Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: gut, Technische Universität Berlin (Institut für Geschichte), Sprache: Deutsch, Abstract: Abstract: Erziehung zum Krieg im deutschen Kaiserreich Bei der Auseinandersetzung mit der Erziehung im Deutschen Kaiserreich zwischen 1890 und bis zum Ausbruch des Krieges 1914 steht vor allem eine Frage im Mittelpunkt: Wie konnte eine derart hohe Akzeptanz des Krieges in der deutschen Gesellschaft entstehen? Die Antwort darauf ist deswegen so brisant, weil Erziehung und Schule damals wie heute in erster Linie der Strukturierung einer hierarchisch aufgebauten Gesellschaft dienen. Vornehmlich das Interesse der politisch Herrschenden an der Erhaltung des bestehenden staatlich-gesellschaftlichen Systems entscheidet dabei über die Gestaltung des Schulunterrichtes. Der vorliegende Aufsatz versucht deutlich zu machen, wie der direkte Zugriff auf die Schule durch den Staat im Deutschen Kaiserreich mit dem Ziel der Erziehung zum Krieg erfolgte und welche geistigen Grundlagen dies ermöglichten. Nach einer Einleitung und der Beschreibung der Vorgeschichte, untersucht der Autor die Ziele der Berliner Schulkonferenz vom Dezember 1890 und deren Folgen. Es wird klar, dass Wilhelm II die Schule als Waffe erkannt hatte und sie gezielt einsetzen wollte, um kommende Generation so zu erziehen, dass sie für die Zwecke nationaler und zunehmend imperialer Ziele ebenso zur Verfügung stand wie zur Abwehr politischer Umwälzungen im Bereich der Innenpolitik. Ein entscheidender Beweggrund für die deutschen Hoheitsansprüche auf die Weltherrschaft war der feste Glaube bei den deutschen Nationalisten– ganz im Sinne einer religiösen Überzeugung – an die kulturelle Überlegenheit des Deutschen, an die Kulturmission zum Heil der restlichen Welt. Deshalb unternimmt der Autor abschließend einen Exkurs in den Bereich der Deutschtumsmetaphysik und Kriegserziehung. Untersucht wird das Germanentum als Leitbild und Eckpfeiler des deutschen Nationalismus. Nach den Weltkriegen wurde besonders dessen mangelnde Durchsetzungskraft, nicht zuletzt durch ungenügende Vermittlung in den Schulen, von den Nationalisten immer wieder als Hauptursache für die verloren Kriege bemüht. Berno Jannis Lilge