Im Jahr 1921 legt der Expressionist Alfred Wolfenstein »Erzählungen« von Gérard de Nerval (1808–1855) in einer Auswahl und in eigener Übertragung vor; sie erscheinen in drei Bänden im renommierten Münchner Drei Masken Verlag. Wolfenstein hat sich damit einem französischen Autor gewidmet, der zu Lebzeiten in seiner Heimat eher als randständiger Vertreter der zeitgenössischen romantischen Literatur wahrgenommen wurde. Gleichwohl erfuhr er schließlich doch die Wertschätzung seitens bedeutender Schriftstellerkollegen wie Charles Baudelaire, Marcel Proust oder Théophile Gautier. Nervals künstlerisches Changieren zwischen Traum und Wirklichkeit war offensichtlich zu seiner Zeit zu radikal, als dass ihm allgemeine Aufmerksamkeit hätte beschieden sein können – mit Ausnahme seiner Meistererzählung »Aurélia«. Sein unstetes, durch zahlreiche Reisen unterbrochenes Leben zwischen Krankheit, Wahnvorstellungen und literarischer Besessenheit beendete er durch Suizid. Nun werden die Erzählungen innerhalb der von Hermann Haarmann herausgegebenen Wolfenstein'schen »Kleinen Bibliothek der Weltliteratur« wieder aufgelegt, diesmal in einem Gesamtband.