In 69 Szenen entwirft der erste Roman des brasilianischen Ausnahmeautors Luiz Ruffato ein kaleidoskopisches Abbild der Megacity São Paulo mit ihrem Glamour, ihrem Elend, ihrer Verlogenheit und ihrem Schmerz. Die verschiedenen Schlaglichter fügen sich zur Geschichte eines Landes, das von Gewalt und Entwurzelung gezeichnet ist. Jede der Szenen hat eine eigene Stimme, einen eigenen Ton, eine eigene soziale Färbung. Mit fast paranoider Präzision gelingt es Luiz Ruffato, den Klang, die Gerüche, die Farben, die Angst einer 22-Millionen-Stadt poetisch exakt zu erfassen und zu dem verstörenden Porträt einer zerrissenen Gesellschaft zusammenzusetzen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Poesiesplitter
aus der Metropole
São Paulo, Brasiliens größte Stadt, ist ein Moloch, eine lockende Verheißung ebenso wie eine verbrecherische Zumutung. Eine Stadt, deren politisches Chaos und soziales Durcheinander sich gut dafür eignen, sie in der Literatur zersplittert oder fragmentiert abzubilden. Ein solches Kaleidoskop hat Luiz Ruffato, einer der bekanntesten Autoren Brasiliens, mit „Es waren viele Pferde“ geschaffen. In den 69 Miniaturen entsteht eine Collage aus Geschichten, Gedichten, Gebeten, Dialogfetzen, Briefen, Szenen oder auch scheinbar trivialen Notaten wie dem Wetterbericht oder einem Speisemenü. Mal sind die knappen, dichten Beobachtungen Poesie, mal Pop, mal sind es Schilder, mal Schilderungen. Wie bei James Joyce werden an einem Tag die Probleme und Widersprüche der flirrenden, rätselhaften Stadt nebeneinandergestellt, in der nicht nur die Dekadenz der Reichen, sondern besonders die Bedürfnisse der Vernachlässigten, der Kinder, Trinker und die Huren Gehör finden. Für ebenjenen „Blick auf die Abgründe einer fremden Welt“ wurden Ruffato und sein Übersetzer Michael Kegler dieses Jahr mit dem Internationalen Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet.
TOBIAS SEDLMAIER
Luiz Ruffato: Es waren viele Pferde. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. assoziation-a, Berlin 2016. 158 Seiten,
12 Euro.
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Poesiesplitter
aus der Metropole
São Paulo, Brasiliens größte Stadt, ist ein Moloch, eine lockende Verheißung ebenso wie eine verbrecherische Zumutung. Eine Stadt, deren politisches Chaos und soziales Durcheinander sich gut dafür eignen, sie in der Literatur zersplittert oder fragmentiert abzubilden. Ein solches Kaleidoskop hat Luiz Ruffato, einer der bekanntesten Autoren Brasiliens, mit „Es waren viele Pferde“ geschaffen. In den 69 Miniaturen entsteht eine Collage aus Geschichten, Gedichten, Gebeten, Dialogfetzen, Briefen, Szenen oder auch scheinbar trivialen Notaten wie dem Wetterbericht oder einem Speisemenü. Mal sind die knappen, dichten Beobachtungen Poesie, mal Pop, mal sind es Schilder, mal Schilderungen. Wie bei James Joyce werden an einem Tag die Probleme und Widersprüche der flirrenden, rätselhaften Stadt nebeneinandergestellt, in der nicht nur die Dekadenz der Reichen, sondern besonders die Bedürfnisse der Vernachlässigten, der Kinder, Trinker und die Huren Gehör finden. Für ebenjenen „Blick auf die Abgründe einer fremden Welt“ wurden Ruffato und sein Übersetzer Michael Kegler dieses Jahr mit dem Internationalen Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet.
TOBIAS SEDLMAIER
Luiz Ruffato: Es waren viele Pferde. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. assoziation-a, Berlin 2016. 158 Seiten,
12 Euro.
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