Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit soll die Multiperspektivität und Hoffmanns Erzählstrategie im Sandmann untersucht und aufgezeigt werden, dass diese für die Verständnisschwierigkeiten, die Der Sandmann zuweilen bereitet, zu großen Teilen verantwortlich ist. Es ist eben genau dieser Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven und Erzählern, der es dem Leser unmöglich macht, die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu bestimmen und die Erzählung und deren kontroverse Fragen eindeutig zu erfassen und zu beantworten. Die Erzählstrategie bedingt daher die Nichtauflösbarkeit des Sandmanns. E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann ist zum einen die wohl meistinterpretierteste, zum anderen auch die am gegensätzlichsten interpretierte Erzählung Hoffmanns. Bereits zu Zeiten der Entstehung des Textes wurde auf die Probleme, die dieser dem Leser bereitet, hingewiesen und teilweise sogar gänzlich von der Lektüre des Werkes abgeraten. Auch Goethe fällte kein positives Urteil über den Text beziehungsweise Hoffmanns gesamtes Werk und bezeichnet den Dichter selbst als krank. Auch heute spaltet der Text noch die Massen und hat eine Unzahl an unterschiedlichen, ja sogar gegensätzlichen Interpretationen hervorgebracht. Uneinigkeit herrscht schon darüber, was das zentrale Thema des Textes sei. Zahlreiche Interpretationen schreiben dem Text eine Destruktion der Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit, andere eine Kritik an der Vernunft und der Aufklärung zu, einige untersuchen das Verhältnis von Phantastik und Wahnsinn und betrachten den Text als Beispiel für die Behandlung der Wahnsinnsthematik in der Literatur der Romantik. Was die meisten Interpretationen jedoch gemein haben ist, dass sie versuchen, eindeutige Antworten auf kontroverse Fragen, die der Text aufwirft, zu finden. So wird stets versucht, entweder zu beweisen, dass Nathanael tatsächlich wahnsinnig ist oder nicht, dass Coppola und Coppelius dieselbe Person sind oder zwei Personen und ob der Sandmann wirklich existiert oder lediglich eine Figur Nathanaels Phantasie ist. Es verwundert hierbei nicht, dass die verschiedenen Interpretationen auch unterschiedliche Antworten auf diese Fragen liefern. Ein häufiges Problem der Literatur zum Sandmann ist vor allem, dass viele Interpretationen versuchen, ihre aufgestellte Theorie am Text zu beweisen, anstatt anhand des Textes eine Theorie zu entwickeln.
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