wie‘ gekonnt aufbereitet und ermöglicht uns so neue Perspektiven. Die vorliegende Arbeit will einen Blick auf eben diese Erkenntnis werfen. Natürlich, und das wird sich auch in dieser Arbeit zeigen, können ‚Wie‘ und ‚Was‘, beziehungsweise deren Interpretation, niemals ganz isoliert voneinander untersucht werden. Dabei werden wir uns auf die genette’schen Kategorien Stimme und Zeit konzentrieren, da diese in der Spiegelgeschichte besonders eindrücklich zur Geltung kommen. Es ergibt sich damit folgende Vorgehensweise: In einem ersten Schritt soll die Erzählsituation in der Spiegelgeschichte geklärt werden, die Eigenschaften der Stimme also sollen umrissen werden. Um die Erzählstimme einzugrenzen werden auch Aspekte der Kategorie Modus eingebracht werden. Danach befassen wir uns mit dem strukturellen Aufbau der Erzählung, wo die Kategorie der Zeit im Mittelpunkt steht.